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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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ihn wiederbeleben wollte. Aber in so einer Situation kann man meist nichts mehr tun. Wir hätten ihn höchstwahrscheinlich auch nicht retten können.«
    Die Worte der Sanitäterin beruhigten Max. »Ich habe eben mit der Polizei gesprochen. Die haben gesagt, dass ich mit ihm fahren kann, wenn Sie damit einverstanden sind. Meine Eltern sind schon auf dem Weg zum Krankenhaus.«
    Die Frau sah ihren Kollegen an, der unschlüssig schien. »Du möchtest wirklich mitfahren?«
    Max nickte nur.
    Die Sanitäter schlossen die Türen hinter Max. Er saß neben der Bahre und blickte auf Professor Millers Leichnam. Es roch nach Desinfektionsmittel n – der Krankenwagen war ein kalter, funktionaler Ort, der dazu diente, Leben zu retten. Oder Tote abzutransportieren.
    Sie hielten am Tor. Ein Polizist winkte sie durch und trieb die gaffende Menge auseinander. Leise rollte der Wagen davon. Es war nicht nötig, das Blinklicht und die Sirene einzuschalte n – den Tod eines Menschen musste man nicht ausposaunen.
    Bald war das Museum außer Sicht. Max legte eine Hand auf den reglosen Körper des Professors.
    »Danke«, flüsterte er.
    Die Spur war im Sand verlaufen. Der Abgleich der Fingerabdrücke, die Charlie Morgan gefunden hatte, führte zu keinem Ergebnis, und als das British Museum am nächsten Morgen öffnete, wurde die Suchaktion beendet. Ridgeway hatte Fergus Jackson eindringlich darum gebeten, ihm Fingerabdrücke aus Max’ Zimmer zu beschaffen, was die Suche nach dem Jungen sicher vereinfacht hätte, aber der Schuldirektor ließ sich nicht dazu überreden. Das sei eine Rechtsverletzung, und er wolle auf keinen Fall, dass die Fingerabdrücke eines unschuldigen Schülers in einer Verbrecherdatei gespeichert wurden.
    Niemand ist unschuldig, wollte Ridgeway erwidern, ließ es aber bleiben.
    Jetzt saß er in seinem Büro und sprach mit der frustrierten, Kaugummi kauenden Charlotte Morgan.
    »Ich finde, wir sollten das inoffiziell lösen«, sagte er.
    »Okay, Chef.« Ihr war das egal. Vorschriften waren etwas für Leute, die nicht selbstständig denken konnten.
    »Ich hatte ein kurzes, aber sehr informatives Gespräch mit einem leitenden Beamten, der Jonathan Llewellyn unterstellt ist.«
    Llewellyn war ein hohes Tier beim MI6, dem geheimen Nachrichtendienst.
    »Der MI6 interessiert sich für Max Gordon?«, fragte Charlie überrascht.
    »Nein, für Riga. Der ist international tätig und eigentlich ein paar Nummern zu groß, um sich mit dem kleinen Gordon abzugeben. Ich habe die Anweisung erhalten, mich da rauszuhalten, solange die Sicherheit dieses Landes nicht gefährdet is t – und das ist ja offenbar nicht der Fall.«
    »Ich habe noch etwas Resturlaub«, sagte Charlie und erklärte sich somit bereit, sich inoffiziell um die Sache zu kümmern. Es galt ein stillschweigendes Einvernehmen unter Profis: Was jemand in seiner Freizeit unternimmt, geht keinen etwas an, auch nicht den Vorgesetzten.
    »Gut. Ich sage Ihnen Bescheid, wann Sie den nehmen können. Es gibt absolut keinen Hinweis darauf, dass Max Gordon das Land verlassen hat. Die Fahndung an allen nationalen und internationalen Fähr- und Flughäfen wurde eingestellt. Ich weiß nicht, wo er ist. Ich weiß nicht, was er mit Riga zu tun hat und warum Danny Maguires Körper in einem Bestattungsinstitut mit einer anderen Leiche verwechselt und versehentlich eingeäschert wurde. Und ich weiß nicht, warum unsere Regierung und der MI6 mich zurückgepfiffen haben. Aber ich weiß, dass ich das alles wissen will.«
    »Können Sie mit dem Leiter seiner Schule reden, um herauszufinden, ob es irgendeine Beziehung zu Mittelamerika gibt?«
    »Nicht Peru?«
    »Ist nur so eine Vermutung. Mir fällt gerade ein, dass ich noch seinen Laptop habe. Da müssten seine Fingerabdrücke drauf sein.«
    Charlie ließ eine Kaugummiblase platzen. Sie hatte es nicht nötig, für irgendetwas um Erlaubnis zu fragen.
    Am frühen Morgen brach im städtischen Krankenhaus hektische Betriebsamkeit aus und Max konnte sich unbemerkt davonschleichen. Er tauchte im Strom der Pendler unter und ging zur nächsten U-Bahn-Station.
    Als die Tonbandstimme den Fahrgästen mitteilte, dass sich die Türen schließen würden, saß er schon und hatte erschöpft den Kopf auf die Brust sinken lassen. Eine Frau mit einem großen Reisekoffer quetschte sich neben ihn. Nervös hielt sie den Griff des Koffers fest, als hätte sie Angst, dass dieses Riesending sonst geklaut werden könnte. Wie auf dem Kofferanhänger zu lesen war, fuhr

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