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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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nicht sprechen. Die sind in der Nähe. Drei Männer, vielleicht auch mehr.« Er klappte das Handy zu.
    Max rannte die Treppe hoch.
    Ein Schatten jagte ihm hinterher.
    Wie dicht waren sie ihm bereits auf den Fersen?
    Max hörte den Mann hinter sich schnaufen.
    Die drohende Gefahr verlieh ihm neue Kräfte und er gewann ein paar Meter Abstand zu seinem Verfolger.
    Der Mann rief atemlos: »Hier!«
    Der Schrei war ein Signal an einen weiteren mordlüsternen Schatten, der nun von der Seite auf ihn zustürzte. Max sah die kalten Augen und gefletschten Zähne. Zwei konnte er schlagen. Ganz bestimmt!
    Voller Panik, aber zugleich höchst wachsam, hastete er weiter, blieb dann jedoch abrupt stehen. Genau dort, wo Max hinwollte, stand ein Mann. Er schien vollkommen ruhig, als würde er nur darauf warten, dass die anderen ihm das Opfer zum Töten in die Arme trieben.
    Wohin jetzt? Eine Treppe führte nach oben. An ihrem Ende befand sich ein geschlossenes Restaurant. Wenn er dort hinauflief, saß er in der Falle.
    Max kam sich vor wie ein Affe, der von Löwen in die Enge getrieben wurde. Doch das brachte ihn auf eine Idee.
    Du musst klettern, Max!
    Vom Instinkt getrieben, rannte er auf das riesige Ausstellungsstück zu, das in Richtung Glasdach ragte. Es war schätzungsweise zehn, zwölf Meter hoch und sah aus wie ein dicker Baum ohne Äste.
    Aus Holz geschnitzte Fratzen grinsten ihn an, ganz unten fiel ihm eine platt gedrückte Maske mit einer Walflosse im Maul auf. Ein Totempfahl. An dem grob behauenen Holz, das jahrhundertelang Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war, haftete keine Farbe mehr. Max’ Füßen bot es guten Halt, als er mithilfe der Ecken und Kanten des Schnitzwerks nach oben stieg. Unter sich hörte er die Männer fluchen. Max vermied es, zu ihnen hinabzuschauen.
    Ein Schrei ertönte. »Ihm nach!«
    Nun wagte Max doch einen Blick in die Tiefe. Einer der Männer kletterte ihm hinterher, der zweite leuchtete seinem Partner mit der Taschenlampe, der dritte stand nur abwartend da und sah zu. Still und reglos. Er überlegte, was Max tun würde, wenn er oben angekommen war, denn dort ging es nicht mehr weiter.
    Zitternd vor Erschöpfung und Angst, spürte Max die Vibration in seinen Fingerspitzen, die sein Verfolger verursachte. Der Totempfahl schwankte leicht hin und her. Max war oben angelangt.
    Er hatte damit gerechnet, dass sie ihm folgen würden. Das zusätzliche Gewicht machte den Pfahl instabil und Max würde dafür sorgen, dass er noch mehr wackelt e – wenn er überleben wollte, musste er das tun. Aber wenn er einen Fehler machte, wäre er erledigt.
    Er hielt sich an einer knorrigen Geistermaske fest und lehnte sich zurück. Sie hielt. Er warf sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn, dann wieder zurück, sodass der Pfahl heftig in Bewegung geriet. Max stöhnte vor Anstrengung und spannte alle Muskeln in seinen Beinen an, um ja nicht den Halt zu verlieren.
    »Hey, Junge! Lass das! Du bringst uns beide um!«, schrie der Mann fünf Meter unter ihm. Er war ein schneller Kletterer, aber jetzt kam er nicht mehr weiter, sondern musste sich an dem Pfahl festklammern.
    Max war nicht in der Stimmung, der Aufforderung Folge zu leisten. »Fahr zur Hölle!«, rief er und warf sich mit voller Wucht nach vorn. Gleich musste der Pfahl umkippen. Max schrie auf. Noch einmal Schwung holen, dann würde es passieren.
    Zu weit! Er verlor an Schwung. Max umarmte die Fratze mit dem spitzen Schnabel und starrte in ihr schauriges Antlitz.
    »Mach schon!«, brüllte Max und konzentrierte sich mit jeder Faser seines Körpers auf das Schwanken des Pfahls. Und wie ein mächtiger Baum nach dem entscheidenden Axthieb gab der Totempfahl nach und senkte sich langsam zur Seite.
    Der Mann schrie. Seine Füße und Hände hatten keinen Halt mehr. Wenn er unten aufschlug, würde er sich alle Knochen brechen. Ein zweiter entsetzlicher Schrei bestätigte das.
    Aber Max’ Aufmerksamkeit galt nur noch dem Sturz des Totempfahls, bis ihm die Wirkung der Schwerkraft den Atem verschlug. Er kam der Mauer des Gebäudes immer näher und musste jetzt eigentlich loslassen. Als der Totempfahl dagegenkrachte, wurde ihm die Entscheidung buchstäblich aus den Händen genommen. Der Aufprall schleuderte ihn in die Luft. Max streckte die Arme nach vorn und bekam die Betonkante eines Ziergiebels zu fassen, der unter der Dachkonstruktion angebracht war. Jetzt hatte er nur noch Luft unter den Füßen. Sein Gewicht riss ihm fast die Arme aus den Gelenken, trotzdem schaffte

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