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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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bester Freund hat für mich ein Bett im Backpacker’s Big House gebucht.«
    »Wenn er das für mich gemacht hätte, wär’s aus mit der Freundschaft.«
    Oh Sayid, was hast du getan?
    »Trotzdem, irgendwo musst du ja bleiben und besser da als auf der Straße.«
    »Finde ich auch«, sagte Max.
    »Also, du gehst drei Blocks nach Süden«, sie zeigte in eine Richtung, »und von dort aus zwei Blocks nach Westen. Da ist es dann, nicht weit vom Hafen.«
    »Danke.«
    »Hast du dir das alles gemerkt?«
    »Ich habe einen Kompass. Ich werd’s schon finden.«
    »Bist du Pfadfinder oder so was? Junge, wir sind hier nicht im Cowboyland. Das ist eine schlimme Gegend. Wenn du in dem Hostel angekommen bist, schließ die Tür ab und geh abends nicht raus. Verstanden?«
    »Ja, okay. Danke für Ihre Hilfe.«
    »Aber gern.« Sie sah Max nach. »So ein dummer Junge, der kriegt bestimmt Ärger. Doch die Kids heutzutage wollen ja nicht hören«, brummte sie vor sich hin, dann drehte sie sich zu dem Fahrer um, der noch von der Polizei befragt wurde, und schrie: »Clarence! Wo bleibt der verdammte Bus, den du uns versprochen hast?«
    Immerhin war das Zimmer halbwegs sauber. Nur hin und wieder huschten Kakerlaken über den nackten Fußboden. Ein stabiles, altmodisches Bett mit einem abgewetzten, aber gewaschenen Laken und einer dünnen Baumwolldecke war das einzige Möbelstück. Es gab nicht einmal einen Drahtbügel, um die Klamotten am Türgriff aufhängen zu können. Das Bad war am Ende des Flurs. Unter dem Fenster im ersten Stock standen riesige Müllcontainer, die gewaltig stanken.
    Max hatte den Mann am Empfang gefragt, ob er nicht ein anderes Zimmer bekommen könnte. Der Kerl trug ein Stirnband, ein T-Shirt der Band Grateful Dead und einen goldenen Ohrring. Sein weißer Bart ließ Max an einen Kaktus denken. Max erklärte ihm, dass sein Freund das Zimmer von England aus reserviert habe, aber es half nichts. Davon wusste der Mann nichts. Angeblich waren sämtliche Zimmer von einer Gruppe deutscher Rucksacktouristen gebucht worden. Obwohl sie noch nicht da waren, würden sie die besseren Zimmer bekommen, weil sie bereits bei der Buchung gezahlt hatten.
    »Aber in der Tür steckt kein Schlüssel«, hatte Max gesagt.
    »Wenn du ein neues Schloss kaufen willst, kriegst du auch ’nen Schlüssel. Junge, entweder du nimmst das Zimmer über den Müllcontainern oder du kriegst gar keins.« Damit war das Gespräch beendet gewesen.
    Max hatte schon an schlimmeren Orten geschlafen. Er trug seinen Rucksack ins Bad, wo es eine verschließbare Tür gab, und duschte. Die Haarfarbe ließ sich nicht auswaschen. Als er wieder in sein Zimmer zurückkam, schob er das Bett vor die Tür. Irgendwo in der Nähe dröhnte eine Schiffssirene. Am Flughafen hatte er so viel zu essen und trinken gekauft, dass es bis zum nächsten Tag reichen würde. Gut gemacht, dachte er, als er durchs Fenster auf die trostlose Straße blickte. In dieser Gegend gab es bestimmt keine netten Restaurants.
    Weil Max seine Sachen nicht auf den Boden werfen wollte, legte er sich angekleidet aufs Bett. Er hasste es, nichts tun zu können, aber manchmal muss man einfach unterkriechen und warten, bis man wieder aktiv werden kann. Das war so ähnlich wie auf der Jagd: Man liegt in einem Versteck und wartet seelenruhig ab, dass ein Tier erscheint. So hatte er es von seinem Dad gelernt, als sie in Schottland in einem getarnten Unterstand an einem See gelauert hatten, um wilde Otter zu beobachten. Sie hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt, weil sie sich möglichst still verhalten mussten, aber Max hatte das Abenteuer mit seinem Dad richtig genossen.
    Diese Zeiten waren vorbei. Tom Gordon hatte seine sterbende Frau im Stich gelassen und jetzt musste Max sein Abenteuer allein bestehen.
    Beim Gedanken an seinen Vater schoss ihm Adrenalin ins Blut und es fiel ihm schwer, sich wieder zu beruhigen. Er betastete das Quipu und hätte so gerne gewusst, welches Geheimnis darin verborgen war.
    Max packte das Plastiketui aus, in dem er die Fotos seiner Mutter aufbewahrte. Auf jedem Bild hatte sie die Haare nach hinten gebunden und ein Lächeln im braun gebrannten Gesicht. Max betrachtete sie lange. Sie trug eine Bluse in Dschungeltarnfarben, hatte die Ärmel aufgekrempelt und eine Baseballkappe auf dem Kopf. Wie schön sie war. Jedes Bild zeigte sie in einer anderen Gegend des Regenwalds: vor einem Wasserfall, vor einer Ruin e – Max hielt sie für eine alte Mayastätt e –, vor ein paar Hütten

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