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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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trugen. Sie legten den orangefarbenen Leichensack auf eine Rolltrage und schoben sie zu einem Zelt, das auf dem Bahnsteig aufgebaut worden war. Dort wartete bereits ein dritter Mann in einem Schutzanzug. Der Leichensack wurde angehoben, mit einer weiteren Schutzhülle überzogen und auf die Trage zurückgelegt. Sanitäter schlugen die Zeltklappen auf, übernahmen die Bahre und verschwanden damit. Sayid sah kurz dabei zu, wie das Bergungsteam in eine Auffangwanne trat und mit einem Dampfschlauch abgespritzt wurde. Viel mehr interessierte ihn, wohin man Danny Maguires Leiche brachte.
    Seine Finger flogen über die Tastatur. Er hatte die richtigen Kameras rasch gefunden und konnte beobachten, wie die Leiche in einen Krankenwagen geladen wurde. Die Polizei hatte rundherum alles abgesperrt. Die beiden Männer, die Danny am Anfang verfolgt hatten, hatte er aus den Augen verloren, aber jetzt sah er einen Polizisten, der einen silbernen Mercedes durch den Sicherheitsbereich schleuste. Sayid hielt das Bild an und zoomte auf die Windschutzscheibe. Da saßen die beiden ja!
    Der Krankenwagen fuhr in Begleitung einer Motorradeskorte der Polizei los. Der Mercedes schloss sich ihnen an und die Kolonne verschwand im Londoner Verkehrschaos. Gleich darauf war die Aufzeichnung zu Ende. Sayid rief einen Stadtplan auf. Er musste herausfinden, wohin der Krankenwagen gefahren war. Mit seinem Programm konnte er sich in die Überwachungskameras einklinken, die an vielen Gebäuden und Straßenlaternen in der Stadt angebracht ware n – und wie Geier alles und jeden beobachteten.
    Max folgte einem Tierpfad. Mit dem eisenbeschlagenen Holzstück in der einen Hand und der Steinaxt in der anderen, bewegte er sich langsam und vorsichtig durch das Unterholz. Dabei achtete er auf jedes Geräusch. Das Ächzen der Bambusstauden kam von irgendwo rechts. Nach jeweils zwanzig Schritten knotete er einen seiner Stoffstreifen an einen Zweig, um nachher leichter zurückzufinden. Mit dem letzten markierte er die Stelle, wo er den Tierpfad verließ. Dort war das Unterholz so dicht, dass er sich den Weg sehr genau einprägen musste. Für die nächsten zehn Meter brauchte er fast eine Viertelstund e – das war in diesem undurchdringlichen Gewirr von Ästen und Ranken gar keine schlechte Zeit. Um den Weg zu den Stoffstreifen wiederzufinden, knickte Max in kurzen Abständen Zweige und Blätter ab, wobei er stets darauf achtete, wo er hinfasste. Manche dieser Zweige hatten nadelspitze Dornen. Wenn sie im Fleisch stecken blieben, entzündete sich die Stelle und er bekam womöglich Tropenfieber. Dann wäre er den Raubtieren des Dschungels hilflos ausgeliefert.
    Endlich hatte er das Bambusdickicht erreicht. Die einzelnen Stäbe waren dicker als sein Bein und ragten bis hinauf in das Blätterdach. Er klopfte an einen. Unten klang es hohl, aber etwas weiter oben hörte es sich schon besser an. Er setzte die Spitze seines Holzstabs an den Schaft und lehnte sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen. Es entstand ein kleiner Riss, aus dem ein paar Tropfen sickerten. Nun nahm er die Axt, zielte sorgfältig und erweiterte den Spalt. Sogleich kam Wasser herausgelaufen. Max ging in die Knie und ließ es in seinen Mund rinnen. Nachdem er das ein paarmal wiederholt und seinen Durst gestillt hatte, füllte er die Wasserflasche.
    Er wandte sich um und hielt nach dem Weg Ausschau, den er gekommen war. Doch er erkannte in dem Wirrwarr aus Bäumen, Ranken und Unterholz nichts wieder. Max stolperte rückwärts über eine Wurzel. Panik machte sich in ihm breit, als er in das wuchernde Laubwerk fiel. Etwas stach ihn in die Schulter. Ein Skorpion? Er drehte sich hastig um und sah, dass er auf einem dieser mit Nadeln übersäten Zweige gelandet war. Das hatte er doch unbedingt vermeiden wollen!
    Einige Sekunden lang glaubte er, sich nicht aus dem Griff der Dschungelpflanzen befreien zu können. Schweiß brannte ihm in den Augen. Und dann, wie auf Knopfdruck, war es um ihn herum vollkommen still. Seine Instinkte erwachten. Irgendwo hinter ihm erzitterten die Büsche, Max sah einen gelb-schwarz gefleckten Schatten auftauchen und genauso schnell wieder verschwinden.
    Er spähte durch die grünen Zweige, bis er den Kopf des Jaguars erblickte. Das Tier sah ihm genau in die Augen und gab ein leises Knurren von sich. Es entblößte die Zähne, doch es war kein Zeichen von Hunger oder Aggressivität.
    Max nickte, um ihm zu zeigen, dass er die Botschaft verstanden hatt e – das war nicht sein

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