Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
Vom Netzwerk:
Revier, sondern das des Jaguars. Max musste unweigerlich an die Zeit in Afrika denken, als ein Schamane ihm das Leben gerettet und ihn mit der Fähigkeit ausgestattet hatte, aus seinem Körper herauszutreten und ins Bewusstsein anderer Lebewesen einzutauchen. So wie jetzt.
    Hinter der Raubkatze bewegte sich noch etwas anderes. Max vernahm ein leises Schnurren. Es kam von einem jungen Jaguar. Er war wahrscheinlich höchstens ein Jahr alt und konnte noch nicht für sich selbst sorgen. Der Kleine musste erst lernen, im Dschungel zu überleben, und bis dahin würde seine Mutter ihn beschützen.
    Der stechende Schmerz in seiner Schulter ließ Max kurz die Augen schließen.
    Als er sie wieder öffnete, waren die beiden verschwunden.
    Xavier murmelte leise vor sich hin, während er die Dornen aus Max’ Schulter zog. Max verzog das Gesicht und stöhnte auf, als sich die Nägel des Jungen in sein Fleisch gruben.
    Zwei Dornen waren in seinen Schultermuskeln stecken geblieben. Max hatte Xavier erklärt, er solle mit einem flachen Stein von unten dagegendrücken, bis die Enden zum Vorschein kämen. Wenn man sie mit den Fingernägeln herauszuquetschen versuchte, konnte sich die Stelle entzünden. Die Dornen saßen jedoch so tief, dass Xavier seine Nägel einsetzen musste. Aber auch das half nicht.
    »Okay, lass gut sein, Xavier. Wir müssen weitermachen.«
    »Meinst du wirklich? Das sieht gar nicht gut aus.«
    Max nickte. Sie mussten das Floß fertig bauen. Der Schmerz war auszuhalten, aber die Verletzung machte ihm Sorgen. Wie viel Zeit blieb ihm, bis die Wunde sich entzündete und er nichts mehr dagegen tun konnte? Er brauchte sehr viel Glück, um das zu überstehen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er aufbrechen und so weit wie möglich flussaufwärts kommen musste. Irgendwo in dieser undurchdringlichen Welt war seine Mutter gestorben. Er musste die Wahrheit über ihren Tod erfahren. Und warum sein Vater sie, wie er selbst zugegeben hatte, im Stich gelassen hatte.
    Riga saß vor seinem Laptop und analysierte die Videoaufzeichnung der Bootsexplosion. Er hatte lange auf den Geheimbericht warten müssen, den ihm Cazaminds Kontaktleute beim amerikanischen Nachrichtendienst beschaffen sollten. Der Stummfilm lieferte keinerlei Hinweis auf die Kraft der Geschütze, die das Boot unerbittlich unter Beschuss nahmen. Je länger Riga mit geschultem Blick die Einzelheiten des Kampfgeschehens verfolgte, desto mehr bewunderte er Alejandros Mut und Geschicklichkeit. Nichts wies darauf hin, dass das Schnellboot zu fliehen versuchte. Im Gegenteil, es nahm den Kampf mit dem Helikopter auf. Er beobachtete, wie das Boot im Zickzack durch das Riff raste. Einmal geriet es außer Sich t – und genau diese fehlenden Sekunden ließen ihn aufmerken.
    Immer wieder schaute er sich diese Szene an. Zunächst waren eindeutig sechs Personen an Bord. Der Hubschrauber war offensichtlich über das Boot hinweggeschossen, und als es wieder ins Blickfeld der Kamera kam, zählte Riga noch einmal nach. Natürlich war es denkbar, dass ein paar von der Mannschaft getötet worden und während dieser fehlenden Sekunden ins Wasser gestürzt ware n – aber das hielt Riga für unwahrscheinlich. Das Boot hatte auf die Küste zugehalten und einen Haken geschlagen, Wellen und Gischt hatten die Sicht getrübt, und als der Helikopter nach einem Wendemanöver wieder auf das Boot zu schießen begann, waren dort nur noch vier Männer zu sehen. Zwei von ihnen fielen gleich darauf getroffen von Bor d – die Leichen dieser jungen Männer Anfang zwanzig hatte die Küstenwache aus dem Wasser gefischt. Die beiden übrig gebliebenen mussten von der Explosion in winzige Fetzen gerissen worden sein, sonst hätte man auch ihre Leichen gefunden.
    Riga stoppte das Bild an der Stelle, wo das Boot von der Küste aufs offene Meer zurückgeschwenkt war und der Hubschrauber seine Attacke fortsetzte. Die Küstenlinie verschwand. Er vergrößerte einen Ausschnitt. Im Kielwasser des Bootes waren zwei kleine schwarze Punkte zu erkennen. Er ließ die Aufnahme sehr langsam weiterlaufen. Während das Boot weiterbretterte, blitzte für den Bruchteil einer Sekunde etwas in den Wellen auf, was wie die Bewegung eines Schwimmers aussah.
    Riga musste grinsen: Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teenager eine solche Schießerei überstand? Dieser Max Gordon erwies sich als eine wahre Herausforderung. Er nahm das Satellitentelefon, das neben seinem Laptop lag, und drückte eine Taste. Cazamind meldete

Weitere Kostenlose Bücher