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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Boote s – und die hätte es doch geben müssen.
    Riga ließ den Piloten ein Stück weiterfliegen und fünfzig Meter vom Strand entfernt in der Luft anhalten. Die Kufen schwebten nun so dicht über den Wellen, dass Riga in das brusthohe Wasser der Lagune hinabgleiten konnte. Während der Hubschrauber abdrehte und einen Kilometer vor der Küste in Wartestellung ging, hob Riga das Gewehr über den Kopf und watete auf den Küstenstreifen zu. Knöcheltief im warmen Wasser stehend, ließ er den Blick über den Strand und die Bäume schweifen. Falls Max Gordon und einer der Männer tatsächlich überlebt hatten, konnten sie nur hier an Land gegangen sein. Die Wellen rollten träge den Strand hoch und wieder zurück. Riga klemmte sich das Gewehr unter die Schulter und legte den Sicherungshebel um.
    Eine Stunde lang suchte er die nähere Umgebung ab und fand nicht den geringsten Hinweis darauf, dass dort jemand gewesen war. Dann aber stieß er auf Schleifspuren an einem Baumstamm. Es waren nicht die tiefen Kratzer eines Jaguar s – das hier sah eher nach dem Werk von Affen aus. Er hockte sich hin, horchte auf die Geräusche des Dschungels und spähte in das Dickicht. Mit seinen Adleraugen erfasste er einen Stängel in fünfzehn Meter Entfernung, der nicht abgebrochen, sondern nach hinten gebogen war. Vorsichtig bewegte er sich darauf zu. Es würde einige Zeit brauchen, doch er war zuversichtlich, noch mehr Hinweise darauf zu finden, dass hier jemand in den Dschungel eingedrungen war.
    Langsam, aber sicher folgte er der nahezu unsichtbaren Spur aus abgeknickten oder umgebogenen Zweigen, die Max hinterlassen hatte. Die Stoffstreifen hatte Max wieder eingesammelt, doch die markierten Zweige hatte er nicht gerade biegen können. Riga erreichte die Bambusbäume und sah, wo Max das Wasser abgezapft hatte. Als er den Stamm näher untersuchte, war er einen Moment lang unvorsichtig. Ein schwarzer Schatten löste sich aus dem Dschungel und ging in Angriffsstellung.
    Die Raubkatze schaffte es gerade noch, ein leises Knurren auszustoßen, dann wurde sie von zwei Schüssen getroffen. In den wenigen Sekunden, bis der Jaguar mit lautem Gebrüll zusammenbrach, wich Riga nicht etwa zurück, sondern schritt furchtlos auf ihn zu. Er stellte sich über das sterbende Tier und brachte es mit einem Gnadenschuss zum Schweigen. Die bernsteingelben Augen wurden trüb, das krampfhafte Zucken der Muskeln ließ nach. Riga betrachtete den Jaguar aufmerksa m – offenbar war er in sein Revier eingedrungen. Wie Max Gordon vor ihm. Riga fragte sich, ob der Junge dem Tier begegnet war. Es spielte keine Roll e – jetzt gab es in diesem Teil des Dschungels nur noch einen Jäger.
    Er sah auf sein Opfer hinab und empfand weder Reue noch Genugtuung. Töten war sein Beruf. Dann hörte er das leisere, weniger bedrohliche Knurren einer anderen Raubkatze. Er hob das Gewehr und zielte auf den Kopf des jungen Jaguars. Ohne zu wissen warum, ließ er ihn aber leben. Vielleicht kam er ja allein zurecht. Irgendwann musste das schließlich jeder lernen.
    Als Riga zum Strand zurückging, achtete er noch genauer auf alle Einzelheiten. Vom Stamm einer Palme hatte jemand Fasern gezupft. An einem anderen schlängelte sich ein Schatten aufwärts, als sei dort eine Ranke abgerissen worden. Dort, wo der Strand in den Dschungel überging, fiel ihm ein unnatürlich geformter Laubhaufen im Unterholz auf. Er griff hinein und zog einige Palmenblätterstreifen hervor. Jemand hatte etwas daraus herstellen wollen und die Reste weggeworfen.
    Also: Max Gordon hatte Wasser gefunden und eine biegsame Ranke benutzt, um damit irgendetwas zusammenzubinden. Die Blattstreifen blieben Riga ein Rätsel, bis er einen zu einem Ring bog und feststellte, dass dieser genau um seinen Kopf passte. Ganz schön schlau, der Junge! Aber wie war er von hier weggekommen? Es gab nur einen Weg: den Fluss. Das also hatte Max Gordon geta n – er hatte ein Floß gebaut.
    Riga lächelte. Er hatte ihn. Der Junge war schon so gut wie tot.

15
    A uch wenn Charlie Morgan vom MI5 war und Unterstützung vom FBI bekam, hatte sie längst nicht so gute Informationsquellen wie Riga. Sie hatte ganz Miami durchkämmt, ohne einen Hinweis auf Max zu finden. Er hatte anscheinend auch nicht versucht, irgendwo in der Stadt ein Zimmer zu buchen. Der Junge war wie vom Erdboden verschluckt.
    Charlie konnte nicht wissen, dass Cazamind im Hintergrund die Fäden in der Hand hielt und mit seinem enormen Einfluss verhindert hatte, dass der

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