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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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schrecklich schiefgegangen. Nun lag er irgendwo im Dschungel und Maden knabberten an ihm herum. Das war die Rache des Himmels für all die schlechten Dinge, die Alejandro und seine Leut e – und er selbs t – getan hatten.
    »Ich geh mal was zu essen suchen«, unterbrach Max seine Gedanken.
    Xavier stützte sich auf und spähte in das dichte Unterholz. »Hast du vergessen, was da drin lauert? Was glaubst du, wie viele Leben du hast? Meinst du, bloß weil diese große Katze gestern Nacht was getötet hat, hat sie heute keinen Hunger? Vielleicht hat sie einen Freund und sagt zu ihm: Hey, Amigo , schon von den zwei Jungen unten am Strand gehört? Die haben kein Wasser, die haben nichts zu essen, das sind bloß zwei dumme Chicos , die hier angespült worden sind. Die haben Fleisch auf den Knochen und nichts, womit sie sich wehren können. «
    »Jaguare jagen allein und nur nachts.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Aus Büchern und von meinem Dad.«
    »Aha. Dein Daddy erlaubt dir, nach Miami zu fliegen, damit du einem Drogenschmuggler das Leben rettest?«
    »Ich habe nicht gewusst, dass du ein Drogenschmuggler bist.«
    »Und was wäre, wenn du’s gewusst hättest? Hättest du dann kaltherzig zugesehen, wie dieser Irre mich abknallt?«
    »Dann wäre ich wenigstens nicht in diese blöde Situation geraten«, sagte Max.
    »Hey, Chico , immerhin habe ich dich vor dem Krokodil gewarnt.«
    »Stimmt nicht. Du hast nicht laut genug geschrien.«
    »Wenn du so viel Schlamm und Wasser in den Ohren hast, kann ich doch nichts dafür. Okay, ich habe versucht, dich zu warnen. Sagst du eigentlich niemals Danke?«
    »Danke, Xavier Morera Escobodo García, dass du versucht hast, laut genug zu schreien.«
    »Gern geschehen.«
    Max ließ Xavier im Schatten der Palmen liegen. Es war klar, dass er sich nicht vom Fleck rühren würde. Im Dschungel wollte Max auf keinen Fall verwundet oder krank werden. Es war schon für einen gesunden und starken Menschen nicht einfach, mit der kräftezehrenden Sonne fertig zu werden, und deshalb hatte er durchaus ein wenig Mitleid mit Xavier.
    Max suchte im Dschungel nach Beeren, Samen oder Nüssen, von denen er annahm, dass man sie gefahrlos essen konnte. Solche, bei denen er sich nicht sicher war, legte er sich kurz auf die Zunge, und wenn sie bitter schmeckten, spuckte er sie aus. Er fand drei Früchte, die er kannte: hellgelbe Guaven von einem Baum mit weißen Blüten, eine Staude reifer Fingerbananen und grün umhüllte Kokosnüsse, die von den Palmen gefallen waren und hartnäckig Widerstand leisteten, als er sie an einem Felsen aufzuschlagen versuchte. Erst als er das Holzstück mit der Eisenspitze zu Hilfe nahm, gelang es ihm, sie zu öffnen. Dazu klemmte er den Stab in einer Astgabel fest und schmetterte die Kokosnüsse auf die Spitze. Die grüne Schale sprang auf und die fasrige braune Nuss darunter kam zum Vorschein. Er durchbohrte eins der drei Keimlöcher der Kokosnuss und saugte die weiße Flüssigkeit heraus. Mit diesen Vorräten wuchsen ihre Überlebenschancen beträchtlich. Aus Blattstreifen flocht er eine Tasche, in der er die Sachen transportieren konnte.
    Max bückte sich, schob das Laub am Boden zur Seite und steckte die Finger in die Erde. Sie war feucht, was im Dschungel natürlich nicht ungewöhnlich war, aber er wusste, dass es in dieser Region Mittelamerikas besonders oft und heftig regnete. Aus dem Dickicht drang ein ächzendes, schabendes Geräusch. Max konnte es erst nach einer Weile einordnen, als er sich daran erinnerte, wo er es schon mal gehört hatt e – in einem Bambusgarten, in den sein Dad ihn einmal mitgenommen hatte. Bambus speichert Wasser. Ihm blieb nichts anderes übrig, er musste sich in den finsteren Dschungel wagen, den Bambus suchen und dann wieder den Weg zurückfinden.
    Bunte Vögel stoben kreischend aus dem dichten Laubwerk. Max bewegte sich vorsichtig vorwärts und lauschte auf das Rascheln der Tiere in seiner Nähe. Die Fotos von seiner Mutter steckten gut verpackt in dem Plastiketui in seiner Brusttasche. Er sah ihr lächelndes Gesicht vor sich, spürte, wie ihm warm ums Herz wurde, und stellte sich vor, dass der melodische Gesang eines Dschungelvogels die Stimme seiner Mutter sei, die ihn freundlich zu sich rief.
    Max schob die herabhängenden Zweige beiseite und trat in die beklemmende Welt des Dschungels, die ihn sofort verschlang.

14
    S ayid verfolgte am Bildschirm, wie die Männer in den Schutzanzügen einen zugedeckten Leichnam aus dem Tunnel

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