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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Angriff der Küstenwache publik wurde.
    Sie saß in ihrem stickigen Zimmer unter einem quietschenden alten Ventilator und studierte die Karte von Mittelamerika, die sie vor sich auf dem Boden ausgebreitet hatte. Sie hielt den Finger auf eine kleine Stadt, hinter der weit verstreut ein paar Siedlungen lagen. Ab und zu war ein Klecks für ein Dorf eingezeichnet, dazwischen aber erstreckten sich riesige Gebiete aus dichtem Wald und unzugänglichen Gebirgen, in denen sich Flüsse durch tiefe Schluchten gruben. Ohne die richtige Ausrüstung und reichlich Proviant konnte man hier sicher nicht lange überleben. Charlie verfolgte die Küstenlinie von Panama bis hinauf zur Landeng e – die Hauptroute für den Drogentransport von Südamerika nach Mexiko und weiter in die US A – und setzte ihre Suche dann an der Küste bis zur Halbinsel Yucatán fort. Landesgrenzen stießen hier aneinander und in einigen Staaten der Region hatte es furchtbare Bürgerkriege gegeben. Entführungen und Morde waren in verschiedenen Teilen Mittelamerikas bis heute an der Tagesordnung. Charlie konnte sich nicht vorstellen, wie Max Gordon, falls er noch lebte, dorthin gekommen war. Er hatte kein Geld, keinen Pass und wahrscheinlich bloß die Sachen, die er am Leib trug. Das konnte doch nicht gut gehen.
    Charlie erlaubte sich zum Spaß eine Schwäch e – den Klingelton ihres Handys. Die Titelmelodie von Mission Impossible übertönte das Surren des Ventilators. Sie erkannte die Nummer. Es war ihr Kontaktmann vom FBI.
    »Ich bin’s, Tony. Wir haben eine komische Funkmeldung abgefangen. Unsere Küstenwache war in der Karibik in einen Schusswechsel verwickelt. Wir haben ein paar Wortfetzen des Hubschrauberpiloten mitbekommen, da haben sie offensichtlich gerade ein Boot von Drogenschmugglern angegriffen. Wir wissen aber keine genauen Einzelheiten. Es sind noch andere Behörden beteiligt und man hat uns gesagt, wir sollen es einfach ignorieren.«
    »Man hat euch nicht darüber informiert?«, fragte Charlie. »Ist das normal?«
    »Hast du nicht gesagt, die Leute vom MI6 haben sich an deinen Boss gewandt?«, entgegnete er.
    »Ja, richtig. Also, worum geht es hier, eine Operation im Ausland, von der die Geheimdienste des Inlands nichts wissen dürfen?«
    »So was kommt vor. Sag mal, kann es sein, dass euer Max Gordon etwas mit diesen Drogenschmugglern zu tun hat?«
    »Keine Ahnung, kann ich mir aber nicht vorstellen«, erwiderte Charlie.
    »Diese Leute fahren mit Schnellbooten zwischen Mittelamerika und Miami hin und her. Vielleicht ist euer Junge ja gar nicht entführt worden. Vielleicht hatte er Kontakte. Wir versuchen das gerade herauszufinden.«
    »War Max auf dem Boot, das eure Küstenwache beschossen hat?« Bei dem Gedanken an das Gemetzel, das dort stattgefunden hatte, wurde Charlie ganz flau im Magen. Und Max war mittendrin gewesen? Er war doch noch ein Kind!
    »Gut möglich. Wir wissen nicht, warum das geheim gehalten wird. Vielleicht ging’s bei dem Angriff auch gar nicht darum, irgendwelche Drogenschmuggler festzunehmen. Jedenfalls wurde das Boot völlig zerstört. Keiner hat überlebt. Tut mir leid, Charlie, aber wenn euer Kleiner bei diesen Leuten war, ist er jetzt tot.«
    Charlie schossen tausend Fragen durch den Kopf. War Max Gordon von Drogenschmugglern entführt worden oder nicht? Kannte er die Leute etwa schon vorher? Das Boot dieser Gangster war von der amerikanischen Küstenwache angegriffen worden. Weshalb wurde der Bericht über diesen Einsatz geheim gehalten? Das war eine komplexe Angelegenheit, die man wie ein verworrenes Wollknäuel aufdröseln musste.
    Ehrgeizig, wie sie war, wollte sie die Operation zu einem erfolgreichen Abschluss führen und damit ihre Karriere vorantreiben. Doch es ging ihr auch darum, Max Gordon zu beschützen. Es war noch nicht vorbei. Wenn der Junge tot war, wollte sie erfahren warum. Es war ihr Fall, ihr Junge.
    »Kannst du noch mehr herausfinden, Tony? Kommst du an die Protokolle des Angriffs heran?«
    »Wir tun, was wir können, Charlie. Aber mal angenommen, der Junge hat es doch irgendwie an Land geschafft, bevor diese Kerle erledigt wurde n – wohin würde er dann gehen, was meinst du?«
    Das war die Millionenfrage. Hatte Max’ Taktik des Hakenschlagens etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun? Es wusste ja niemand, wo sie gestorben war. Wo sollte Charlie bloß weitersuchen? Sie musste in die Siedlungen und in die Städte im Dschungel, sich dort umhören, Leute ausfragen.
    »Ich weiß es nicht«,

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