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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Lieferwagen schwankte und schaukelte, und Lucille sagte sich immer wieder, dass sie stark sein musste, um Peters willen. Er wollte das alles natürlich nicht wahrhaben. Er war noch jung, aber trotzdem musste er mittlerweile wissen, dass sie in Schwierigkeiten steckten, dass da irgendetwas Schlimmes im Gang war. Aber er verdrängte dieses Wissen und gaukelte sich vor, dass alles in bester Ordnung sei. Lucille hätte es ihm nur allzu gerne nachgemacht. Vielleicht gelang es ihr ja, wenn sie sich richtig bemühte zu glauben, dass sie aus alledem heil wieder herauskommen würden. Vielleicht gelang es ihr dadurch tatsächlich, einen kurzen Augenblick ohne Todesangst und Panik zu erleben. Aber sie brauchte diese Angst, ständig. Weil sie jederzeit bereit sein musste zu kämpfen. Für Peter.
    Sie schätzte, dass ungefähr eine Stunde vergangen war, bevor der Lieferwagen wieder anhielt. Der Motor blieb jedoch an. Die Verkleidung dämpfte zwar alle Geräusche von außen, aber Lucille hatte trotzdem das Gefühl, als hätte ihr Entführer das Fahrzeug kurz verlassen. Dann fuhren sie weiter, nur um zwanzig Sekunden später endgültig anzuhalten. Die Vibrationen des Motors erstarben. Die Heckklappe öffnete sich erneut, und der Mann mit den blonden Haaren und den Wolfsaugen, der Mann namens Hart, stand vor ihr.
    »Wir sind da«, sagte er.
    »Sie lassen uns gehen?«
    »Noch nicht.«
    »Aber Sie werden uns gehen lassen?«
    »Selbstverständlich«, sagte er, aber seine Augen drückten etwas anderes aus.
    Sie blickte an ihm vorbei. Sie standen vor einer Art Industriekomplex. Große Gebäude, Kisten, alle möglichen Geräte, Tanks, Container und ein Gabelstapler waren da zu sehen. Das Gelände wirkte verwaist. Auf einem Schild erkannte sie italienische Wörter.
    »Wir sind in Italien«, sagte sie laut.
    Hart nickte.
    »Warum?«
    »Warum nicht?«
    »Lassen Sie uns gehen. Bitte.«
    Er streckte die Hand aus. »Kommen Sie mit.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Natürlich nicht, aber Sie kommen trotzdem mit.«
    Er verzog keine Miene und hielt ihr weiterhin die Hand hin. Sie wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe, damit das Zittern aufhörte, und legte ihre Hand in seine. Er griff zu und half ihr aus dem Lieferwagen. Dann drehte er sich um, um Peter in Empfang zu nehmen. Sie stellte sich vor, wie sie ihm ein Eisenrohr über den Schädel zog und Peter bei der Hand nahm und losrannte. Aber sie hatte gar kein Eisenrohr, und wenn doch, dann hätte sie keine Kraft gehabt, damit zuzuschlagen.
    Hart hob Peter aus dem Wagen und stellte ihn neben Lucille auf den Boden. Dann zerzauste er ihm die Haare. Peter lächelte nicht.
    »Hier entlang«, sagte Hart.
    Er deutete auf das kleinere der beiden Gebäude. Das größere sah aus wie eine moderne Fabrikhalle, während das andere, auf das sie jetzt zusteuerten, mindestens hundert Jahre alt zu sein schien. Die Wände waren weiß getüncht, und das schräge Dach war mit roten Ziegeln gedeckt. Eine gewölbte, hölzerne Doppeltür mit zahlreichen dunklen Flecken bildete den Haupteingang. Lucille ging mit klopfendem Herzen darauf zu. Was mochte sie dahinter erwarten?
    »Nein, nicht da«, sagte Hart stattdessen und brachte sie ans hintere Ende des Gebäudes.
    Sie hielt den Atem ein. »Nein, bitte …«
    »Sparen Sie sich Ihre Tränen, Lucille.« Hart wischte ihr mit dem Daumen über die Wange und lutschte ihn anschließend ab. »Sie werden jede einzelne noch brauchen.«

Kapitel 50
    Um kurz nach drei Uhr am Nachmittag hörte Victor ein Fahrzeug näher kommen. Er beendete seine Dehnübungen und warf einen Blick durch das Flurfenster im ersten Stock. Der Toyota-Minivan kam den Hügel herauf. Auf den letzten Metern vor dem Bauernhaus verschwand er aus seinem Blickfeld. Der Lieferwagen mit seiner wertvollen Fracht war irgendwo anders zurückgeblieben. Der Staub, der von den Reifen des Wagens aufgewirbelt wurde, wehte ins Nirgendwo.
    Er wartete eine Weile, bis die anderen sich versammelt hatten. Er wollte gerne irgendwo am Rand sitzen, in der Nähe einer Tür, anstatt von professionellen Killern umzingelt zu sein, die sich jederzeit auf ihn stürzen konnten.
    Als er die Küche betrat, richteten sich alle Blicke auf ihn. Er konnte jedoch keinen anderen Grund dafür entdecken als den, dass er der Letzte war. Hart stand am entgegengesetzten Ende der Küche, in der Nähe der Außentür. Sie war geöffnet, damit ein bisschen frische Luft hereinkam. Er hatte sich gewaschen und frische

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