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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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berühmter Russen ebenso würdigen konnten wie die Gemälde, die den Roten Platz und den Kreml zeigten.
    Victor holte tief Luft und zwinkerte ein paar Mal.
    Francesca warf ihm einen Blick zu. »Müde?«
    »Ein bisschen.«
    »Schlimmer wird es nicht werden.«
    »Das ist gut. Wenn ich mitten in der Veranstaltung einfach umkippe, bekommen wir beide nicht das, was wir wollen.«
    »Keine Sorge. Wir wissen genau, was wir tun.«
    »Daran solltest du denken, wenn Hart dir auf den Fersen ist.«
    Sie schmunzelte. »So weit wird es nicht kommen.«
    »Bist du dir wirklich ganz sicher, dass dein Theater funktioniert hat?«
    »Wieso denn nicht? Bei dir hat es ja schließlich auch geklappt.«
    Victor blieb stumm. Sie kamen durch einen weiteren Flur mit Toiletten für Männer, Frauen und Behinderte. Dann gingen sie eine Treppe hinauf. Francescas Kleid war lang, elegant und eng und schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein. Victor ging direkt neben dem Geländer, sodass sie sich nirgendwo festhalten konnte, falls er sie die Treppe hinunterstoßen musste. Sie merkte es gar nicht.
    »Ich wette, du denkst jetzt: Hätte ich sie damals in Budapest doch bloß in diesem Sicherheitsgurt ersticken lassen. Hab ich recht?«
    »Der Gedanke ist mir schon einmal gekommen, ja.«
    Sie kicherte. »Ich bin froh, dass wir immer noch Spaß miteinander haben können, Felix. Das musste ich nie vortäuschen.«
    »Dann genieß es, solange du noch kannst.«
    »Es ist ein Jammer, dass wir uns nie näher kennengelernt haben. Ich glaube, wir hätten gut harmoniert. Du hast wahrscheinlich keine Lust auf einen kurzen Abstecher, irgendwohin, wo es ein bisschen ruhiger ist, oder?«
    Er blickte sie nur an.
    Sie lachte. »War bloß ein Witz. Na ja, fast. Kurz bringt überhaupt nichts.«
    »Du bist wahnsinnig, Francesca.«
    »Ich bevorzuge den Begriff emanzipiert.«
    Gemeinsam erreichten sie das obere Ende der Treppe. Victor atmete ein paar Mal schwer. Sie gingen einen Flur entlang. Die Musik und das Geplapper wurden immer lauter. Dann weitete sich der Flur, und sie sahen Dutzende Gäste vor sich.
    »Schaffst du das?«, wollte Francesca wissen.
    »Das klingt ja fast so, als würdest du dir Sorgen um mich machen.«
    »Bilde dir bloß nichts ein. Meine einzige Sorge ist der Auftrag. Der bringt mir eine Menge Kohle.«
    Er sah sie direkt an. »Was das angeht, brauchst du dir bestimmt keine Sorgen zu machen. Es wird alles genau so funktionieren, wie Leeson und Hart es sich ausgedacht haben.«
    Sie spitzte die Lippen, sagte aber nichts.
    Der Empfang erstreckte sich über drei Räume im Westflügel der Botschaft. Das Zentrum befand sich in einem wunderbaren Musiksaal, einem riesigen, hohen Raum. Abgesehen von einigen wenigen niedrigen Sofas an den Wänden, locker verteilt zwischen fünf Meter hohen Wandspiegeln, gab es hier keinerlei Möbelstücke. Die Decke war unverziert, aber in der Mitte war ein Kronleuchter befestigt. Er war genauso hoch wie breit und strahlte so hell, dass man ihn nicht direkt ansehen konnte. Das Licht wurde von den polierten Fußböden und den Wandspiegeln zurückgeworfen, sodass keine andere Lichtquelle nötig war. Vor den Spiegeln standen Blumenvasen mit bunten Sträußen aus Lilien, Rosen und Orchideen. Und in jeder Ecke befand sich ein großer Blumentopf, aus dem ein Drachenbaum hoch über die Köpfe der Gäste ragte.
    Am einen Ende des Saals spielte ein Streichquartett Schuberts Rosamunde . Sie waren gerade in der Mitte des Andante . Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Victor sich an der scheinbar mühelosen Leichtigkeit des Spiels erfreut, aber er war hier, um sich in die Luft zu sprengen. Die Gäste waren viel zu sehr mit Small Talk beschäftigt, um auf die Musik zu achten. Im ganzen Saal mochten ungefähr hundert Männer und Frauen verteilt sein. Fast alle trugen Schwarz, nur gelegentlich blitzte eine weiße Smokingjacke auf. Servierpersonal balancierte Tabletts mit Champagnergläsern und Häppchen durch die Menge. Der persönliche Referent des Botschafters machte die Runde, schüttelte wichtigen Gästen die Hand, scherzte und lachte über die Scherze der anderen.
    Oberflächlich betrachtet gab es hier kein Sicherheitspersonal, aber Victor hatte schon vor dem Betreten des Saals die Ersten entdeckt. Sie trugen die gleiche Kleidung wie die Gäste und fügten sich unauffällig ein. Trotzdem waren sie zu erkennen: Sie blieben nie lange auf dem gleichen Fleck stehen, unternahmen keinen Versuch, mit anderen Gästen zu reden, und nahmen nie etwas zu

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