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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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nicht.
    Die vielen Gäste und die weit geöffneten Türen ließen deutlich erkennen, welche beiden anderen Räume für den Empfang geöffnet waren. Und durch Absperrseile und Wegweiser waren die nicht zugänglichen Bereiche ebenso eindeutig markiert. Auf der anderen Seite des Flurs befand sich eine Bibliothek. Die Hälfte des Zimmers wurde von einem schönen alten Schreibtisch und einem Drehstuhl eingenommen. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen gerahmte Fotos von früheren russischen Botschaftern, allesamt Männer mit ernsten Gesichtern und grauen Haaren. Die andere Wand wurde vom Boden bis zur Decke von Regalen voll russischer und italienischer Bücher verdeckt. Auf den Regalbrettern in Augenhöhe standen Biografien bedeutender russischer Persönlichkeiten, die Buchdeckel den Betrachtern zugewandt. Etliche Gäste hatten sich einen der Bände geschnappt und blätterten darin herum.
    Francesca nahm sich ebenfalls ein Buch. »Bist du ein großer Leser?«
    »Was spielt das noch für eine Rolle?«
    »Ich will dich eben besser kennenlernen.«
    »Und wozu?«
    Sie runzelte die Stirn, blieb jedoch eine Antwort schuldig und blätterte in dem Band mit unlesbaren kyrillischen Schriftzeichen herum. »Ich habe noch nie kapiert, wozu Bücher eigentlich gut sein sollen.«
    »Es heißt doch, je mehr man liest, desto mehr Spaß macht es auch.«
    Sie nickte zustimmend, aber irgendwie auch ein wenig abwesend. Dann stellte sie das Buch etwas mühsam zurück in die Lücke.
    »Sehen wir uns mal die Terrasse an«, sagte Victor. »Ich wüsste gerne, wo es passieren soll.«
    Vergoldete Messingleuchten an den Wänden und an der Decke tauchten den letzten Raum in sanftes Licht, ließen die Marmorsäulen und Torbögen in warmen Gold- und Rosatönen schimmern. Die eine Hälfte des Raums wurde von einem Konferenztisch und Stühlen eingenommen, die, genau wie die anderen Möbel in diesem Zimmer, aus der Zeit des Klassizismus stammten. In die Wand hinter dem Kopfende des Tischs war ein offener Kamin eingelassen, in dem fein säuberlich Holz aufeinandergestapelt war, allerdings nur um der Optik willen. Der Kaminschacht war mit Sicherheit schon vor langer Zeit zugemauert worden. Darüber hing ein Gemälde von Boris Kustodijew, eine Stadt im Schnee. Victor kannte seinen Stil und seine Signatur. Er hatte viele Stunden in Moskauer Museen zugebracht und sich an den dort ausgestellten Kunstwerken erfreut, während er gleichzeitig unentwegt nach eventuellen Beschattern Ausschau gehalten hatte. Das Gemälde an der gegenüberliegenden Wand erkannte er ebenfalls. Es stammte von Ivan Aiwasowski und zeigte Schlachtschiffe während der Schlacht von Navarino. Darunter stand ein Konzertflügel, weiß und spiegelblank poliert. Victor hätte große Lust gehabt, darauf zu spielen.
    Der Flügel und der Tisch wurden von kleinen Gästegrüppchen umringt. Die drei gläsernen Schiebetüren an der westlichen Wand waren geöffnet. Kühle Abendluft strömte von der Terrasse herein, wo noch mehr Gäste standen, tranken und lachten, und wo der Botschafter in weniger als einer Stunde seine Ansprache halten würde.
    Francesca stellte ihr Glas auf dem Konferenztisch ab. Es war noch zu gut einem Drittel gefüllt.
    »Hast du genug?«, erkundigte sich Victor mit einem lauernden Unterton in der Stimme.
    »Oh, betrunken und willig wäre ich dir am liebsten, gib’s zu.«
    »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Nach eineinhalb Gläsern falschem Champagner? Träum weiter, Felix. Ich kenne meine Grenze.«
    »Und warum hältst du dich dann an dem Stuhl da fest?«
    Sie folgte seinem Blick und nahm ruckartig die Hand von der Stuhllehne.
    »Bringen wir dich mal an die frische Luft«, sagte Victor.
    Er ging mit ihr zu einer der Schiebetüren und ließ sie als Erstes ins Freie treten. Die Terrasse nahm die gesamte Breite der Westfront ein und bot einen schönen Blick in den kleinen, aber perfekt gepflegten Garten der Botschaft. Im Boden versenkte Lampen beleuchteten die Büsche und Blumen. Eine hüfthohe Mauer lief einmal rund um die Terrasse. Die Gäste benutzten sie als Lehne und stellten ihre Gläser darauf ab. Francesca fand eine freie Stelle am südlichen Mauerabschnitt und lehnte sich dagegen. Victor stellte sich vor sie.
    Das Laubdach der hohen Bäume schirmte die Terrasse vor Blicken aus den Häusern auf der anderen Straßenseite ab, aber in südwestlicher Richtung stand ein fünfstöckiges Wohnhaus. Von dort mussten Hart und Coughlin sie beobachten. Das Haus stand auf

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