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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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konnte Francesca sich nur unter großer Mühe halbwegs gerade halten. Victor hielt sie gut fest, damit sie sicher unten ankam.
    »Was ist denn eigentlich los?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Er schob sie den Korridor entlang in Richtung Herrentoilette und stieß die Tür auf. Ein übergewichtiger Kerl mit einem dichten Schnurrbart stand am letzten Urinal. Er warf ihnen einen Blick zu.
    »Tut mir leid«, sagte Victor. »Ihr ist schlecht geworden, sie muss sich gleich übergeben. Macht Ihnen doch nichts aus, oder?«
    Der Mann pinkelte weiter. Er musterte Francesca anerkennend von oben bis unten und nickte. Dann sah er zu, wie Victor sie in eine der Kabinen schob. Er klappte mit der Fußspitze den Toilettendeckel herunter, ließ Francesca darauf Platz nehmen und schloss die Kabinentür ab.
    »Ich …«
    Er legte ihr den Finger auf die Lippen, und sie verstummte. Er wartete, bis der Übergewichtige den Reißverschluss zugezogen hatte und dann ohne das Waschbecken zu benutzen hinausgegangen war. Erst jetzt nahm Victor den Finger von ihren Lippen.
    »Bin ich betrunken?«, wollte sie wissen.
    »In gewisser Weise, ja. Aber du fühlst dich gut, oder?«
    »Ich fühle mich großartig.«
    Er holte das Handy aus ihrer Handtasche. Sie sah ihm dabei zu, ohne etwas zu sagen. Immer wieder sackte ihr Kopf leicht nach vorn, bis sie sich mit einem Ruck wieder aufrichtete. Er ging ihre gesendeten Nachrichten durch. Die erste war um 19.33 Uhr abgeschickt worden, nachdem sie die Sicherheitsschleuse passiert hatten. Die zweite zwölf Minuten später, um 19.45 Uhr. Victor und Francesca waren Punkt halb acht vor der Botschaft angekommen, genau im Blickfeld von Hart und Coughlin. Dann hatte sie die erste Nachricht zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgesetzt, da vorher niemand wissen konnte, wie lange die Einlasskontrolle dauern würde. Die nächste war dann zu einer festgelegten Zeit abgeschickt worden. Leeson hatte gesagt, dass die Benachrichtigungen in regelmäßigen Abständen erfolgen würden. Die nächste war also um 20.00 Uhr fällig und so weiter, im Fünfzehn-Minuten-Rhythmus. Francesca hatte jeweils nur ein einziges Wort geschrieben, beide Male ein anderes. Und jedes Mal hatte Hart kurz darauf ein Bestätigt zurückgeschickt.
    Das Handy zeigte 19.54 Uhr an.
    Er setzte Francesca möglichst gerade hin und lehnte ihren Kopf an die Kabinenwand. Sie schien so ganz zufrieden zu sein, und er ging davon aus, dass sie nicht vom Toilettensitz rutschte.
    »Ich lasse dich für einen Moment hier sitzen«, sagte er, »aber ich bin gleich wieder da. Okay?«
    »Wieso denn das?«
    »Je weniger Leute dich zu Gesicht bekommen, desto besser.«
    »Wieso denn das?«
    »Weil du kaum noch gehen kannst. Du hast eine starke Dosis Flunitrazepam intus, und durch den Alkohol hat sich die Wirkung noch verstärkt. Du sollst einfach hier sitzen bleiben und auf mich warten.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber die … die Kapsel war doch für dich und gar nicht für mich.«
    »Ja, schon, aber ich habe einen Zaubertrick angewandt. Du wolltest doch, dass ich dir einen zeige, weißt du noch?«
    Sie nickte. Ihre Stirn entspannte sich. Sie sah verwirrt aus. »Ja, aber …?«
    »Und es war ein guter Trick. Du hast nicht gesehen, wie ich die Kapsel in meiner Hand versteckt habe, anstatt sie zu schlucken, und du hast nicht gesehen, wie ich das Pulver aus der Kapsel in dein Glas geschüttet habe, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Also war es ein guter Trick, oder?«
    Sie lächelte. »Ja.«
    »Und jetzt kannst du auch einen Trick ausprobieren und ein paar Minuten lang hier sitzen bleiben, okay?«
    »Okay.«
    Die Toilettentür wurde geöffnet. Victor legte Francesca einen Finger auf die Lippen. Sie lächelte. Zwei Minuten später waren sie wieder allein. Victor legte die Hände an den oberen Rand der Kabinentür, zog sich nach oben, schwang zuerst das linke und dann das rechte Bein hinüber. Es fiel ihm schwer, den Oberkörper zu drehen, weil die Weste seine Bewegungsfreiheit einschränkte, aber er ließ sich davon nicht aufhalten. Dann landete er auf der anderen Seite auf dem Boden.
    »Warte einfach auf mich«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da. Und keinen Mucks. Okay?«
    Sie gab keine Antwort. Ob sie schon bewusstlos war oder einfach seinen Anweisungen gehorchte, war ihm egal. Hauptsache, sie blieb ruhig. Er verließ die Toilette und ging durch den Flur, an den Büsten und den Gemälden vorbei. In der Eingangshalle stellte er sich in die kurze

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