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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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im großen Saal mit den Olivenpressen erwarteten.
    Victor entfernte sich ein Stück weit von der alten Mühle und blieb in der Dunkelheit zwischen den beiden Gebäuden stehen. Wartete. Er sah niemanden. Er hörte niemanden näher kommen. Der Eingang der neuen Halle war nicht verschlossen. Victor stieß die Tür auf und schlüpfte hinein. Das Licht brannte und wurde von den Maschinen in dem riesigen Pressensaal reflektiert. Auf dem glatten Fußboden rund um Victors Füße war ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst zu erkennen. Er blieb an der Tür stehen und lauschte, die Pistole des Russen fest in beiden Händen.
    Als er nichts hörte, hastete er zu der Tür, die in den Flur mit dem Planungszimmer führte. Er lauschte erneut, und als er sich sicher war, dass niemand direkt dahinter lauerte, schlüpfte er hindurch und machte die Tür wieder zu. Er hörte das Rascheln von Papier und näherte sich dem Planungszimmer. Das Geräusch wurde lauter. Es folgte ein Schnappen, ein Stöhnen, und dann wurde etwas zerrissen. Victor hatte ein Bild vor Augen: Da war einer der Tschetschenen dabei aufzuräumen, sammelte die Flipcharts ein und zerlegte das Modell der Botschaft. Er war beschäftigt und unaufmerksam. Wenn er eine Waffe dabeihatte, dann hielt er sie bestimmt nicht in der Hand. Aber Victor konnte nicht wissen, ob der Mann nicht gerade in dem Moment zur Tür schaute, wenn Victor hereinkam. Dann blieb ihm womöglich nicht genügend Zeit, um den Tschetschenen anzufallen, bevor der seine Waffe ziehen konnte. Victors Pistole hatte keinen Schalldämpfer. Das Planungszimmer lag am hinteren Ende der riesigen Halle. Von dort bis zum Pressensaal der alten Mühle war es ein weiter Weg mit vielen Wänden und Maschinen, aber trotzdem … ein Schuss wäre überall auf dem Grundstück und noch ein gutes Stück darüber hinaus gut zu hören.
    Victor steckte die Pistole wieder in den Hosenbund, stellte sich dicht neben der Türklinke an die Wand und klopfte einmal an die Tür.
    Die Geräusche im Planungszimmer verstummten.
    Stille. Victor blieb regungslos stehen. Er malte sich aus, wie der Tschetschene auf der anderen Seite der Tür die üblichen Phasen durchlief – erst Überraschung, dann Verwirrung, dann Neugier, dann Handeln. Schritte.
    Die Tür ging auf. Der Tschetschene blieb jedoch im Zimmer.
    Victor wirbelte herum und traf ihn mit der Faust in den Solarplexus. Der Mann klappte nach vorn, bekam keine Luft mehr. Victor packte ihn mit der einen Hand am Kiefer, legte die andere an seine Schläfe und drehte.
    Der Tschetschene brach augenblicklich zusammen.
    Victor durchsuchte seine Taschen. Genau wie bei seinem Kollegen draußen fand er eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug. Außerdem eine Makarov, ein kleines Messer und einen Schlüsselbund mit Schlüsseln in verschiedenen Größen für verschiedene Schlösser. Einer war für ein Vorhängeschloss, entweder für das an dem Metalltor, das zu Lucilles und Peters Verlies führte, oder für das am Haupttor der Mühle. Er steckte die Schlüssel in seine Hosentasche zu dem Serviceschlüssel für den Phantom und die Makarov in die andere.
    Im Planungszimmer sah er das Modell der Botschaft in Einzelteilen auf dem Boden liegen. Die Hälfte steckte schon in Mülltüten, genau wie die Flipcharts. Victor blickte nach oben und sah eine Sprinklerdüse an der Decke. So wie die neue Mühle gegen Eindringlinge von außen durch einen Zaun mit Stahlspitzen geschützt war, so war sie auch im Inneren durch eine moderne Feuerlöschanlage geschützt.
    Er machte einen Stapel aus zerbrochenen Plastikkarten und zerrissenen Flipchart-Blättern unter dem Sprinkler. Dann zog er das Feuerzeug aus der Tasche und entzündete eine kleine Flamme. Er blockierte die Taste für die Gaszufuhr, sodass das Flämmchen weiterbrannte, und legte das Feuerzeug vorsichtig auf den Stapel. Die Flamme hatte keinen direkten Kontakt mit dem Papier. In so einem Fall liegt die Selbstentzündungstemperatur von Papier bei ungefähr dreihundertsechzig Grad Celsius. Das Feuerzeug war zwar nur ein billiges Wegwerfding, aber Butan erreicht bei der Verbrennung an die zweitausend Grad Celsius. Ohne die Temperatur der Flamme oder die genaue Selbstentzündungstemperatur dieser Papiersorte zu kennen, ließ sich keine exakte Zeit vorhersagen, aber Victor schätzte, dass das Papier in ein paar Minuten anfangen würde zu schwelen. Und dann hing es von der Empfindlichkeit des Kohlenmonoxid-Detektors in der Sprinkleranlage ab, wie viel

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