Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Kamm mit kleinen, roten Steinen mitgegeben.
Ich streifte es in meinem Wohnheimzimmer über und starrte das glitzernde, rote Spektakel an, das ich abgab.
»Nein«, sagte ich laut.
Jemand klopfte an die Tür, und ich verzog das Gesicht. Es würde ewig dauern, dieses prächtige Kleid abzulegen, daher blieb mir nichts anderes übrig, als in dem Gewand zur Tür zu gehen. Zum Glück war es Jill. Sie öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber bei meinem Anblick klappte ihr einfach der Unterkiefer herunter.
»Ich weiß«, sagte ich. »Es ist peinlich.«
Wenige Sekunden später hatte sie sich wieder gefasst. »Nein … nein! Es ist umwerfend. Oh mein Gott!«
Ich führte sie eilig ins Zimmer, bevor unsere Klassenkameradinnen mich zu sehen bekamen. Sie trug ebenfalls ihr Ballkleid, ein Feengewand aus einem hellblauen, duftigen Stoff, das an ihrem gertenschlanken Moroi-Körper perfekt saß. »Es ist rot«, erklärte ich ihr. Und für den Fall, dass es nicht offensichtlich war, fügte ich hinzu: »Ich trage sonst niemals Rot.«
»Ich weiß«, antwortete sie mit großen Augen. »Aber du solltest es tun. Es ist wirklich umwerfend! Du solltest all deine grauen und braunen Kleider verbrennen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht tragen. Wenn wir jetzt gleich aufbrechen, ist immer noch genug Zeit, um in das Kostümgeschäft zu fahren und etwas anderes zu besorgen.«
Jill schüttelte ihre Ehrfurcht ab und nahm einen Ausdruck eiserner Entschlossenheit an, der mir für die Situation irgendwie extrem erschien. »Nein. Auf gar keinen Fall. Du wirst es tragen. Es wird deinen Freund umhauen. Und du solltest dich etwas mehr schminken. Ich weiß, ich weiß – du magst nichts Verrücktes, aber verdunkle einfach den Eyeliner und leg etwas Lippenstift auf. Nur ein klein wenig. Es muss zur Intensität des Kleides passen.«
»Siehst du? Schon jetzt gibt’s Probleme mit dieser Farbe.«
Sie ließ nicht locker. »Dauert nur eine Minute. Und mehr haben wir nicht. Wenn wir nicht bald aufbrechen, kommen wir noch zu spät. Dein Freund kommt immer sehr früh, oder?«
Ich gab nicht sofort Antwort. Jetzt hatte sie mich erwischt. Brayden war immer früh dran, und so sehr mich das Kostüm auch quälte, so wenig ertrug ich den Gedanken, ihn warten zu lassen – vor allem, weil er ohne eine Schülerin der Amberwood nicht in den Ballsaal kam.
»Na gut«, seufzte ich. »Gehen wir!«
Jill grinste triumphierend. »Aber zuerst – das Make-up.«
Ich war mit dem Make-up einverstanden und fügte dann auf die letzte Minute noch meine Kette mit dem Kreuz hinzu. Sie passte nicht zum Thema und wurde von dem üppigeren Goldschmuck sofort verschluckt. Aber dadurch fühlte ich mich etwas besser. Sie bedeutete ein Stück Normalität.
Als wir endlich aufbrachen, wartete Eddie in der Eingangshalle auf uns. Er trug normale Kleidung, und sein einziges Zugeständnis an Halloween war eine schlichte weiße Halbmaske, die mich an das Phantom der Oper erinnerte. Ich war schon halb versucht zu fragen, ob er eine zweite dabeihätte, so dass ich einen schnellen Garderobenwechsel vornehmen und maskiert gehen könnte.
Er sprang von seinem Stuhl auf, und beim Anblick Jills in ihrer blauen, ätherischen Pracht trat ein träumerischer Ausdruck in seine Augen. Ehrlich, wie war es denn möglich, dass sonst niemand bemerkte, wie verrückt er nach ihr war? Es war so schmerzhaft offensichtlich. Er verschlang sie mit den Augen und machte ganz den Eindruck, als müsse er an Ort und Stelle ohnmächtig werden. Dann wandte er seinen Blick mir zu und stutzte. Sein Ausdruck war weniger liebeskrank als verblüfft.
»Ich weiß, ich weiß.« Ich sah bereits, wie sich das Muster für diesen Abend herausbildete. »Es ist rot. Ich trage niemals Rot.«
»Solltest du aber«, sagte er, genau wie Jill zuvor. Er sah zwischen ihr und mir hin und her und schüttelte dann den Kopf. »Ein Jammer, dass wir verwandt sind. Ich würde euch zum Tanzen einladen. Aber wenn man bedenkt, dass es ohnehin schon meine Cousine ist, die mit mir ausgehen will, sollten wir besser keine Gerüchte in die Welt setzen.«
»Arme Angeline«, murmelte Jill, als wir zu meinem Wagen hinausgingen. »Sie wollte wirklich gern hingehen.«
»Angesichts der Lautsprecher dort wird es wahrscheinlich das Beste sein, wenn sie nicht hingeht«, erwiderte ich.
Als wir Latte erreichten, hielt Eddie inne. »Darf ich fahren? Ich habe das Gefühl, dass ich heute Abend der Chauffeur sein sollte. Ihr zwei seht wie
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