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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Atemzug die Tür.
    Ein heller Sonnenkeil flutete in die dunkle Diele und verwandelte den Raum aus toten Grautönen in verstaubtes Holz und Chrom. Jake musterte die Gestalt in der Tür aus zusammengekniffenen Augen. Ihre Gesichtszüge lagen im Gegenlicht verborgen, und nur über eine Eigenschaft war er sich sicher: männlich. Nach und nach kristallisierte sich das Bild heraus, wie bei einer langsamen, telefonischen Internet-Verbindung, wo sich die Pixel einer nach dem anderen zusammensetzen. Jake erkannte das Gesicht hinter der großen Ray-Ban-Fliegerbrille nicht wieder, jedoch das Lächeln schon, und er staunte immer noch, dass es nicht mehr in Stücke zerschlagen war, so, wie er es bei ihrer ersten Begegnung hinterlassen hatte.
    Â»Jakey!«, dröhnte Spencer, kam durch die Tür gewalzt und umarmte ihn so ungestüm, dass es ihn von den Füßen hob. Jake war nicht klein, aber der Mann, der ihn fast erdrückte, war ein Riese gegen ihn.
    Â»Jakey!«, brüllte er wieder, diesmal direkt in Jakes Ohr.
    Â»Ja, ja. Herrgott, willst du, dass ich taub werde?« Jake entrang sich der Umarmung, vergoss dabei seinen Kaffee und verlor den Rest des Sandwiches.
    Sein alter Freund wich zurück und hielt den Revolver in die Höhe, den Jake hinten in den Hosenbund gesteckt hatte. »Nicht gerade vertrauensvoll, wie ich sehe.«
    Â»Nein, nicht besonders«, sagte Jake ausdruckslos und nahm seine Waffe wieder an sich. Dann musterte er den anderen Mann von Kopf bis Fuß, zog die Bilanz von achtundzwanzig Jahren. »Du siehst gut aus, Spencer.« Und das stimmte. Jedenfalls besser als das blinkende, blau-rote Weihnachtsmonster von gestern Nacht am Eingang zum Haus des Todes.
    Spencer nickte lächelnd. »Danke. Ja. Du …« Er verstummte und musterte Jake, seine drahtige Gestalt, die Tätowierungen. Sein Blick glitt zurück zu der Pistole in Jakes Hand. »… auch.« Er schwieg. »Wirklich.« Verstummte wieder. »Anders. Aber gut, Mann. Wow.« Er packte Jake bei den Schultern und hielt ihn auf Armeslänge von sich wie ein Kunstkenner, der ein Bild begutachtet. »Du siehst immer noch genauso aus. Charles Bronson.«
    Jake verdrehte die Augen. »Danke. Komm rein.« Er winkte seinen Freund ins Haus. »Kaffee?«
    Spencer polterte vorbei, dass der Boden zitterte. »Klar. Absolut. Ja. Heilige Scheiße, hier hat sich ja gar nichts verändert. Ich meine überhaupt nichts.« Er blieb bei dem geometrischen Modell auf der Konsole neben der Tür stehen. Es hatte die Größe eines Leuchtglobus. »Das Ding hatte ich völlig vergessen. Und jetzt kommt es mir vor, als wäre es gestern gewesen.«
    Jake folgte seinem Blick zu der Kugel aus Edelstahl. »Ich weiß, was du meinst.« Jake ging an ihm vorbei, nahm sein FBI -T-Shirt von der Stuhllehne und zog es über. »Wie trinkst du deinen Kaffee? Ich habe Zucker.«
    Â»Schwarz, bitte. Außer es ist so ein Schoko-Vanille-Mist, dann lieber ein Glas Wasser. Leitungswasser. Von dem Dreck in Flaschen kriegt man Krebs und Alzheimer …« Er verstummte erschrocken, als er merkte, was er gesagt hatte. »Ach du Scheiße, Jakey. Ich wollte nicht …«
    Jake tat es mit einem Achselzucken ab. »Scheiß drauf.«
    Die unheimliche kleine Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm in den letzten zwölf Stunden keine Ruhe gelassen hatte, raunte ihm die Frage zu, ob sein Vater vielleicht zu viel Alkohol aus Plastikflaschen getrunken hatte. Er schenkte sich Kaffee nach und goss auch eine Tasse für Spencer ein – in einen alten Superhelden-Becher, der drei Jahrzehnte lang als Pinselständer gedient hatte. Dann ließ er ihn über die Theke gleiten. »Schön, dich zu sehen.« Das meinte er ernst, was ihn fast genauso überraschte wie die Tatsache, es sich laut aussprechen zu hören.
    Â»Du hast gestern Nacht allen einen heiligen Schrecken eingejagt. Und damit meine ich allen .« Spencer schwieg, und seine Miene wurde ernst, fast feierlich. »Sogar Hauser, und der ist ein harter Brocken, den so schnell nichts beeindrucken kann.«
    Â»Hat Hauser dich in das Konzept für die Medien eingeweiht?«
    Spencer nickte. »Er wird alle Pressemitteilungen übernehmen. Er hat die Reporter auf deiner Liste angerufen, und drei davon waren bereits wegen einer anderen Story in der Gegend. Du hast dir bei der Abteilung schon jetzt eine Menge Respekt

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