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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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dem Bild zuwenden und wie von sich selbst erstaunt äußern, dass es vielleicht in die Welt hinausgehen sollte mit jemandem, der es wahrhaft zu schätzen wusste. Vielleicht verdiente es ein liebevolles Zuhause. Dann würde er die Hand heben, einen Augenblick lang unentschlossen dastehen, sie wieder in die Tasche stecken und sagen: Nein, das könnte ich niemals. Er war ein Freund.
    Wie viel?
    Ein Freund!, würde Finch wiederholen, die Stimme von brüderlichem Stolz erfüllt. Sich dann eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel wischen.
    Um nach einer perfekt bemessenen Pause hinzuzufügen: Fünfzig Millionen Dollar .
    Schließlich stieg man in einer Branche, die so von Nabelschau durchtränkt war wie die moderne Kunst, nicht bis zur Spitze auf, ohne ein vollendeter Schauspieler und Blender zu sein. Und auch ein zusätzlicher Doktortitel im Speichellecken konnte nicht schaden.
    Die Spitze von Jakes Stiefel machte eine Delle in den Rigips, und die Latte dahinter federte zurück, während eine Wolke weißen Staubs aufstieg. Die Wand erzitterte, und eine von der Decke abgehängte Schalldämmplatte flog zu Boden. Der zweite Tritt, etwas höher und ein Stück weiter rechts angesetzt, durchstieß den Rigips glatt und stanzte ein sauberes, viereckiges Loch heraus. Eine weitere Deckenplatte kam heruntergeflattert wie ein trockenes Blatt.
    Bei Jakes drittem Tritt wurden Schritte auf dem Gang laut. Sie gingen auf der Suche nach der Lärmquelle an der Tür vorbei.
    Beim vierten Tritt machten sie kehrt.
    Jake griff in den Stiefelschaft. Seit er ein Teenager war, hatte er ein Messer darin stecken. Statt des unhandlichen, aus Mexiko stammenden Schnappmessers seiner Jugend hielt er jetzt ein Gerber-Airframe-Messer aus Titan in der Hand, die Standardversion für FBI -Angehörige.
    Jemand rüttelte an der Tür. Drehte am Knauf.
    Â»Hauen Sie ab!«, brüllte Jake und rammte die Klinge an der oberen Ecke der von Finch angezeichneten Schnittlinie einen Zentimeter tief in die Wand. Er riss sie nach unten, und der Karbonstahl schnitt durch die Tapete, während die Wand weißen Staub blutete. Er zog das Messer bis nach unten, dann an der Unterkante entlang und auf der anderen Seite wieder nach oben.
    Â»Ich hole den Schlüssel«, sagte eine Stimme, gedämpft durch fünf Zentimeter dickes Ahornholz.
    Jake zerrte das Bett vor die Tür, verkeilte es und arretierte die Räder. Einen entschlossenen Mann würde es nicht aufhalten, aber eine einzelne Krankenschwester zumindest bremsen. Dann kehrte er zurück zum Blut seines Vaters, zog das Messer aus der Wand und schob es in den Stiefelschaft zurück.
    Er trat die unteren Ecken heraus, packte die zerfetzten Ränder der Tapete über den Löchern und zog mit einem gewaltigen Ruck einen breiten Streifen von der Wand ab, bis er, aus der Hocke kommend, mit über den Kopf gestreckten Armen dastand.
    Er entfernte das Bild in fünf unregelmäßigen Stücken, während eine Staubmischung aus getrocknetem Blut und Rigips wie ein Miniaturwettersystem über den Boden kreiselte. Ein paar vereinzelte Schorfe von blutiger Farbe blieben an der Wand, bis er sie eingetreten und zerschlagen hatte.
    Er faltete die fünf mit Latexfarbe und Blut bedeckten Pergamentstücke rasch zu einem Päckchen zusammen, schob das Bett von der Tür weg und ließ den schweren Riegel aus Edelstahl aufschnappen.
    Im trüben Licht des Korridors kam eine Schwester auf ihn zugestürmt. Wie ein Gefängniswärter schwenkte sie einen Schlüsselbund in der Hand. Sie verlangsamte ihre Schritte und bellte: »Was haben Sie da drin getan?« Ein paar Meter entfernt blieb sie stehen, als wäre ihr gerade aufgegangen, dass sie allein in einem dunklen Korridor einem einen Meter neunzig großen Irren gegenüberstand, der mitten in der Nacht Krankenzimmer demolierte.
    Jake hielt die zusammengefaltete Haut des Gemäldes in die Höhe. »Man hatte mir versichert, das hier würde überstrichen werden. Nicht verkauft. Nicht abgelöst. Überstrichen .«
    Â»Das sind medizinische Abfälle. Das Krankenhaus kann damit tun, was es will. Mir hat man gesagt …«
    Jake trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich schnell zurück.
    Sein langer Arm schwang hoch, und er zielte mit dem Finger auf ihren Kopf. »Es interessiert mich einen Scheißdreck, was man Ihnen gesagt hat, oder zu was Sie ein Recht zu haben

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