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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Geschmacksrichtungen war kein Platz für jemanden, der so reif wie Myrtle war. Er konzentrierte sich lieber auf Purefoy Osberts mutmaßliche Vorlieben. Im Nebenraum hinter dem Spiegel hatte Sir Cathcarts attraktive Sekretärin bereits die Kamera ausgerichtet und den Ton eingestellt. »Die Sache ist die«, fuhr er fort, »daß er lange in Afrika war, genauer gesagt Südafrikaner ist, und schwarze Frauen findet er nicht nur anziehend, sondern auch beängstigend. Ziel dieser Therapie ist, ihm zu beweisen, wie irrelevant Hautfarbe ist ...«
    »Gar nicht wahr«, sagte Myrtle, doch ein Blick des Generals ließ sie verstummen.
    »Mit anderen Worten, unter der Haut sind wir alle genau gleich, und daher tragen Sie diesen ... äh, Artikel.« Sir Cathcart deutete auf ein schwarzes Latexkostüm, das über einem Stuhl hing. »Dann müssen Sie sich weniger schwärzen, und es wird Ihnen helfen, Ihre Reize zu bändigen, die Sie, wie Sie zugeben müssen, im Überfluß besitzen.«
    »Och, Sie sind ja schlimm, General, ein ganz Schlimmer sind Sie«, sagte Myrtle Ransby.
    Sir Cathcart beschränkte sich auf zweifelhafte Komplimente. Um Myrtle Ransbys Aussehen zu beschreiben, hätte er nicht das Wort schlimm gewählt. Der Zahn der Zeit und die Exzesse langer stürmischer Nächte sowie der Alkohol hatten ihren Tribut gefordert. Sie war weit schlimmer als schlimm. Besonders auffallend war ihre Frisur.
    »Ich begreife nicht, warum Sie mich in die Gummikapuze stecken wollen, wenn es immer noch natürlich aussehen soll«, sagte sie. »Damit ruiniert man bloß mein toupiertes Haar.« »Da ist etwas dran«, sagte der General und fragte sich allmählich, ob er je wieder unvoreingenommen schwarzen Latex betrachten konnte. Jedenfalls würde das Kostüm den von ihm bevorzugten kleineren Frauen nicht mehr passen, und er zweifelte nicht daran, daß Dr. Osbert eine grundlegende Änderung seiner sexuellen Perspektive bevorstand. Andererseits hätte ihn eine nackte und weiße Myrtle glatt in den Wahnsinn getrieben.
    Hinter der Trennwand, wo sie sich auf Geheiß des Generals umkleiden mußte, mühte sich Myrtle ab. »Da kommt man unheimlich schwer rein«, rief sie. »Sind Sie sicher, daß es nicht für eine kleinere Person angefertigt wurde? Ich hab schließlich meine Proportionen, echt.«
    »Und ob Sie die haben, meine Liebe«, bestätigte Sir Cathcart, »und zwar ganz entzückende.«
    Zehn Minuten später kam Myrtle hinter der Trennwand hervor und entsprach seinen schlimmsten Erwartungen. Durch die für ihre Brustwarzen vorgesehenen Löcher quoll rosa Haut. »Das liegt daran, daß ich beim Anziehen unten anfangen mußte«, erklärte sie atemlos. »Sie sind weiter nach oben gequetscht. Wenn Sie den Finger durchstecken und sie packen würden, könnte man sie nach unten ziehen, damit sie am richtigen Platz wären.«
    Der General biß die Zähne zusammen und tat wie ihm geheißen. Angenehm war es nicht, und Myrtle machte es keineswegs einfacher, als sie sich an ihn schmiegte und flüsterte, er sei ein wirklich entzückender Mann. Doch schließlich quollen ihre riesigen Warzen durch die Löcher, und dahinter nahmen ihre Brüste ein orthodoxeres, wenn auch wulstiges Aussehen an. Das einzige Problem bestand darin, daß die Brustwarzen nicht schwarz waren.
    »Dann müssen wir sie eben färben«, sagte der General. »Mir fällt keine andere Lösung ein.«
    »Meine Augen kann man nicht färben, Schätzchen. Was wollen Sie damit machen?«
    Der General dachte ein Weilchen über dieses Problem nach. »Am besten wäre, wenn Sie ihn nicht zu direkt ansähen. Die Kapuze ist eine zusätzliche Hilfe, und die Beleuchtung werden wir schummrig lassen. Außerdem nehme ich stark an, daß er seine Aufmerksamkeit einigen anderen Körperteilen widmen wird, die ihm viel näher sind.«
    Myrtle kicherte. »Oh, also so was«, sagte sie. »Dann soll ich ihm wohl auch das alte Hustenmittel geben, stimmt’s? »Hustenmittel? Ich kann Ihnen nicht folgen.« »Na, Cunnilingus natürlich. Einige Fallatis stehen drauf, klar?«
    »Aber ja, ja doch, vollkommen«, antwortete Sir Cathcart erschaudernd, »ich kann Ihnen aber versichern, daß das nicht mein Bier ist.«
    »Oh, Sie schlimmer Schlawiner, General. Auch das noch. Glauben Sie, er hätte gern ein hübsches ...« »Das fände er bestimmt ganz köstlich, aber wir sollten trotzdem drauf verzichten. Nun denn, der Plan sieht so aus ...« »Ich muß mal pieseln«, sagte Myrtle. »Dieses schrecklich enge Kostüm drückt meine ...«
    »Schon

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