Bloody Mary.
hinter uns«, quäkte er. Das Schluchzgeräusch war jetzt unüberhörbar. Schwungvoll öffnete die Frau die Tür und schob Purefoy Osbert in das Zimmer. Mrs. Ndhlovo lag auf dem Bett, ein Taschentuch im Mund, das Gesicht rot angelaufen, Tränen liefen ihr über die Wangen, und die Knie waren wie in einem Krampf an den Körper gezogen. Einen Augenblick lang glotzte Purefoy sie mit offenem Mund an, von Erleichterung überwältigt. Es war ein kurzer Augenblick. Ihr fehlte absolut gar nichts. Sie bog sich nur vor Lachen.
Mit einem letzten Zucken rollte sie vom Bett und zog sich das Taschentuch aus dem Mund. »O Purefoy«, sagte sie mit schwachem Stimmchen, »du warst umwerfend.«
Doch Purefoy Osbert hörte sie kaum. Auch die andere Frau krümmte sich vor Lachen. Blind vor Wut stürmte er an ihr vorbei aus der Wohnung und stampfte gleich darauf wütend die Straße hinunter. Er hatte von Mrs. Ndhlovo, der Universität Kloone und dem ganzen verfluchten Haufen die Nase gestrichen voll. Wenn es nach ihm ging, konnten sie ihm allesamt gestohlen bleiben. Er holte in der Universität nicht einmal seine Unterlagen ab, sondern machte sich gleich auf die lange Rückfahrt nach Cambridge. Und unterwegs entwarf er einen Brief, in dem haarklein stand, was er von dieser verdammten Mrs. Ndhlovo hielt.
In der Wohnung, die er soeben verlassen hatte, schaute die Frau, die er für Mrs. Ndhlovo gehalten und die ihm gegenüber darauf bestanden hatte, so angeredet zu werden, von den am Boden liegenden roten Rosen auf und sagte traurig zu ihrer Schwester: »Diesmal sind wir wohl zu weit gegangen. Armer Purefoy. Das wird er mir vermutlich nie verzeihen. Und du mußt zugeben, daß er den Tatsachen sehr tapfer ins Auge gesehen hat.«
»Wenn er dich wirklich liebt, kommt er drüber weg«, sagte ihre Schwester. »Und wenn er nicht irgendwo Humor hätte, wäre er sowieso nicht wert, geheiratet zu werden.« »Das wird man ihm nicht leicht erklären können«, sagte Ingrid. »O weh, immer wieder sucht uns die Vergangenheit heim.«
27
An eine Schwarze heranzukommen, die zu dem bereit war, was General Cathcart D’Eath für Purefoy Osbert vorgesehen hatte, war schwieriger als erwartet. Seine Kontakte zum Sondereinsatzkommando SAS hatten ihm dabei überhaupt nichts genützt. »Sparmaßnahmen«, wurde ihm beschieden. »Die Hälfte unserer Jungs sind irgendwohin abgeordnet oder helfen den Amerikanern. Wir sind praktisch eine Einheit, die sich selbst finanzieren muß. Die Lage stinkt zum Himmel. Tut uns leid, daß wir nicht behilflich sein können, aber so ist es nun mal. Haben praktisch Einstellungsstop.« Infolgedessen hatte die Zulufrau ihren Arbeitsplatz verloren und war wieder nach Südafrika gezogen, um die dortigen neuen Verteidigungsstreitkräfte auf Vordermann zu bringen, und von den Kumpels des Generals konnte ihm keiner eine Alternative vorschlagen.
Schließlich mußte er sich mit einer strammen Weißen aus Thetford begnügen, die ihm einer seiner Stallburschen als »scharfe Alte« und »nicht wählerisch« empfohlen hatte. Als der General sie über den Tresen der Kneipe hinweg, in der sie arbeitete, musterte, verstand er, was der Mann gemeint hatte. Sie war eine ältliche Wasserstoffblonde, deren Verfallsdatum schon längst abgelaufen war; ihre beste Zeit waren die sechziger und siebziger Jahre gewesen, als auf den amerikanischen Luftstützpunkten am meisten Betrieb herrschte und sie sich mit den Jungs in Mildenhall und Alconbury und so weiter köstlich amüsiert hatte, Sie verstehen? Das tat der General seiner Meinung nach und verabredete mit ihr, daß sie sich in dem Haus gegenüber des botanischen Gartens einfand, das er für seine eigenen merkwürdigen Bedürfnisse als geheimen Treffpunkt unterhielt. Es war von Bürogebäuden umgeben, und das Erdgeschoß wurde tagsüber von Architekten genutzt. Es unterschied sich von den anderen Häusern in der Straße praktisch nicht und hatte außerdem den Vorteil, daß man es durch die Garage betreten konnte, die hinter dem Haus in eine Gasse mündete. In einem rosafarbenen und geräuschisolierten Schlafzimmer besprach hier der General die Kostümauswahl und das Szenario, das ihm für seine Kandidatin vorschwebte. »Er ist ein ziemlich junger Mann«, sagte er und merkte, daß er gar nicht genau wußte, wie alt Dr. Osbert war. Myrtle Ransby sagte , sie mochte junge Männer. Alte Männer übrigens auch. »Sind erfahrener, verstehen Sie?« Der General zog es vor, es nicht zu tun. Auf der Skala seiner
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