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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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aber es empfahl sich dennoch, kein Risiko einzugehen. »Übrigens sollten Sie sich besser einen Künstlernamen zulegen«, sagte er. »Wenn er nämlich weiß, daß Ihr richtiger Name Myrtle Ransby ist, könnte er unter Umständen zur Plage werden, wenn er sich in Sie verknallt oder so.« Hinter der Trennwand wurde gekichert. »Och, Sie Dummerchen, Sir Cathcart. Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich wirklich Myrtle Ransby heiße? Natürlich nicht. Wie die Yanks immer gesagt haben, den benutze ich für Sondereinsätze. Mein Manne hätte was dagegen, wenn ich rumliefe und erzählen würde, wer ich wirklich bin. Er hat eine sehr gute Stellung bei der British Telecom.« »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, stellte der General fest. »Und was sagten Sie doch gleich, wie viele Kinder Sie haben?« »Hab gar nichts gesagt«, sagte Myrtle, die immer noch mit ihrem Kostüm zu kämpfen hatte. »Es sind aber neun, die Fehlgeburten nicht mitgerechnet.«
    »Aha«, sagte Sir Cathcart, der schon vermutet hatte, daß sie die Mutter einer Großfamilie war. Wie auch immer, noch etwas machte ihm Sorgen. Wenn sie so raffiniert war, bei Sondereinsätzen einen falschen Namen zu verwenden und neun Kinder sowie einen Mann bei der British Telecom versorgen mußte, war sie auch pfiffig genug herauszufinden, wer er war. Plötzlich dämmerte ihm, daß sie ihn »General« und »Sir Cathcart« genannt hatte. In dem Bewußtsein, daß diese schauderhafte Frau in der Lage war, ihn zu erpressen, beschloß der General, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. »Wenn Sie einverstanden sind, meine Liebe«, sagte er, als sie in ihrer Goldlamehose, einem durchsichtigen grellroten Top und einem Mantel mit Leopardenfellmuster wieder auftauchte, »ich muß nur mal eben einem Geschäftspartner von mir einen Besuch abstatten. Wir haben da ein kleines Unternehmen am Laufen, und ich möchte, daß Sie ihn kennenlernen. Er ist ein interessanter Kerl mit besonderen Fähigkeiten und würde bestimmt gern einer so zauberhaften Person wie Ihnen begegnen.«
    Sie betraten die Garage und fuhren nach Coft Castle. »Oh, ist ja todschick«, sagte Myrtle bewundernd. Sir Cathcart fuhr an dem Schild mit der Aufschrift »Cathcarts Katzenfutterfabrik« vorbei, wo sie ausstiegen. »Hier herein, meine Liebe«, sagte der General und führte Myrtle in den Schlachthof, wo Kentucky Fry gerade einen uralten Hengst abhäutete, den er erst kurz zuvor getötet hatte. »Kentucky Fry, ich möchte Ihnen Miss Myrtle vorstellen ...«, begann der General, doch Myrtle Ransby war die Botschaft der gräßlichen Szene samt Kudzuvines blutbeschmiertem Messer nicht entgangen. »Sie müssen sich wegen mir keine Sorgen machen, Bischof«, winselte sie, als man ihr aus dem Schuppen wieder herausgeholfen hatte. »Ich werd zu keinem ein Sterbenswörtchen sagen, ich schwör’s bei Gott.« Sir Cathcart strahlte sie an. »Natürlich nicht, meine Liebe«, sagte er. »Und bestimmt möchten Sie im voraus bezahlt werden.«
    Myrtles Miene hellte sich merklich auf. So einen Gentleman wußte sie zu würdigen.
    »Wäre Ihnen die Hälfte jetzt und die andere Hälfte nachher recht?«
    »Aber ja. Ausgesprochen großzügig von Ihnen«, sagte sie,
    doch zu ihrer Überraschung holte der General ein Bündel großer Geldscheine heraus und riß sie entzwei. »Nur keine Bange. Die Banken akzeptieren auch problemlos zerrissene Scheine. Man klebt sie einfach mit Tesafilm wieder zusammen«, erklärte er und reichte ihr das halbe Bündel. »Ja, Bischof, ganz wie Sie meinen. Und ich sag keinem ein Sterbenswörtchen.«
    »Dann ruf ich Sie an, sobald unser junger Freund bereit ist«, sagte der General. Myrtle Ransby stieg in den Wagen und wurde weggefahren.
    Als nächstes besprach sich Sir Cathcart mit seiner Sekretärin, einer Blondine aus Las Vegas, die ganz wild auf Generäle und Pferde war und nichts dagegen hatte, nicht mehr in der Nähe von gewissen Typen in Nevada zu sein. »Also, meine Liebe«, sagte er, »was haben Sie über Dr. Osbert herausgefunden? Haben Sie im Pförtnerhaus angerufen, wie ich es Ihnen gesagt habe?«
    »Puh, General, die Leute da sagen, er ist Einzelgänger und ein Spinner. Wissen Sie, worauf er steht? Sie werden es nicht glauben.«
    »Verraten Sie es mir, meine Liebe«, sagte Sir Cathcart und genehmigte sich einen großen Scotch, um die Erinnerung an das mit Myrtle Ransby prall gefüllte schwarze Latex zu verdrängen. Das Goldlame und das Leopardenfell waren auch nicht viel besser gewesen. »Worauf steht

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