Bloody Mary.
und als Krönung des Ganzen ...« »Was um alles in der Welt reden Sie da? Wie kommen Sie auf die Idee, der Obertutor hätte jemanden totgeschlagen? Leichen in der Gruft? Natürlich liegen Leichen in der Gruft. Dort sind die Rektoren begraben. Und sonst keiner.« Sir Cathcart betrachtete die beiden voller Zweifel und mit äußerstem Mißtrauen. »Warum haben Sie mir dann vor diesem elenden Essen erzählt, der Obertutor habe den neuen Fellow Osbert niedergemetzelt?« wollte er vom Praelector wissen. »Ich? Ich habe mit keinem Wort behauptet, der Obertutor habe Dr. Osbert ermordet«, widersprach der Praelector entrüstet. »So einen blühenden Unsinn habe ich mein Lebtag noch nicht gehört.«
»Und ob Sie das haben. Sie sagten, daß Sie den Obertutor dafür verantwortlich machen ...« Sir Cathcart zögerte. In seinem verwirrten Hirn machten sich neue Zweifel breit. Der Praelector nutzte diese Pause. »Ich sagte, ich mache den Obertutor dafür verantwortlich, daß er zuließ, daß Dr. Osbert ernannt wurde, ohne vorher ordentlich zu prüfen, wer ihn für das Stipendium vorgeschlagen hat. Ich sagte nicht, er habe jemanden ermordet.«
»Und meines Wissens ist Dr. Osbert höchst lebendig«, sagte der Dekan.
Sir Cathcart rutschte betreten auf seinem Stuhl herum. »Da ist offensichtlich grauenhafter Bockmist passiert«, sagte er. »Und doch hat mir irgendein dämlicher Trottel erzählt ...« Er verstummte, als ihm langsam die Erleuchtung kam. »Vielleicht der Kaplan?« versuchte es der Dekan. Sir Cathcart nickte.
»Aha«, machte der Praelector vielsagend und griff nach dem Cognac. »Das erklärt alles. Bleibt uns nur noch die lästige Frage, wer Skullions Nachfolger als Rektor werden soll. Wir sind uns ja wohl alle einig, daß er nicht Lord Pimpole ernannt hat.«
Einen Augenblick lang schien es, als würde Sir Cathcart Einspruch erheben, weil er sein Wort als Gentleman etc. gegeben hatte, doch er verzichtete darauf. Selbst für seinen sexuellen Eklektizismus waren Schafe und Hunde zuviel. »Gut«, fuhr der Praelector fort. »Wenn das so ist, werde ich eine Notsitzung des Collegerats einberufen, um den Rektor non compos mentis erklären zu lassen. Das macht sämtliche zukünftigen Ernennungen unwirksam, die er noch vornehmen mag. Uns steht nur dieses Verfahren zur Verfügung, das den weiteren Vorteil hat, alle lächerlichen Behauptungen, er habe Sir Godber Evans ermordet, null und nichtig zu machen. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich gehöre schon längst ins Bett.«
»Ich auch«, sagte Sir Cathcart.
Als er an dem Rektorenhaus vorbeikam, hastete eine Gestalt , ins College. Es war der Mann, um dessentwillen der General gekommen war.
30
Der Purefoy Osbert, der an diesem Abend Porterhouse betrat, hatte sich gründlich gewandelt. Er war nicht mehr der festen Überzeugung, daß Verbrechen Produkte des Rechtssystems waren oder daß menschliches Fehlverhalten ausschließlich auf Polizeibrutalität und gesellschaftliche Repression zurückzuführen sei. Diese Verallgemeinerungen hatte er überwunden zugunsten einer individuelleren Weltsicht, in der seine private Wut alles andere überschattete. Er war vorsätzlich gedemütigt und als Narr hingestellt worden. Auf der Rückfahrt von Kloone hatte er sich mit der offensichtlichen Tatsache auseinandersetzen müssen, daß Mrs. Ndhlovo ihn keineswegs liebte oder auch nur mochte, sondern seine Gefühle für sie der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Genauso fest stand, daß sie ihn immer für einen Trottel gehalten hatte. Und mittlerweile war Purefoy ganz ihrer Meinung. Er war ein Volltrottel gewesen, auf ihre Geschichten von einem schwarzen Ehemann in Uganda hereinzufallen, den Präsident Idi Amin häppchenweise zum Nachtmahl verspeist hatte. Eine Frau, die Universitätsbehörden dazu brachte, eine so unwahrscheinliche Geschichte zu glauben, indem sie ein wenig Pidgin-Englisch zauberte, mußte eine Expertin in Sachen Scharlatanerie sein. Hätte er erfahren, daß sie nie auch nur in der Nähe von Afrika gewesen wäre und ihr enzyklopädisches Wissen über sexuelle Praktiken einzig aus Abhandlungen zu dem Thema oder vom Hörensagen bezöge, er wäre nicht überrascht gewesen. Wie auch immer, sie war eindeutig nicht nur eine Lügnerin und Betrügerin, sondern auch ein herzloses Miststück, mit dem Purefoy nichts zu tun haben wollte. Sie gehörte einer Vergangenheit an, die er zu vergessen wünschte. Er hatte sogar das Vorhaben aufgegeben, ihr in einem Brief zu
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