Bloody Mary.
schreien hörte, war das auch kein Vergnügen, selbst wenn es ein verfluchter verwundeter Deutscher war.
Und nun wartete Skullion unter dem großen Baum auf Sir Cathcart und bedauerte nicht, daß es vorbei war. »Ah, Skullion«, sagte der General und musterte die am Birkenstamm lehnende dunkle Gestalt. »Warten wohl immer noch darauf, daß wir darüberklettern, was?« »Sie, Sir Cathcart, Sie sind immer gern drübergeklettert, das stimmt. Oft hab ich Sie erwischt, und noch öfter durchgelassen, aber das haben Sie wohl nie gemerkt, Sir.« Die Zigarrenspitze des Generals glühte dankbar. »Sie sind ein alter Schlawiner, Skullion, das wissen Sie ja wohl, ein übler alter Schlawiner.«
Skullion gab ein grunzendes Geräusch von sich, das auch ein Kichern hätte sein können.
»Schlimme Sache das, Skullion, schlimme Sache«, fuhr der General fort. »Der Dekan ist bestürzt, der Praelector auch. Kann man nicht durchgehen lassen, wissen Sie.« »Nein, Sir«, sagte Skullion.
»Ich kann's Ihnen übrigens nicht verdenken. Dieser gräßliche Mensch war als Rektor denkbar ungeeignet. Sie haben versucht, dem College auf Ihre Art einen Dienst zu erweisen.« Er brach ab. Irgendwo hinter ihm ertönte heiseres Gelächter. »Ruderer«, erklärte Skullion. »Bereiten sich auf die Bootsrennen vor. Der Obertutor trainiert mit ihnen.« »Ja«, sagte der General, dem plötzlich einfiel, daß Skullion nicht der einzige Mörder auf dem Collegegelände war. »Und da wäre noch etwas. Der Ruf des Colleges ist in Gefahr. Diese Geschichte wird unweigerlich nach draußen dringen, und wenn die Polizei erst mal ihre Nase hineinsteckt, läßt sie sich nicht mehr aufhalten. Das können wir nicht zulassen. Und es geht auch nicht an, daß Sie den Dekan bedrohen. Also, egal, was Sie sagen ... nun, um es ganz deutlich zu sagen, Skullion, von Mann zu Mann und so weiter, Ihre Amtszeit ist abgelaufen. Ihr Spiel ist beendet, Sie sind im Abseits gelandet, ganz wie Sie wollen. Wie mir der Dekan berichtet hat, wollen Sie nicht nach Porterhouse Park.«
»Nein, Sir Cathcart, auf keinen Fall. Nicht zu den Irren wie Dr. Vertel. Lieber sterbe ich hier und jetzt und bring’s hinter mich. Ich mein’s ernst, Sir. Lieber sterbe ich auf der Stelle.« Sir Cathcart ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, verwarf es aber. »Ich verrate Ihnen was«, sagte er schließlich, »Sie müssen auf gar keinen Fall in den Park. Mein Wort als Gentleman, man wird Sie nicht mal darum bitten. Was sagen Sie dazu?«
»Sehr freundlich von Ihnen, Sir, sehr freundlich.« »Andererseits braucht das College einen neuen Rektor. Das sehen Sie doch wohl ein.«
»Aber ja, Sir Cathcart. Ich war nie der Rektor, den das College gebraucht hat. Das habe ich immer gewußt.« »Guter Mann. Wenn Sie sich nun zur Ruhe setzen, natürlich aus freien Stücken ...« Sir Cathcart ließ die Frage in der windstillen Nachtluft offen. Einen Augenblick lang blieb Skullion stumm.
»Falls ich mich zur Ruhe setze, Sir Cathcart, wäre ich doch berechtigt, meinen Nachfolger zu ernennen? Das ist doch das gute Recht des Rektors, stimmt’s?«
Sir Cathcart nickte. »Das Recht stünde Ihnen allerdings zu«, bestätigte er. »Es ist Ihr gutes Recht als Rektor, die Person zu benennen, die Ihr Nachfolger werden soll. Und Sie könnten bei mir auf Coft Castle wohnen, und gelegentlich würden wir hierherfahren und dem College einen Besuch abstatten. Um Ihnen das vorzuschlagen, bin ich hier.« »Wenn das so ist, bin ich bereit abzutreten«, sagte Skullion ernst, »und zwar, wann immer Sie wollen, Sir. Und meinen Nachfolger benenne ich jetzt.«
»Und wer soll es sein?« fragte Sir Cathcart. »Lord Pimpole, Sir, Lord Pimpole.«
»Sehr schön, Rektor, sehr schön. Und darf ich dem Dekan Ihre Entscheidung mitteilen?«
»Ja, Sir Cathcart, sagen Sie es ihm. Und Sie können ihm auch sagen, er braucht keine Angst zu haben, daß dieser Sir-Godber- Evans-Fellow, Dr. Osbert, herausfindet, daß ich den verfluchten Sir Godber getötet habe, denn er weiß es schon.« Sir Cathcart zögerte. Im Falle des verstorbenen Dr. Osbert wäre »wußte« das passendere Wort.
»Er weiß Bescheid, weil ich es ihm gesagt habe«, fuhr Skullion fort. »Er saß nämlich im Labyrinth, als ich es dem Dekan mitteilte. Den ganzen Nachmittag war er schon dort, hat gewartet und gelauscht, und er hat jedes meiner Worte gehört.« »Großer Gott«, sagte Sir Cathcart und begriff nun, warum sich der Obertutor zu einer solchen Gewalttat hatte hinreißen
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