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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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lassen.
    »Mehr noch, der dämliche Hund ist die ganze Scheißnacht im Labyrinth herumgetrampelt und hat den Ausgang gesucht.« Bei dem Gedanken mußte Skullion kichern.
    »Und Sie wußten die ganze Zeit über, daß er zuhörte?« »Na klar. Ich war nicht umsonst die vielen Jahre lang Skullion der Chefpförtner, der alles wußte, was im College vor sich ging. Ja, ich habe ihn gehört und im stillen gedacht: ›Ich werd dir verraten, was du herausfinden wolltest, und es wird dir überhaupt nichts nützen, weil du nichts damit anfangen kannst.‹ Und es hat ihm nichts genützt.«
    »Hmmm«, lautete Sir Cathcarts einziger Kommentar dazu. Erneut bereute er, daß er unter diesen unergründlichen Umständen auch nur in die Nähe des Colleges gekommen war. Jedenfalls hatte er nicht vor, sich durch weitere Fragen in die Nesseln zu setzen. »Na, dann werde ich zum Dekan zurückgehen«, sagte er rasch, bevor es zu weiteren Enthüllungen kam. »Er wird von Ihrer Entscheidung gewiß begeistert sein. Die Vorbereitungen für Ihren Auszug aus dem Rektorenhaus können wir ein anderes Mal treffen.« Und mit einem hastigen »gute Nacht« ging er quer über den Rasen zurück. Er fand den Dekan und den Praelector stumm und trübsinnig dasitzend vor.
    »Und?« fragte der Dekan, ohne sich zu erheben, doch Sir Cathcart brauchte rasch ein Stärkungsmittel.
    »Darf ich mir einen genehmigen?« fragte er und goß sich einen großen Cognac ein. Erst als er ihn ausgetrunken hatte, baute er sich wieder vor dem Kamin auf. »Lieber Himmel, Cathcart, erlösen Sie uns von unserem Elend. Wie lautet die Antwort?«
    »Guter Mann, Skullion«, sagte er schließlich, nachdem er beschlossen hatte, daß selbst unter alten Freunden einiges für Täuschung sprach. Den Satz des Praelectors, »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold«, fand er inzwischen sehr vernünftig. »Er ist damit einverstanden, seinen Abschied zu nehmen. Ich sagte, den genauen Zeitpunkt, an dem er das Rektorenhaus räumt, könne man später festlegen.«
    »Und er hat keine Schwierigkeiten gemacht?« erkundigte sich der Praelector.
    »Gar keine. Bedauert die ganze Chose und entschuldigt sich bei allen dafür, daß er so verdammt lästig gewesen ist.« »Das ist unglaublich«, befand der Dekan. »Er hat nicht gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn wir ihn nach Porterhouse Park schicken?«
    »Keineswegs. Natürlich geht er widerstrebend, aber ich habe keinen Zweifel daran gelassen, daß es für ihn und das Wohl des Colleges das beste ist. Ich schlage vor, daß wir etwas Dampf machen. Beispielsweise morgen. Überlassen Sie das mir. Privater Krankentransporter, ein paar kräftige Pfleger, die ihn reinheben, und dann sofort die Autobahn runter. Sie können verbreiten, daß er seinen zweiten Porterhouse Blue hatte.« »Ich muß schon sagen, Cathcart, heute abend haben Sie erstklassige Arbeit geleistet«, sagte der Dekan, erhob sich und griff nach dem Weinbrand. »Da ist wohl ein Schluck zur Feier des Tages angebracht.«
    »Das ist wirklich eine große Erleichterung«, pflichtete der Praelector bei, »obwohl uns immer noch die Frage bleibt, wer neuer Rektor werden soll.«
    Sir Cathcart hob eine Hand. »Deswegen brauchen Sie sich auch nicht den Kopf zu zerbrechen. Skullion hat sein traditionelles Recht in Anspruch genommen und seinen Nachfolger ernannt.« Er machte eine Kunstpause. Die beiden Älteren betrachteten ihn verdutzt.
    »Es ist nun mal sein Recht. Ich konnte es ihm kaum abschlagen«, fuhr Sir Cathcart fort.
    »Sein gutes Recht«, bestätigte der Dekan. »Übrigens eine unserer ältesten Traditionen. Reicht meines Wissens zurück bis I492.«
    »Tja, da sehen Sie’s. Ich sollte wohl besser aufbrechen. Es war ein schwieriger Abend, aber wenigstens müssen Sie sich wegen Skullion keine grauen Haare mehr wachsen lassen.« »Aber Sie haben uns noch nicht erzählt, wen Skullion, also der Rektor, zu seinem Nachfolger ernannt hat.« »Und das ist ziemlich wichtig«, bekräftigte der Praelector. »Ach das. Aber natürlich, wie dumm von mir. Jeremy Pimpole. Den hat er ernannt. Lord Pimpole ...« Er verstummte und sah den Dekan an. »Sind Sie wohlauf, Herr Dekan?« Es war eine dumme Frage. Daß der Dekan alles andere als wohlauf war, ließ sich nicht übersehen. Er klammerte sich an der Tischkante fest und hatte den Cognac fallen gelassen. »Nein, nein«, keuchte er. »Nicht der. Um Gottes willen, nicht der Hunde ...« Er schwankte und wäre fast gestürzt. »Nicht der was?« fragte Sir

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