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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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genötigt sah, das Licht anzumachen. Warum er den Obertutor aufgesucht hatte, war ihm so gut wie entfallen. Was er jetzt sah, überzeugte ihn davon, daß seine ursprüngliche Prämisse richtig gewesen war. Offensichtlich hatte sich der Obertutor in sexueller Hinsicht etwas sehr Schlimmes zugemutet. Das Gesicht, das ihn aus dem Bett anfunkelte, gehörte augenscheinlich einem Menschen an der Schwelle des Todes. Die Besorgnis des Praelectors meldete sich zurück. »Mein lieber Mann, was haben Sie sich da angetan? Masturbation kann in Ihrem Alter sehr gefährlich sein. Haben Sie etwa irgendwelche ...«
    »Masturbation!« brüllte der Obertutor. »Masturbation am Arsch.« Wieder ein sehr unglücklich gewählter Ausdruck. »Tja, wenn Sie’s sagen«, bemerkte der Praelector und sah sich im Schlafzimmer um, ob er irgendwo einen jungen Mann entdeckte, doch er sah nur die überall auf dem Fußboden verstreuten Klamotten des Obertutors und neben dem Bett etwas, das wie eine sehr volle Flasche kalifornischer Chardonnay aussah. Dem Geruch nach konnte man annehmen, daß der Inhalt nicht seinen Vorstellungen entsprach. »Wie auch immer ...«
    Doch den Obertutor hatte die Bemerkung, er habe masturbiert, über alle Maßen gereizt. Er sprang zwar nicht aus dem Bett – zum Springen war er nicht in der Lage –, taumelte aber jedenfalls zu Boden.
    Der Praelector betrachtete den nackten Körper voller Abscheu. Und Furcht. Der Obertutor hatte nicht übertrieben. Er war ausgesprochen wütend und ausgesprochen gefährlich. »Schon gut, ich gehe ja«, beteuerte der Praelector und schritt rückwärts zur Tür hinaus, als ihm einfiel, warum er eigentlich gekommen war. »Doch vorher sollten Sie wissen, daß sich überall im College gräßliche junge Männer mit Sonnenbrillen, Rollkragenpullovern, weißen Socken und ...« Verdutzt bemerkte er, daß mit dem Obertutor eine Veränderung vor sich ging. Eben noch allem Anschein nach ein gemeingefährlicher Irrer, war er urplötzlich ein ganz anderer geworden.
    Zu sagen, er sähe glücklich aus, wäre dennoch übertrieben gewesen. Der 47er Crusted Port und der Benedictine beeinflußten noch immer so ziemlich alle seine Körperteile, aber seine Erleichterung hatte ihn in etwas Menschenähnliches zurückverwandelt. »Was haben Sie da eben gesagt?« winselte er. »Was sagten Sie gerade?«
    »Ich sagte, daß sich überall im College gräßliche junge Männer mit Sonnenbrillen, Rollkragenpullovern ...« Vor ihm sank der Obertutor auf die Knie und richtete seine blutunterlaufenen Augen zur Zimmerdecke. »Halleluja, gelobet sei der Herr«, stöhnte er und verlieh seinen Gefühlen Ausdruck, indem er sich übergab.
    Da ließ ihn der Praelector allein und ging nach unten in den Hof, wo Walter, drei andere Pförtner, Arthur, der Koch, und das gesamte Küchenpersonal samt den Gärtnern mit Hilfe mehrerer Dutzend Studenten das Transworld-Team zusammengetrieben und auf die Straße gescheucht hatten. »Wenn ihr euch hier nochmals blicken laßt, setzt es mehr als nur ’ne blutige Nase«, sagte Walter zu einem aus der Gruppe, dessen Brille kaputt war und dem ein Mokassin fehlte. »Das nächste mal werdet ihr glauben, ein Orkan wär über euch hinweggefegt.« So kam es dem in der Wohnung des Kaplans liegenden Kudzuvine immer noch vor. Die Schwester, eine massige Frau mit großen Händen, hatte ihn sich angesehen und geraten, Dr. MacKendly zu holen. »Man kann ja nie wissen, nicht wahr?« sagte sie zu dem Kaplan, der eine Schwäche für sie hatte. »Bei ’nem Schlag auf’n Kopf weiß man nie. Ich vermute mal, er wird wieder, aber man sollte besser auf Nummer Sicher gehen.« »Ich weiß gar nicht, ob ich das will«, sagte der Praelector, der sich zu dem Grüppchen am Bett gesellt hatte. »Wer der Kapelle so etwas antut, fällt nicht in die Kategorie derer, die ich am Leben erhalten wissen möchte.« Er überlegte kurz und fuhr dann fort: »Übrigens, Schwester, es wäre wohl ratsam, dem Obertutor einen Besuch abzustatten. Er hat sich sehr seltsam aufgeführt und könnte vermutlich ein wenig Hilfe gebrauchen.« Vor sich hin murmelnd, der führe sich immer ein wenig seltsam auf, begab sie sich auf die vom Praelector geplante Racheexpedition. Er hatte dem Obertutor weder dessen widerliches Benehmen noch dessen Redeweise verziehen. Die Schwester würde ihm guttun. Außerdem wollte er diesen üblen Gangster mit der geschwollenen Nase fragen, was er und seine Bande im College gewollt hatten. »Schließlich haben wir

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