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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bloß, bloß und verletzlich im Beisein einer Frau, die weder die Sensibilität noch den Respekt vor Anstand und Schicklichkeit aufbrachte, die er erwartete. Er hatte zwar nichts dagegen, daß sein Rücken geschrubbt wurde – das fand er recht angenehm –, doch es gab andere Bereiche, für die sich die Schwester so gründlich und übertrieben interessierte,
    daß sie darauf bestand, die besonders ausgiebig zu waschen. Andernfalls würde er, wie sie es derb formulierte, noch mehr wie ein alter Fuchsrüde stinken, als er es ohnehin schon tat. Skullion hatte nichts dagegen, von Arthur mit einem alten Hund verglichen zu werden, doch wenn ihn ein Drachen wie diese Schwester einen alten Fuchsrüden nannte, ging das ein gutes Stück zu weit. Was er ihr auch unmißverständlich gesagt hatte. »Sie sind nicht mal verheiratet, was ja auch kein Wunder ist, und wenn Sie rausfinden wollen, was Sie verpaßt haben, dann suchen Sie sich gefälligst einen anderen Mann, an dem Sie rumfummeln, denn ich kann verflucht noch mal darauf verzichten. Und auf Sie auch. Ich kann mich alleine um. mich kümmern.« Was nicht dazu beigetragen hatte, die Laune der Schwester oder ihren Umgang mit ihm zu verbessern. »Sie haben eine schmutzige Phantasie, jawoll, und Sie brauchen mich gar nicht so anzustarren. Nennt sich Rektor von Porterhouse und kann nicht mal reden wie ein Gentleman«, hatte sie ihn angefahren und ihm dann den Fangschuß versetzt. »Neulich habe ich den De ... ganz egal, wen, sagen hören, jawoll, daß es langsam Zeit wird, Sie ins Heim zu schicken. Und ob er das gesagt hat. Was glauben Sie denn, wo er kürzlich gewesen ist? Der hat keine kranken Verwandten in Wales besucht, sondern ist bei ehemaligen Porterhäuslern auf der Suche nach einem neuen Rektor vorstellig geworden. Das hat er gemacht. Und wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie doch Walter im Pförtnerhaus, der wird's Ihnen bestätigen. Ich wundere mich überhaupt, daß Sie’s nicht schon wissen, denn im College hat es längst die Runde gemacht. Sie kommen nach Porterhouse Park, und ich jedenfalls weine Ihnen keine Träne nach. Da muß ich mir nicht länger die Hände dreckig machen, um Sie zu baden.« Das hatte sie so gehässig und überzeugend erzählt, daß Skullion gespürt hatte, sie sagte die Wahrheit. Ohnehin hatte er etwas Ähnliches bereits vermutet, weil Smutje, Arthur und Walter ihn neuerdings regelrecht mitfühlend behandelt hatten. Auf Mitgefühl hatte er noch nie Wert gelegt, und bis vor kurzem hatten sie auch keines an ihn verschwendet. Eher hatten sie ihn mit demselben Respekt behandelt wie damals, als er noch Chefpförtner und wichtigster Collegebediensteter gewesen war. Doch fragen würde er sie nicht. Er wollte nicht, daß sie ihn anlügen mußten. Das war nicht korrekt, und auf Korrektheit hatte er immer großen Wert gelegt. Jetzt saß er also an diesem warmen Nachmittag da, trank enorme Mengen von Hardy’s Special Ale, die ihm Arthur geöffnet hatte, und hegte einen tiefen Groll auf die Welt. Er raunzte sogar den Koch an, weil der zum erstenmal die Krusten seines Gurkensandwichs abgeschnitten hatte, die er ihm zum Tee reichte. Und als Arthur kam, um ihm mitzuteilen, sein Abendessen sei fertig, hatte er erwidert, er wolle keins. »Sie müssen bei Kräften bleiben, Mr. Skullion«, hatte Arthur erklärt.
    »Wieso?« wollte Skullion wissen. »Wieso, verdammt noch mal?«
    Arthur war verdutzt. »Tja, das weiß ich auch nicht recht, Mr. Skullion. Aber Sie haben Ihr Futter sonst doch immer so gern verdrückt.«
    »Aber jetzt nicht. Holen Sie mir lieber noch ’n Halben Hardy’s. Ich muß über einiges nachdenken.« Einen Augenblick lang zögerte Arthur. Er wußte, daß er eigentlich sagen müßte, Skullion hätte schon genug gehabt, und nach weiteren sechs Flaschen – das meinte der nämlich mit einem Halben – wäre er nicht nur angetrunken, sondern jenseits von Gut und Böse. Doch er hielt sich zurück. Das lag nicht nur daran, daß Skullion – daß Mr. Skullion – der Rektor war. Wäre es nur das gewesen, so wie bei den früheren Rektoren, dann hätte er ihm ins Gesicht gesagt, das reiche jetzt, und es sei nicht richtig, wenn sich der Rektor sinnlos besoff. Ja, das hätte er gesagt und wäre für seine verdammte Anmaßung verflucht worden, und danach hätte er den Rektor zu seinem Abendessen ins Haus gebracht oder auch nicht, und am Morgen wäre dieser Zwischenfall vergessen gewesen oder zumindest übergangen worden. Doch bei Mr. Skullion war es

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