Blow Out (German Edition)

CIA .«
    »In der Tat. Wie ich später erfuhr, war damals auch ein CIA -Verbindungsmann an Bord.« Seine Gesichtszüge entspannten sich. Offenbar war er froh darüber, dass Emma nicht weiter nachhakte, was die kryptischen Andeutungen seiner Tochter anbelangte. Natürlich würde Emma später noch darauf zurückkommen, schließlich brannte die Neugier wie Feuer in ihr. Zuerst aber musste sie Antworten auf ihre Fragen bekommen. Was die Identität des CIA -Verbindungsmannes betraf, hatte sie einen Verdacht, äußerte ihn aber nicht. Stattdessen sagte sie: »Ich frage mich, weshalb man einen Marine die Drecksarbeit erledigen ließ. Üblicherweise ist dafür die CIA zuständig.« Zufrieden registrierte sie, wie Leuthard bei dem Wort Drecksarbeit zusammenzuckte. Sie hätte ihre Frage mit Leichtigkeit diplomatischer formulieren können, aber dieses Ekelpaket verdiente es nicht, geschont zu werden.
    »Die CIA hatte Harris, so hieß der Marine, zu diesem Zeitpunkt bereits angeworben. Harris’ Familie besaß gewisse Verbindungen, und diese Morde stellten wohl so etwas wie eine Eignungsprüfung dar.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, kommentierte Nick, der noch immer halb im Flur, halb in der Küche stand.
    »Nick hat recht. Schwer vorstellbar, dass die CIA einem Rookie eine so heikle Aufgabe überträgt.«
    »Ich bin mir sicher, die CIA hielt sich die ganze Zeit über im Hintergrund, jederzeit dazu bereit, einzugreifen.«
    Emma fiel ein, wie sie Franklin darum gebeten hatte, eine der Aushilfskräfte der Botschaft nach der Akte suchen zu lassen. Franklin hatte vehement darauf bestanden, einzig sie, Emma, käme dafür in Frage, weil er vollstes Vertrauen in sie setze. Auch Franklin war die ganze Zeit über im Hintergrund präsent und über alles im Bilde gewesen. Erst jetzt wurde ihr das so richtig bewusst. Zu Leuthards Worten passte, dass mit Jonathan Lancaster seinerzeit ein Vier-Sterne-General des US Marine Corps das Amt des Nationalen Sicherheitsberaters der Vereinigten Staaten bekleidet hatte. Garantiert hatte Lancaster bei Projekt Morgenröte einige Verbindungen spielen lassen.
    »Was denken Sie«, fuhr Leuthard fort, »weshalb die CIA kurz vor Baubeginn der Independence ein Zentrum für Analysen zum Klimawandel gründete?«
    »Was hat ein Geheimdienst mit Klimawandel am Hut?«, fragte Nick.
    »Diese Abteilung gibt es tatsächlich«, klärte Emma ihn auf. »Offiziellen Angaben zufolge beschäftigt man sich dort mit Worst-case-Szenarien des Klimawandels. Das CIA -Zentrum für Klimawandel und Nationale Sicherheit wurde der Öffentlichkeit vom damaligen CIA -Boss Lesley Pantera vor dem Kopenhagen-Gipfel mit großem Tamtam vorgestellt. Es sollte als eine Art Frühwarnsystem verstanden werden. Wo kommt es aufgrund klimatischer Veränderungen zur nächsten Hungersnot? Welche Länder sind aufgrund von Klimazonen-Verschiebungen von politischen Instabilitäten bedroht? Fragen dieser Art.«
    »Die CIA als Klimawächter, was für ein Witz«, schnaubte Leuthard.
    »Nach all dem, was wir inzwischen wissen«, überlegte Nick, »wäre es doch möglich, dass diese Abteilung nur eine Tarnung ist. Sozusagen ein Deckmantel für Donovan. Emma, du hast gesagt, der SCS sei ein Zusammenschluss aus CIA und NSA .«
    »Möglich«, stieg sie in sein Gedankenspiel ein. »Vielleicht stellte man bereits damals bestimmte Weichen. Da wir gerade dabei sind, Dr. Leuthard, woher kennen Sie Special Agent Donovan?«
    Leuthard leckte sich über die Lippen und starrte stumm wie ein Autist an ihr vorbei.
    Emma ließ ihm etwas Zeit, dann sagte sie: »Er bedroht Sie, nicht wahr? Donovan ist derjenige, der Sie im Sanatorium aufgesucht und damit gedroht hat, Ihre Tochter zu töten, sollten Sie jemals über Projekt Morgenröte reden. Richtig?«
    Der kahlköpfige Greis betrachtete Emma einen Augenblick. Und was er dann zu sagen hatte, zog Emma buchstäblich den Boden unter den Füßen weg.
    84
    Auf dem Hof vor der Residenz warteten sechs bewaffnete Männer auf die Rückkehr von Agent Foster. Die Atmosphäre war angespannt. Obwohl die Situation aus Collins’ Sicht eigentlich geklärt sein musste, spürte Donovan die Nervosität des jungen Sicherheitschefs nur allzu deutlich. Donovan dachte an das Telefonat von vorhin mit Crypto City. Vedammt noch mal, er hätte es wissen müssen! Fisher und Schäfer befanden sich in Antarctic City. Verdammte Scheiße, niemals hätte er damals dem Deal zwischen seiner Abteilung und der Untersuchungskommission zustimmen dürfen. Leuthard