Blow Out (German Edition)
Carlos, »die Bullen sind aufgetaucht, Nick, und keine deutschen Touristen.«
Nur für den Fall sah sich Emma vorsichtshalber schon mal nach einem Fluchtweg um.
»Ich hatte damit nichts zu schaffen. Hier im Ort weiß doch jeder, womit ihr euer Geld verdient.«
»Also war alles nur ein blöder Zufall?«
»Denkst du etwa, ich hätte euch die Polizei auf den Hals gehetzt?«, empörte sich Nick.
»Hast du?« Carlos lächelte auf eine Art und Weise, die Emma einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Immerhin saß der Muskelberg noch. Wirklich brenzlig würde die Lage erst werden, falls Carlos und die anderen sich erhoben.
Carlos erhob sich.
Na super.
Er baute sich vor Nick auf, der einen guten Kopf kleiner war. Unter Carlos’ Muscleshirt zuckten harte Brustmuskeln, als warteten sie nur darauf, in Aktion zu treten.
»Basta«, mischte sich María ein. »Es reicht, Carlos. Miguel hat uns verpfiffen. Das wissen wir doch längst. Warum machst du Nick so an?«
»Ich wollte nur sehen, ob er nicht doch etwas mit Miguel zu schaffen hatte«, erwiderte Carlos. Ein fettes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er klopfte Nick auf die Schulter und griff sich zwei freie Stühle vom Nebentisch. »Setzt euch.«
Emma atmete tief durch. »Wäre fast schiefgegangen«, raunte sie Nick zu.
»Ach was. Ich kenne Carlos. Ich wusste, dass er nur blufft.«
»Aber sicher.«
Sie nahmen Platz.
Carlos griff nach einem Bier, und als wäre das der offizielle Startschuss gewesen, taten es ihm die anderen am Tisch gleich. Ziegenbärtchen schnappte sich gleich zwei Flaschen und drückte Emma eine davon in die Hand, wobei er ihren Körper mit unverhohlenem Grinsen musterte.
Nick stellte Emma die Gruppenmitglieder vor. Carlos, Roberto, León, Jorge und natürlich María. Zwischen Nick, Carlos und María entwickelte sich in der Folge ein lebhaftes Gespräch, das sich hauptsächlich um Nicks Artikel drehte. Da man Emma wie Luft behandelte und auch León sich vorerst damit zufriedengab, sie lediglich anzugaffen, nutzte sie die Zeit, um die Anwesenden ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Emma fragte sich, in welcher Beziehung Carlos zu María stand. Sie hatte ihn vorhin vor der Gruppe zurechtgewiesen – etwas, das sich garantiert nicht jedes Gruppenmitglied erlauben durfte. Wahrscheinlich waren sie ein Paar. Gegen diese Annahme sprach allerdings, dass María Nick permanent anlächelte und ihm eindeutige Blicke zuwarf. Nick schien das zu gefallen. Er führte sich auf wie ein alberner Gockel. Emma fragte sich nur, wie lange Carlos diesem offensichtlichen Geflirte tatenlos zusehen würde.
Neben León saß ein undurchsichtiger Typ namens Jorge. Sein kantiges Gesicht war unrasiert, und er trug ein verflecktes Bandana. Jorge sprach die ganze Zeit über kein Wort und beschränkte sich darauf, grimmig dreinzusehen. Ihm gegenüber saß breitbeinig und mit hinter dem Kopf verschränkten Händen Roberto. El Capitán, wie er von allen nur genannt wurde. Obwohl er ebenfalls kein Wort sagte, fand Emma ihn am sympathischsten von allen. In seinem Mundwinkel steckte eine qualmende Zigarre, die nur wenige Zentimeter aus seinem Vollbart herausragte.
Es wurde getrunken, und Carlos bestellte die nächste Runde. In Marías Gegenwart schien Nick vollkommen vergessen zu haben, weshalb sie hierhergekommen waren. Donovan saß ihnen im Nacken, und der Herr Journalist vertrödelte ihre Zeit mit blöden Machosprüchen. Emma entschied, die Sache in die Hand zu nehmen.
Sie wandte sich an Carlos: »Wir brauchen eure Hilfe.«
»Natürlich, sonst wärt ihr wohl kaum hier. Ich nehme an, es geht um mehr als einen Tauchausflug?«
Sie nickte.
Carlos musterte sie intensiv und zeigte mit dem Hals der Bierflasche auf Nick. »Ich kenne ihn . Aber dich kenne ich nicht. Wie kommst du darauf, dass du mich um etwas bitten kannst?«
Sie erwiderte seinen Blick standhaft. »Du verstehst da etwas falsch, Carlos. Ich bitte dich nicht um einen Gefallen. Ich schlage dir ein Geschäft vor.«
»Ich liebe Geschäfte.«
»Wir brauchen euch und eure Boote.«
»Wozu?«
»Für einen Job.« Sie blickte in die Runde. »Einen gefährlichen Job.« Das Gemurmel am Tisch erstarb. »Wir müssen an einen ganz bestimmten Ort. Es handelt sich um militärisches Sperrgebiet. Anlegen ist bei Höchststrafe verboten. Ich kann nicht ausschließen, dass man sogar auf uns schießt, falls man uns entdeckt.«
»Kubanisches oder amerikanisches Militär?«, wollte Carlos wissen.
»Das Sperrgebiet ist
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