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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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Gott was anstellen konnten, war schlichtweg Wahnsinn. Tief im Innern wusste sie jedoch, dass sie keine andere Wahl hatten. Früher oder später würde Donovan hinter ihre neuen Identitäten kommen, ihre Reiseroute nachvollziehen und sie zwangsläufig schnappen. Sie konnten sich nicht ewig verstecken. Ihre einzige Möglichkeit, unbeschadet aus dieser Geschichte herauszukommen, war, Leuthards Beweise zu sichern, und dies möglichst rasch.
    Sie gelangten an eine windschiefe Kneipe, deren hellgrüne Farbe längst verblasst war und an vielen Stellen abblätterte. Auf einem Schild über dem Eingang stand Jardín de Neptuno . Laute Musik dröhnte aufdringlich aus dem Innern.
    »Nick?« Emma hielt ihn am Arm zurück. »Haben diese Kerle ihre Waffen jemals benutzt?«
    Er erwiderte nichts. Damit war alles gesagt, und sie traten ein.
    Etwa ein Dutzend braungebrannte und durchweg dunkelhaarige Männer hockten an Tischen oder am Tresen, tranken Bier aus Flaschen und diskutierten dabei lautstark oder spielten Backgammon. Rauchschwaden stiegen zur Decke, wo zwei Ventilatoren sie verwirbelten. Es herrschte eine brütende Hitze, der Geruch nach Männerschweiß hing in der Luft. Ein Barkeeper wischte mit einem fleckigen Putztuch gelangweilt abwechselnd über den Tresen und seine Stirn. Ein paar Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Die einzige Frau im Raum saß an einem Tisch in der Ecke, gemeinsam mit vier athletisch gebauten Männern. Ihre Locken reichten ihr fast bis zur Hüfte.
    »Gemütlich«, raunte Emma Nick ins Ohr. »Erkennst du jemanden wieder?«
    »Ja. Ein paar der Jungs sind hier.«
    »Wo?«
    »Warte hier.« Er schob sich zum Tresen vor und versuchte dem Barkeeper gestikulierend irgendetwas zu erklären. Der Mann nickte, und Nick kam zurück. »Ich habe für uns und die Jungs was zu trinken bestellt.«
    »Mir gefällt es hier nicht.«
    »Die meisten Typen sind völlig harmlos. Nur vor Carlos solltest du dich in Acht nehmen. Er ist unberechenbar.«
    »Wer ist Carlos?«
    »Du lernst ihn gleich kennen. Komm.«
    92
    Nick schob sich zwischen den Tischen durch die Menge. Ein ungutes Gefühl beschlich Emma, als sie ihm folgte. Er steuerte den Tisch mit den muskulösen Männern und der Frau an. Diese bemerkte Nick und sagte etwas zu ihren Freunden. Wie auf Kommando drehten sich alle um. Misstrauisch musterten sie die Neuankömmlinge.
    »Holá«, grüßte Nick und grinste in die Runde. Auf Englisch fügte er hinzu: »Lange nicht gesehen.«
    »Holá, Nick«, erwiderte die rassige Kubanerin lächelnd.
    Sie trug ein ärmelloses Army-Top, das sich über ihre ausladenden Brüste spannte, sowie knappe Shorts und Boots.
    »Holá, María«, erwiderte Nick dümmlich grinsend. »Wie geht es dir?«
    Ein kahlrasierter Kerl mit der Statur eines Baumstammes drehte sich auf seinem Hocker herum. »Was willst du?« Er sah Nick an, als wollte er jeden Augenblick den Boden mit ihm aufwischen. Er trug ein löchriges Muscleshirt. Seine muskulösen Arme waren mit Tätowierungen religiöser Symbole übersät, ebenso Hals, Nacken und Hinterkopf.
    »Holá, Carlos, schön dich zu sehen.«
    Falls Carlos dasselbe empfand, gelang es ihm vortrefflich, das zu verbergen. »Wer ist das?«, fragte er mit einem Kopfnicken in Richtung Emma.
    »Emma, eine Freundin.«
    Der Barkeeper brachte sieben Flaschen Bucanero auf einem Tablett an. Er krächzte etwas auf Spanisch, stellte das Tablett ab und trollte sich.
    Niemand sagte etwas.
    »Die gehen auf mich«, sagte Nick. »Betrachtet es als Geste der Freundschaft.«
    Niemand griff nach den Flaschen.
    »Freundschaft ist ein starkes Wort«, entgegnete der tätowierte Glatzkopf in überraschend akzentfreiem Englisch, »und ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals Freund genannt zu haben.«
    Zunehmend nervös blickte Emma zu Nick, der seinerseits nur auf Carlos achtete. Die Sache lief offenbar nicht ganz so, wie der tolle Herr Journalist sich das erhofft hatte.
    »Was ist los, Carlos? Warum so feindselig?«
    »Feindselig? Oh no. Es ist nur, du hast uns deutsche Touristen versprochen, im Gegenzug für Informationen. Wir haben dich in unserem Kreis willkommen geheißen, dir Einblick in unsere Welt gewährt, Geheimnisse mit dir geteilt, die bis dahin außerhalb der Gruppe niemand kannte. Wir haben dir vertraut. Nach einer Woche bist du verschwunden, und wer ist gekommen?« Carlos boxte einen Jüngling mit Ziegenbärtchen an. »Sag es ihm, León!«
    »La Policía«, spie Ziegenbärtchen ihnen entgegen.
    »Richtig«, sagte

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