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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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Anruf absichtlich ignorieren. Überraschenderweise versetzte ihr dies einen kleinen Stich.
    Sie setzte eine neutrale Miene auf.
    »Hi. Ich bin’s. Ich weiß, unser letztes, ähm, Zusammentreffen lief nicht sonderlich gut. Ich hoffe, du bist nicht mehr allzu sauer deswegen.« Reiß dich zusammen und komm endlich zur Sache. »Aber deswegen rufe ich nicht an. Hör mal, ich habe vielleicht eine Story für dich. Etwas Großes. Etwas richtig Großes. Ruf mich bitte so schnell es geht zurück.«
    Sie beendete die Verbindung.
    Um die Wartezeit bis zu seinem Rückruf sinnvoll zu nutzen, tauchte sie einmal mehr in die Weiten des Web ein. Vielleicht fand sie doch noch etwas über die Independence und Projekt Morgenröte. Ohne echte Hoffnung ließ sie ihren virtuellen Suchagenten zuerst nach der ominösen Website suchen, die gestern Nachmittag zunächst noch online gewesen, dann aber so plötzlich verschwunden war.
    Ein paar Sekunden später sog sie vor Überraschung scharf die Luft ein. Die Website war wieder da!
    14
    Seit Stunden schon wartete Nick angespannt darauf, dass man ihn und seine Mutter endlich abholte. Er stand in der offenen Haustür und wippte nervös auf den Zehenspitzen auf und ab. Seine Mutter saß auf einem Küchenstuhl im Flur und starrte ins Leere. Mit der flachen Hand schlug Nick gegen den Türrahmen. Das alles dauerte viel zu lange.
    Das Wetter verschlechterte sich zunehmend. Eine dichte Wolkendecke hing über Dörpling. Der Wind legte stetig zu und warf bereits unangenehmen Seegang zwischen den Häusern auf. Wellen schlugen gegen die Hauswand. Jeder einzelne Aufprall hallte dumpf durch die Räume. Nick wollte gar nicht daran denken, was sie erst auf dem offenen Meer erwartete. Von irgendwoher wehte der Gestank von Fäkalien herüber. Die Treppen vor dem Haus standen längst unter Wasser. Die Sandsäcke ragten gerade noch so aus den Fluten hervor, die ersten Wellen schwappten jedoch bereits darüber hinweg. Unaufhaltsam drang die braune Brühe in den Hausflur ein und bahnte sich ihren Weg durch das Erdgeschoss. Besorgt registrierte Nick die zunehmende Dynamik der Flut. Bald schon würden er und seine Mutter bis zu den Knöcheln in dieser stinkenden Kloake versinken. Spätestens um Mitternacht würde das Erdgeschoss einen Meter unter Wasser stehen.
    Drei Luftkissenboote kamen in Sicht. Zwei von ihnen legten an den ersten beiden Häusern der Straße an. Nick beobachtete, wie Soldaten Koffer verluden und zwei älteren Ehepaaren in die Boote halfen. Das dritte Boot legte am Haus von Nicks Nachbarn und früherem Deutschlehrer Witte an.
    »Sie kommen«, verkündete Nick und wandte sich seiner Mutter zu. Lena Schäfer antwortete nicht. Nick watete durch den Flur und ging vor ihr in die Knie, um ihr besser in die Augen blicken zu können. Mit seinen Händen umfasste er ihre. »Mutter, hörst du? Es geht los. Unsere Reise beginnt.«
    Sie nickte müde.
    »Hallo?«, rief eine Stimme von draußen. »Jemand da?«
    Durch den Türrahmen sah Nick einen Soldaten in gelbem Ölzeug auf einem der Luftkissenboote stehen. Über der Schutzkleidung trug er eine Schwimmweste, sein Gesicht verschwand fast ganz unter der Kapuze. Im trüben Tageslicht wirkte seine Haut fahl. Sein gewaltiger Schnauzer erinnerte Nick an ein Walross. Es bereitete ihm sichtlich Mühe, in diesem Wind die Balance zu halten.
    Nick nahm seine Mutter am Arm. »Komm.«
    Widerstandslos folgte sie ihm hinaus. Mit Hilfe des Soldaten bugsierte Nick sie über die Sandsäcke hinweg in das Boot. Ein weiterer Soldat legte ihr sogleich eine Schwimmweste an und gurtete sie in einem der Schalensitze fest.
    »Kein Gepäck?«, wollte der Soldat mit dem Schnauzer wissen.
    »Moment.« Nick ging zurück in den Flur, warf seinen Rucksack über die Schulter und schnappte sich den vorbereiteten Koffer. In diesem Augenblick signalisierte sein Communicator einen eingehenden Anruf. Ohne den Koffer abzusetzen, warf er einen Blick auf das Display: Eingehender Anruf von Emma Fisher.
    Erstaunt hob er die Augenbrauen. Mit vielem hätte er gerechnet, nicht aber dass sich diese unberechenbare Frau jemals wieder bei ihm melden würde. Nicht nach der Szene, die sie ihm im Troja gemacht hatte. Wollte sie sich etwa bei ihm entschuldigen? Schwer vorstellbar bei ihrem Dickschädel.
    »Beeilung, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, rief der Mann mit dem Schnauzer.
    »Wären Sie wie vereinbart vor drei Stunden hier gewesen, stünden wir jetzt nicht unter Zeitdruck«, gab Nick gereizt

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