Blow Out (German Edition)
Passendes. Und verfickte Scheiße, nichts war geiler, als auf Orbital zu vögeln.
Völlig grundlos legte er auf dem schnurgeraden Highway eine Vollbremsung hin, nur um sogleich wieder mit Vollgas zu beschleunigen. Quietschend drehten die Reifen durch, und schwarzer Gummiabrieb blieb auf dem Asphalt zurück. Donovan wünschte sich, ein Streifenpolizist hätte das Manöver beobachtet und würde ihn anhalten. Donovan hätte ihm mit Genuss sämtliche Knochen gebrochen. Es gab Nächte, da brannte seine innere Unruhe wie Feuer in seinen Eingeweiden. So wie heute. Seit Stunden schon jagte ein Adrenalinschub den nächsten – ein Zustand, der Donovan rastlos auf Trab hielt. Das Dexedrin tat ein Übriges. Donovan wusste, was dieser Zustand bedeutete. Es war wieder einmal so weit.
Er nahm die Abfahrt zur Riverdale Road und bretterte diese bis ins Stadtzentrum von Hyattsville entlang. Die Lichter der Straßenlaternen schossen an ihm vorbei wie explodierende Kugelblitze. Kurz vor dem Stadtzentrum bremste er scharf und bog in eine ihm bestens bekannte Nebenstraße ab. Billige Bars und noch billigere Hotels, die meisten davon vermieteten ihre Zimmer stundenweise, reihten sich hier aneinander. Das Licht der grellen Neonreklamen blendete Donovans empfindliche Augen. In Schrittgeschwindigkeit passierte er Penner, die ihre wenigen Habseligkeiten in Einkaufswagen durch die Gegend schoben, Drogendealer, die nach Kundschaft Ausschau hielten, sowie Betrunkene, die lallend aus Bars torkelten, in denen man sie um ihre letzten Ersparnisse gebracht hatte. Spärlich bekleidete Nutten standen gelangweilt zwischen überquellenden Mülleimern am Straßenrand und warteten auf Freier.
Donovan sondierte die Ware. Bis jetzt riss ihn das Angebot nicht vom Hocker. Eine Blondine erregte seine Aufmerksamkeit. Außer schwarzen High Heels, einem knappen pinkfarbenen Bikini, der ihre beachtlichen Silikontitten im Zaum hielt, und einer Handtasche aus schwarzem Kunstfell trug sie nichts weiter am Leib. Die seit Wochen herrschende Gluthitze im gesamten Osten der USA hatte also auch seine guten Seiten.
Donovan hielt neben ihr und taxierte sie. Das Mädchen konnte kaum älter als sechzehn sein. Ihre prallen Titten mit den weit hervorstehenden Nippeln erinnerten ihn an die Zwiebeltürme des Moskauer Kremls. Typisch billiger Straßenstrich. Donovan hatte das Mädchen noch nie zuvor gesehen. So unverbraucht, wie sie aussah, schaffte sie sicher erst seit kurzem an. Perfekt für Donovans Zwecke. Er winkte sie heran.
16
Ruhelos schritt Emma auf und ab. Nick rief nicht zurück. Steckte er in einem Meeting, oder wollte er nicht? Sie überlegte, wen sie noch kontaktieren könnte. Wer sonst aus ihrem näheren Bekanntenkreis käme dafür in Frage, die Akte medienwirksam publik zu machen? Die Antwort war ernüchternd. Niemand. Darüber hinaus stellte sich die Frage, wen sie in diese Sache überhaupt mit hineinziehen durfte . Sie dachte an Tom Holyfield und verspürte den Anflug eines schlechten Gewissens, weil sie gestern so barsch mit ihm umgesprungen war. Nein, Tom war keine Option. Seine Karriere könnte danach ebenso zerstört sein wie ihre, und dafür wollte Emma auf gar keinen Fall verantwortlich sein.
Sie gestand sich ein, dass sie sich längst auf Nick fixiert hatte. Doch ob er sie nun zurückrief oder nicht, es lag an ihr, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Mit der Akte unter dem Arm schlüpfte sie aus ihrem Zimmer. Eilig überbrückte sie die dreißig Meter bis zu ihrem Ziel, einem winzigen Raum am Ende des Gangs. Sie spähte hinein. Wie erwartet, traf sie vor dem Hochleistungsscanner niemanden an. Obwohl das Gerät mindestens 20 Jahre alt war, stand es da wie neu, weil es so gut wie nie benutzt wurde. Erleichtert verriegelte sie die Tür, schnappte sich einen USB -Stick aus einer Vorratsbox und begann, Dokument um Dokument zu scannen und gewissenhaft der Reihe nach auf den Stick zu übertragen. Dabei fiel ihr etwas auf, was ihr bisher entgangen war. Bei sämtlichen Dokumenten handelte sich um Farbkopien. Selbst die Fotos der Überwachungskamera eines U-Boot-Hangars waren Kopien. Seltsam. Im Moment hatte Emma jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Sie musste sich beeilen, bevor doch noch jemand den Kopierraum betrat.
Nach getaner Arbeit kehrte Emma in ihr Büro zurück und schloss den Ordner, wie am Tag zuvor, im Rollschrank unter dem Fenster ein. Gleich morgen früh würde sie Franklin aufsuchen und ihm freundlich lächelnd die Akte überreichen.
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