Blow Out (German Edition)
wohl. Ich ging früh zu Bett, und Charlene deaktivierte den Communicator ohne mein Wissen.«
»Gottverdammte Dilettanten!« Donovan presste seine Kiefer aufeinander und trat vor Franklins Schreibtisch. »Sie sind ein Idiot, Franklin, hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt?«
»Sie verlieren die Contenance.«
Donovan atmete tief durch und wandte sich Collins zu. »Was genau tat Miss Fisher, nachdem sie die Botschaft verlassen hatte?«
»Sie suchte einen kleinen Elektrofachhandel namens Jainuls E-Shop auf.«
»Was wollte sie dort? Herrgott, nun lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
»Sie hat ein Prepaid-Handy gekauft.«
»Wir werden diesem Jainul einen Besuch abstatten und das überprüfen. Wir benötigen die Kennung dieses Handys. Weiter!«
»Danach ist Emma Fisher mit der Magnetschwebebahn auf direktem Weg nach Hause gefahren.«
»Hat sie mit jemandem gesprochen?«
»Nein.«
»Hat sie ihre Wohnung danach noch einmal verlassen? Hat sie Besuch empfangen? Irgendetwas Verdächtiges?«
»Nein.«
»Emma Fisher hat keine Ahnung, dass wir Bescheid wissen«, sagte Franklin. »Es gibt für sie keinen Grund, irgendwelche Spielchen zu treiben.«
Donovan stützte seine Hände auf den Schreibtisch, beugte sich vor und machte erst wenige Zentimeter vor Franklins Gesicht halt. »Ihr kleiner Liebling hat sich heute Morgen krankgemeldet. Herrgott, wir alle wissen weshalb!«
»Ihre Informationen in Bezug auf Miss Fisher sind nicht korrekt, Sir«, meldete sich Collins wieder zu Wort.
Donovan fuhr herum. »Inwiefern?«
»Sie ist nicht krankgemeldet. Sie befindet sich in der Botschaft. Ihr Status lautet Anwesend. « Collins warf einen Blick auf seinen Communicator. »Sie hat vor exakt 38 Minuten eingecheckt.«
»Herrgott, warum haben Sie das nicht gleich gesagt!«
»Nun, Sie haben nicht danach gefragt.«
Donovan atmete tief durch. Der Drang, diesem Grünschnabel auf der Stelle den Kehlkopf zu zertrümmern, war beinahe übermächtig. »Mr Collins, Sie werden mich jetzt sofort zu Miss Fisher führen. Wir haben genügend Zeit verschwendet.«
»Selbstverständlich, Sir.«
28
Toms Nachricht über den geheimnisvollen Besucher hatte Emma völlig aus der Bahn geworfen. Sie schwitzte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Tom sie neugierig anstarrte. Selbst er hatte inzwischen bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte.
Emmas Gedanken rasten. Nur sehr wenige privilegierte Personen bekamen Blanket-Cards ausgestellt, die uneingeschränkten, vollkommen anonymen Zutritt zu sämtlichen bundesstaatlichen Einrichtungen gewährten. Der geheimnisvolle Besucher musste verdammt weit oben in der Hierarchie der Firma stehen.
Franklin wusste, dass sie die Akte besaß. Nur, weshalb fuhr er solche Geschütze auf? Weshalb griff er nicht einfach auf Collins zurück, um sie zur Herausgabe der Akte zu zwingen? Allmählich brach Emma in Panik aus. Diese Akte beinhaltete weitaus mehr Sprengkraft, als sie bisher angenommen hatte. Heilige Madonna, auf was hatte sie sich da eingelassen? Zum ersten Mal wurde sie sich aller Konsequenzen ihres Handelns bewusst. Der Diebstahl streng geheimer Regierungsakten wurde mit Landesverrat gleichgesetzt, und darauf standen zwanzig Jahre Gefängnis.
Höchste Zeit zu verschwinden!
Sie wirbelte herum und kniete sich vor den Rollschrank, in dem sich die Akte befand.
»Was ist los?«, fragte Tom, während sie den Schrank öffnete und den Ordner herauszog.
»Ich muss dringend los. Wichtiger Termin.«
Sie schmiss den Ordner auf ihren Schreibtisch, packte Tom am Oberarm und bugsierte ihn zur Tür. »Sorry, wir reden später.«
Er protestierte halbherzig, aber Emma drückte ihn förmlich zur Tür hinaus. So dankbar sie ihm für den Hinweis mit dem CIA -Kerl auch war, so wenig konnte sie ihn jetzt hier gebrauchen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis Franklin und der Fremde vor ihrer Tür standen.
Sie schnappte ihren Aktenkoffer, knallte ihn auf den Schreibtisch und packte hastig den Ordner hinein. Eine alte Quittung aus dem Café del Mar fiel aus dem Aktenkoffer und segelte zu Boden. Kiaras Worte hallten in Emmas Kopf wider: Mach es richtig oder lass es bleiben.
Sie schlug den Koffer zu und löschte danach mit wenigen Klicks den Zwischenspeicher ihres Terminals. Emmas Blick fiel auf ein gerahmtes Foto ihrer Schwester, das neben dem Monitor stand. Automatisch tasteten Emmas Finger nach Merediths Korallenkette und umschlossen sie. Besser eine schmerzliche Wahrheit als ein Leben im
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