Blow Out (German Edition)
Uniform trug Jason Collins eine schwarze Kunstlederjacke.
»Lauf!«, befahl Emma und setzte ihren eigenen Befehl sofort in die Tat um. Ihre Schuhe in der Hand, nahm sie immer zwei Stufen auf einmal.
»Stehen bleiben!«, hallte Collins’ Stimme durch das Treppenhaus. Obwohl das rauschende Blut in Emmas Ohren kaum Platz für andere Geräusche ließ, hörte sie seinen texanischen Südstaatenakzent heraus.
Weder sie noch Nick dachten daran, stehen zu bleiben.
Die Treppe machte eine Biegung, und Emma warf einen raschen Blick nach oben. Collins hastete hinter ihnen her, knapp dahinter ein Mann, älter, dafür aber deutlich muskulöser. Emma erkannte in ihm den SCS -Agenten, der während ihrer Flucht aus der Botschaft neben Collins gestanden hatte. Unter seinem wehenden Jackett blitzte der Griff einer Waffe aus dem Schulterholster hervor.
»Sofort stehen bleiben!«, brüllte Collins erneut.
Nick erreichte den Absatz vor der noch immer offenstehenden Tür seines Vermieters. Ohne zu zögern schnappte er sich dessen Segway und stieg auf. Den Aktenkoffer klemmte er sich zwischen die Beine. Emma erkannte sein Vorhaben, war sich aber nicht sicher, ob sie es für eine gute Idee halten sollte.
Das Getrampel ihrer Verfolger hallte durch das Treppenhaus.
Sie holten auf.
»Mach schon«, schnauzte Nick sie an.
Sie stieg hinter ihm auf, warf ihre Schuhe fort und umklammerte mit beiden Händen seinen Oberkörper. Sein Rucksack störte, doch das war momentan ihr geringstes Problem. Nur wenige Stufen trennten sie und ihre Verfolger.
Aus Sandros Wohnung ertönte ein Schrei. »He, was soll das!«
Nick lehnte sich nach vorn und beschleunigte. Aus den Augenwinkeln sah Emma den Koloss heranstürmen, dann verschwand er aus ihrem Sichtfeld.
»Ich bring dich um, Schäfer!«, hörte sie ihn hinter sich brüllen.
In halsbrecherischem Tempo holperten sie die Treppen hinunter. Die Federung des Heavy-Duty-Segways schluckte die Stufen gut, gleichwohl geriet eine Treppenfahrt mit hoher Geschwindigkeit mit jedem Segway zu einem Husarenritt. Um nicht abgeworfen zu werden, grub Emma ihre Finger tief in Nicks Brust. Sie riskierte einen Blick über die Schulter.
Collins erreichte die Stelle, an der vor wenigen Augenblicken noch der Segway gestanden hatte. In genau diesem Augenblick schoss Sandro mit unbändigem Schwung aus der Tür und prallte mit seinem ganzen Gewicht gegen den vergleichsweise schmächtigen Collins. Er erwischte Collins mit der Wucht eines American-Football-Linebackers. Collins wurde zur Seite geschleudert und prallte gegen das Treppengeländer. Nur mit äußerster Kraftanstrengung gelang es ihm, einen Abgang über das Geländer zu verhindern.
Der Koloss taumelte, stürzte zu Boden, und Collins fiel über ihn.
Der muskulöse Agent erreichte die beiden. Wie ein Hürdenläufer übersprang er das menschliche Knäuel, landete mit traumwandlerischer Sicherheit fünf Stufen darunter und setzte die Verfolgung fort. Mist.
Sie rumpelten die letzten Stufen hinunter, dann waren sie draußen. Auf der Straße vor ihnen rauschten Autos von rechts nach links, eine Sightseeing-Gruppe von Berlin Segway-Tours rollte den Gehsteig entlang.
Ohne auf den Verkehr zu achten, schoss Nick über die Straße auf die Grünanlage der gegenüberliegenden Seite zu, mitten zwischen den fahrenden Autos hindurch.
Emma kniff die Augen zusammen, felsenfest davon überzeugt, ihre Fahrt würde ein schnelles Ende finden. Wider Erwarten wurden sie nicht über den Haufen gefahren. Ein wildes Hupkonzert war die einzige Reaktion auf Nicks waghalsiges Manöver.
»Mach so etwas nicht noch mal«, raunzte sie ihm ins Ohr.
»Was? Uns beide retten?«
Auf der anderen Straßenseite angekommen, fuhren sie auf den Gehsteig und weiter in den Park.
»Pass auf die Kinder auf!«
»Klar doch.«
Zwischen Schaukel und Kletterlandschaft rasten sie durch den Sandkasten eines Spielplatzes, ohne sich um die schimpfenden Mütter zu kümmern, die aufsprangen, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen.
Emma blickte zurück.
Der Agent erschien im Hauseingang und rannte schnurstracks auf die Segway-Gruppe zu. Kurzerhand warf er eine der Fahrerinnen brutal von ihrem Roller, stieg auf und machte sich an die Verfolgung. Einen Moment später tauchte Collins auf, erfasste die Situation und folgte seinem Beispiel.
»Houston, wir haben ein Problem«, informierte sie Nick.
Er sah nach hinten, fluchte und versuchte mehr Geschwindigkeit aus dem Roller herauszuholen. Mit irrwitzigen 55
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