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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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Stundenkilometern rasten sie über die Grünfläche des Parks.
    Emma ging ihre Optionen durch. Sandros Segway war für mehr Gewicht ausgelegt, als sie und Nick gemeinsam auf die Waage brachten, was ihnen eine respektable Höchstgeschwindigkeit verschaffte. Die Sightseeing-Unternehmen statteten ihre Segway-Fuhrparks üblicherweise mit billigen Mietrollern aus, die miserable Federungen und niedrigere Leistungen aufwiesen. Ein Umstand, der entscheidend für den Ausgang dieses Rennens sein konnte. Denn genau dazu entwickelte sich das Ganze soeben – zu einem Rennen auf Segways durch die Straßen Berlins. Du lieber Himmel!
    Der Park endete. Hinter stattlichen Buchen näherten sie sich einer vielbefahrenen Kreuzung. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, hielt Nick darauf zu. Emma schloss die Augen. »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Vertrau mir.«
    Sie bretterten über ein Kiesbett und fanden sich inmitten einer Kreuzung wieder. Im Gegensatz zur Straße vor Nicks Wohnanlage lief der Verkehr hier nicht ganz so flüssig. Zwischen den summenden Elektroautos war weit und breit keine Lücke auszumachen. Nick musste die Geschwindigkeit verringern, um nicht zwischen Stoßstangen eingekeilt zu werden. Eine Weile rollten sie parallel zum Verkehr, dann schwenkte Nick mit einem Mal hart nach links und preschte zwischen zwei Autos hindurch. Wütendes Gehupe.
    Der Agent war dichter hinter ihnen als erwartet. Er hatte mehr Glück und fand, ohne langsamer werden zu müssen, sofort eine Lücke im Verkehr. Auch Collins wurde es leichtgemacht. Er passierte die Kreuzung einen Augenblick später durch dieselbe Lücke. Beide holten auf, waren jetzt nur noch dreißig Meter hinter ihnen. So viel zu Emmas Theorie über Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Segways.
    Sie rasten an einer langen Betonmauer entlang über den Gehsteig. Entgegenkommende Fußgänger sprangen laut schimpfend vor dem irrsinnigen Trio zur Seite.
    »Um die Ecke ist eine Polizeistation«, rief Nick ihr über die Schulter zu. »Wir könnten dort Schutz suchen.«
    »Nein, dort sitzen wir in der Falle.«
    »Aber das ist die Polizei!«
    »Denkst du, das schert den SCS ? Fahr weiter.«
    »Und wohin?«
    »Du wohnst hier, lass dir was einfallen.«
    »Ich habe gerade einen Vorschlag gemacht.«
    »Mach halt einen guten Vorschlag.«
    Er knurrte irgendetwas Unverständliches.
    Vor ihnen erstreckte sich das weitläufige Gelände einer Baustelle, die Berlins Skyline in Kürze um einen weiteren Wolkenkratzer bereichern würde. Verschalungen umgaben die untersten Stockwerke, darüber wuchs ein unfertiges Stahlgerüst wie ein gigantisches dreidimensionales Spinnennetz in den Himmel. Tieflader fuhren über den trockenen, rissigen Boden, zogen braune Staubwolken hinter sich her und lieferten Stahlträger an, die von monströsen Kränen in die Höhe gehievt wurden. Arbeiter und sechsarmige Bauroboter wuselten wie Ameisen über das Gelände. Wollte Nick etwa hier durch? Die Frage war leicht zu beantworten. Einen anderen Weg gab es nicht.
    Sie fuhren auf das abgesperrte Gelände. Unvermittelt brandete Baulärm auf, eine Kakophonie aus Motorengeräuschen, Presslufthämmern und kreischenden Sägen. Der unebene Untergrund aus festgestampfter Erde verlangte der Federung des Segways alles ab. Harte Schläge schüttelten Emma durch. Sie klammerte sich fester an Nick.
    Der Agent und Collins jagten ihrer Staubwolke nach. Beide holten konstant auf.
    Bauarbeiter mit gelben Schutzhelmen und Warnwesten sahen ihnen verständnislos nach oder schimpften wild gestikulierend in ihre Richtung, je nachdem wie nah sie den Männern kamen. Der Ritt auf dem Segway über das Gelände glich einem Hindernisparcours. Im Slalom umkurvten sie alles, was ihnen im Weg stand – Menschen, Maschinen, Arbeitsgeräte, Erdhügel, Sand- und Kieshaufen. Emma musste anerkennen, dass Nick im Steuern des Segways Geschick bewies. Leider standen ihre Verfolger ihm in nichts nach.
    Direkt vor ihnen tauchte ein dreigeschossiger Wohncontainer auf. Dahinter scherte ein Lastwagen aus, der ihnen von einer Sekunde auf die andere den Weg versperrte. Emma konnte den erschrockenen Gesichtsausdruck des Fahrers erkennen, als er den Segway auf sich zurasen sah.
    Sie schrie.
    45
    Nur Zentimeter trennten sie noch von der Motorhaube des Lastwagens. Nick riss den Segway zur Seite. Staub aufwirbelnd schlitterten sie an ihm vorbei und drehten sich einmal im Kreis. Eingehüllt in eine braune Wolke, kamen sie direkt vor einem Kieshaufen zum

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