Blow Out (German Edition)
aufgespürt!« Sie hörte auf umherzuwandern und massierte sich die Schläfen, als plagten sie starke Kopfschmerzen. »Mein Gott, ich hätte Ki da nie mit reinziehen dürfen.«
»Beruhige dich wieder. Die Leute schauen schon herüber.« Besänftigend nahm er ihre Hand. Sie ließ es geschehen.
»Ki hat die Formulierung cooler Typ benutzt. Ich denke, sie will mir damit sagen, wie abgebrüht dieser Kerl ist.«
»Wohl eher eiskalt«, knurrte er. »Was hat sie noch gesagt?«
»Sie musste ihm vermutlich versprechen, sich sofort zu melden, wenn sie etwas von mir hört. Dann meinte sie noch, wir sehen uns irgendwann mal und dass ich auf mich aufpassen soll. Ich glaube, das ist deutlich genug. Sie will mir mitteilen, für wie gefährlich sie diesen Kerl hält.«
»Das ist nicht gut.«
»Nicht gut?« In ihrer Stimme schwang aufkommende Hysterie mit.
»Wie kommt dieser Kerl auf deine Freundin?«
Emma riss sich von seiner Hand los und warf die Arme in die Luft. »Woher soll ich das wissen?« Nervös umkreiste sie wieder den Tisch. »Mit Sicherheit hat man meine Kreditkartenabbuchungen überprüft und festgestellt, dass ich jeden Morgen im Café del Mar vorbeischaue. Wahrscheinlich geht dieser Kerl einfach nur auf gut Glück jeder Spur nach.«
»Nimm deine Handtasche.« Bevor sie reagieren konnte, schnappte er sich den Ordner. »Wir gehen zu mir.«
»Nein.«
»Hast du eine bessere Idee?«, entgegnete er gereizt. »Wo zum Teufel willst du die nächsten Tage verbringen?«
»Und wenn dieser Typ auch bei dir auftaucht?«
»Hast du ihm einen Grund dafür geliefert?«
»Ich weiß es nicht.« Sie dachte nach. »Ich glaube nicht. Nachdem ich aufgeflogen bin, habe ich dich nur noch hierüber kontaktiert.« Sie wedelte mit dem Prepaid-Handy vor seiner Nase herum. »Ich habe es erst gestern gekauft. Sie werden es unmöglich mit mir oder dir in Zusammenhang bringen.«
»Du dachtest auch, deine Verbindung zu Kiara sei sicher.«
Sie erwiderte nichts.
»Riskieren wir es«, sagte er nach einer Weile.
»Gib mir eine Sekunde.« Sie schloss die Augen.
Angesichts der Umstände fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, zudem hatte sie kaum geschlafen. Seit 48 Stunden lief ihr Leben vollkommen auf der falschen Spur. Emma musste dringend etwas Schlaf bekommen. So sehr es ihr auch widerstrebte, zu Nicks Angebot sah sie keine Alternative.
»Verdammt, Emma, willst du hier Wurzeln schlagen?«
Sie öffnete die Augen und musterte den Mann, mit dem sie einst eine kurze, aber heftige Romanze verbunden hatte. Ungeduldig stand er mit dem Aktenkoffer in der Hand unter dem Sonnenschirm und wartete auf ihre Entscheidung. Emma bemerkte, wie er unbewusst schon wieder an seiner Zigarettenschachtel herumfummelte. Auch er hatte den Ernst der Lage begriffen, und das nicht erst seit Kiaras Anruf. Bevor er einen Blick in die Akte geworfen hatte, war er cool und überheblich wie immer gewesen. Seitdem kam er ihr wie ausgewechselt vor.
Emma brannte darauf, zu erfahren, was er entdeckt hatte.
»Einverstanden«, sagte sie.
43
Nicks Bude befand sich in Berlin-Friedrichshain, einem ehemaligen Studenten- und Kneipenviertel, in dem sich unzählige Straßencafés, Künstlerateliers sowie die unterschiedlichsten Shops dicht an dicht drängten. Mit seinen um die Jahrhundertwende sanierten Altbauten war es früher ein durchaus attraktives Stadtgebiet gewesen, mittlerweile jedoch wirkte der überwiegende Teil Friedrichshains nur noch heruntergekommen. Die vielen renovierungsbedürftigen Gebäude und der hohe Anteil an Sozialwohnungen sprachen Bände.
Um der omnipräsenten städtischen Überwachung zu entgehen, schlug Emma vor, die acht Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Auf halber Strecke schon bereute sie diese Entscheidung zutiefst. Ihre Schuhe waren zum Arbeiten und nicht für Wanderausflüge gedacht. An beiden Fersen sowie den Oberseiten der großen Zehen hatten sich Blasen gebildet, die jeden ihrer Schritte unerträglich machten. Schließlich wurde es ihr zu bunt, und sie zog die verdammten Teile einfach aus. Der Asphalt unter ihren Füßen brannte wie Feuer. Nick konnte sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen, und sie streckte ihm die Zunge heraus.
Vor einer Wohnanlage, die genauso so heruntergekommen war wie das restliche Viertel, blieb er stehen. Ein handbreiter Riss zog sich vom Gehweg bis unter ein Fenster im ersten Stock. Emma erinnerte sich daran, dass es keinen Aufzug gab. Verdammt, ihre Füße brachten sie fast um.
Nick blickte
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