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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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das, was sie euch in der Schule als Wahrheit verkaufen. Eure Regierung hat euch schon oft für dumm verkauft, und ihr habt es jedes Mal aufs Neue geglaubt, ohne es zu hinterfragen.«
    »Du pauschalierst.«
    »Ändert das irgendetwas am Sachverhalt?«, knurrte er.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Halten wir für den Moment einfach mal fest, dass die USA zwischen 2010 und 2015 wirtschaftlich mächtig unter Druck gerieten. Der globale Energiehunger wuchs dramatisch. Der Weltenergierat prognostizierte einen Nachfrageanstieg um siebzig bis hundert Prozent bis zum Jahr 2050.« Er warf einen kritischen Blick auf die kümmerliche Flamme des Gaskochers. Hoffentlich waren die Spaghetti al dente, bevor ihnen das Gas ausging. »Die Energiekosten explodierten. In Bezug auf Öl stand ohnehin fest, dass sich die Situation mittelfristig verschärfen würde, da die globalen Erdölvorräte nur noch für einige Jahrzehnte ausreichten. Als größtem Ölimporteur der Welt drohte den USA die Abhängigkeit. Nicht zuletzt aufgrund des enormen Rohstoffhungers von China und Indien. Amerika musste handeln. Hätte man weiter tatenlos zugesehen, wäre der Absturz in die zweite Liga vorprogrammiert gewesen.«
    »Ich schätze, an dieser Stelle kommt Projekt Morgenröte ins Spiel«, sagte Emma, nur um überhaupt mal wieder zu Wort zu kommen.
    Er nickte. »Projekt Morgenröte ist in gewisser Weise das Resultat einer Strategie, deren Wurzeln bis in die letzte Amtszeit von Clinton zurückreichen. Bereits damals machte man sich Gedanken über Amerikas zukünftige Energieversorgung.«
    »Darüber macht man sich in den Staaten Gedanken, seitdem man begann, den Indianern das Feuerholz unter dem Hintern wegzustehlen.«
    »Mag sein. Auf jeden Fall legte das US- Ministerium für Energie im Jahr 2000 ein ganz besonderes, nationales Forschungsprogramm auf.«
    Emma hob die Hand. »Lass mich raten: Es ging um Methanhydrate.«
    »Volltreffer. Neben Öl waren die USA damals für rund ein Fünftel des weltweiten Erdgasverbrauchs verantwortlich. Also lag es nahe, in diese Richtung zu forschen.« Er legte den Finger an die Lippen und dachte nach. »Das Programm gelangte zu zwei Ergebnissen. Erstens wurde eine Erschließung der marinen Methanhydratvorkommen im Golf von Mexiko innerhalb der nächsten zehn Jahre avisiert. Zweitens hielt man die Erdgasproduktion des im Permafrostboden Alaskas eingelagerten Methanhydrats technisch bereits für machbar. Daraufhin startete man 2002 an der arktischen Küste Kanadas, in Mallik, ein entsprechendes Bohrprojekt. Dieses Projekt umfasste Gashydrat-Produktionstests und war Teil eines internationalen Forschungsverbunds, an dem mehr als zweihundert Wissenschaftler aus fünfzig verschiedenen Instituten mehrerer Staaten beteiligt waren. Darunter übrigens auch aus Deutschland, außerdem waren auch Unternehmen aus der Privatwirtschaft beteiligt.«
    »Der Staat im Verbund mit privaten Unternehmen und Wissenschaftlern«, überlegte Emma laut. »Wie auf der Independence.«
    »Ja, nur gibt es gravierende Unterschiede, auf die ich später eingehe.« Einmal mehr blickte er sehnsüchtig in den Topf, an dessen Boden sich zögerlich die ersten Bläschen bildeten. Immerhin, die Flamme brannte noch. »Das Mallik-Projekt kam nicht wie erhofft voran. Es gab eine Menge Rückschläge. Kein Wunder, denn die wenigen praktischen Erfahrungen, die man mit der Förderung von Methan aus Hydratvorkommen bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt hatte, stammten allesamt von einem einzigen Gasfeld in Messoyakha, Sibirien, wo man angeblich bereits seit den Siebzigern Methan abbaute.«
    »Angeblich?«
    Nick grinste schief. »In der Fachwelt wird bezweifelt, dass in Messoyakha gewonnenes Methan tatsächlich, wie behauptet, aus Hydratvorkommen gefördert wurde. Das Ganze war vermutlich reine Sowjetpropaganda.« Er winkte ab. »Wie auch immer, das Mallik-Projekt verzögerte sich. Ständig traten neue Probleme auf. Ein Scheitern drohte. Bei den Japanern, die ein vergleichbares Projekt fuhren, lief es dagegen besser. Sie meldeten, bereits 2007 mit Produktionstests beginnen zu wollen, und gaben an, bis spätestens 2012 über Technologien für die kommerzielle Großförderung zu verfügen. In der Tat meldeten die Japaner dann im Frühjahr 2013 diesbezüglich auch erste Erfolge.« Er legte eine kurze Pause ein und sah Emma herausfordernd an, bevor er fortfuhr. »Dermaßen unter Zugzwang verlängerte der US- Kongress die Finanzierung des Mallik-Projekts durch den Energy Policy

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