Blow Out (German Edition)
Act. Das neue Ziel lautete, bis 2015 den kommerziellen Abbau von Methanhydraten in US- amerikanischen Gewässern zu starten.«
»Der Energy Policy Act ist mir ein Begriff«, sagte Emma, die froh war, endlich etwas zu dem Gespräch beitragen zu können. »Aber soweit ich weiß, diente er hauptsächlich dazu, Subventionen und staatliche Garantien zu gewährleisten, um die Kernenergie weiter auszubauen.«
»Offensichtlich finanzierte man unter seinem Deckmantel auch weniger in der Öffentlichkeit stehende Projekte.« Nick klopfte auf die aufgeschlagene Akte. »Wie zum Beispiel Projekt Morgenröte.«
Sie dachte nach. »Du sagtest, das Ziel lautete, bis 2015 Methanhydrate offshore abzubauen. Die Independence nahm ihren Betrieb tatsächlich 2015 auf.«
»Ja, praktisch in Rekordzeit! In Mallik gab es jahrelang Probleme über Probleme, nichts lief zusammen, aber auf der Independence soll sofort alles wie am Schnürchen gelaufen sein?«
»Offensichtlich nicht«, wandte Emma ein. »Ansonsten hätten wir keine vier toten Wissenschaftler, die uns Kopfzerbrechen bereiten.«
»Drei. River Maddox war Taucher.«
»Richtig. Hast du inzwischen eine Idee, wo die Verbindung zwischen Maddox und den anderen liegen könnte?«
»Nein.« Nick zuckte mit den Achseln. »Vermutlich hatten sie überhaupt nichts miteinander zu tun. Maddox könnte ein unfreiwilliger Zeuge gewesen sein und musste nur deshalb sterben.«
»Das wäre eine Erklärung. Auf jeden Fall sind wir damit wieder bei deiner Verschwörungstheorie gelandet.«
»Das ist keine Theorie, Emma, es ist eine Tatsache. Ich bin überzeugt, bei Projekt Morgenröte kam es in der Anfangsphase zu ähnlichen Problemen wie in Mallik, nur standen die USA zu diesem Zeitpunkt unter einem wahnsinnigen Druck. China, Indien und Japan saßen deinem Land im Nacken. Ergebnisse mussten her, und zwar auf Teufel komm raus.«
»Selbst wenn du recht hast, weshalb setzt man nach so langer Zeit den SCS ein, um diese Akte zurückzubekommen?« Sie sah ihn fragend an. »Das ergibt doch keinen Sinn?«
»Es muss mehr dahinterstecken, als wir im Moment erkennen können.«
»Ich dachte, du hast eine Vermutung? Im Tierpark hast du so etwas angedeutet.«
»Yepp.« Er trat ans Fenster, griff nach den Zigaretten, schüttelte das Päckchen vergeblich und bleckte die Zähne. »Du hast auf deiner Rundreise nicht zufällig ein paar Kippen gefunden?«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
Er seufzte. »Sollte ich mit meiner Vermutung richtigliegen, toppt diese Story die Lügen und Vertuschungen des Irakkriegs und sogar die misslungene CIA -Intervention im Pakistan-Indien-Krieg von 2021.«
»Du haust ganz schön Nägel rein. Vier Morde mit zwei Kriegen zu vergleichen … Sorry, ich kann nicht erkennen, wo du Parallelen siehst.«
»Es geht nicht um die Anzahl an Toten. Es geht um die Vertuschungsaktion, die hinter Projekt Morgenröte steht, und darum, wie dein Land die Welt bis heute belügt.«
Langsam gingen Emma Nicks vage Andeutungen auf den Keks. Immerhin begann das Wasser im Topf endlich zu blubbern.
»Wo finde ich Salz?«, wollte sie wissen.
50
Sie öffnete die Schranktür und wühlte in einer Unmenge beschrifteter Tupperdosen, bis sie eine fand, auf der Salz stand. Sie gab etwas davon in den Topf, legte die Spaghetti ins kochende Wasser und machte sich an die Vorbereitungen für die Tomatensoße. »Raus damit. Ich will jetzt endlich wissen, was diese Wissenschaftler deiner Meinung nach herausgefunden haben!«
Er holte tief Luft. »Wie wir festgestellt haben, hatte Amerika ein ernsthaftes Problem. Regenerative Energien waren keine ernstzunehmenden Optionen. Atomkraft wurde nach Fukushima zusehends skeptischer betrachtet. Selbst Präsident O’Bannon hatte Mühe, von den zu diesem Zeitpunkt mehr als dreißig anhängigen Bauanträgen für Nuklearreaktoren in Amerika wenigstens ein Drittel durch den Kongress zu boxen. Wollte Amerika seinen Wohlstand auf dem gewohnt hohen Niveau halten, musste man einen vollkommen neuen Weg beschreiten.«
»Erdgas aus Methanhydratvorkommen«, ergänzte Emma und rührte in den Töpfen. »So weit waren wir schon.«
»Was weißt du über Methanhydrat?«
»Nur was aus dem Schulunterricht hängen geblieben ist. Bei Gashydraten handelt es sich im Grunde um in Käfigen aus gefrorenen Wassermolekülen eingelagertes Methan. Sie entstehen nur unter hohem Druck und extrem niedrigen Temperaturen. Sobald die Umgebungstemperatur steigt, werden Gashydrate instabil.« Sie zeigte auf
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