Blow Out (German Edition)
gehofft, du könntest etwas mit den Diagrammen und Statistiken in der Akte anfangen.«
»Ich arbeite dran.«
»Was so viel bedeutet wie, du hast keinen blassen Schimmer.«
»Auf jeden Fall muss es sich um eine erhebliche Schwachstelle gehandelt haben«, überging er ihren Vorwurf. »Man drängt nicht einfach so drei renommierte Wissenschaftler dazu, ihre Gutachten zu ändern.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, erwiderte Emma, »und mir ist in diesem Zusammenhang etwas eingefallen. Ein oder zwei Jahre nach der Bush-Administration kam ans Licht, dass diese systematisch Erkenntnisse über den Klimawandel und seine Folgen verzerrt, verfälscht und verschwiegen hat. Außerdem erschien im Umfeld der UN- Klimakonferenz von Bali 2007 ein Kongressbericht, der dokumentierte, wie amerikanische Forscher und Behörden kollektiv unter Druck gesetzt wurden, damit sie bestimmte Erkenntnisse nicht veröffentlichten. Zensur wie sie im Lehrbuch steht.«
Nick kniff die Augen zusammen. »Sieh an.«
»Ja, und dieser Vorfall war nicht der einzige dieser Art. Vor einer Senatsanhörung über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels kürzte das Weiße Haus einen Bericht des Amerikanischen Seuchenbekämpfungszentrums CDC drastisch, und zwar von sechzehn auf vier Seiten!«
»Eine augenscheinlich bewährte Methode, von der man hoffte, sie auch bei Projekt Morgenröte erfolgreich anwenden zu können«, fasste Nick zusammen.
»Sieht so aus. Aber Mord?«
»Na hör mal, dein Land hatte noch nie Probleme, wegen Öl Krieg zu führen und Tausende Menschen zu töten«, wandte er ein. »Und denk nur an die Auseinandersetzungen mit China um die Bodenschätze in der Antarktis vor gut zwanzig Jahren. Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Hätte jemand ernsthafte ökologische Zweifel an Projekt Morgenröte angemeldet, sprich an der technischen Umsetzung der Methanförderung oder der CO2 -Sequestrierung, wäre dies für Amerika einer Katastrophe höchsten Ausmaßes gleichgekommen. Im Grunde war die Independence nichts anderes als eine riesige, exorbitant teure In-situ-Versuchsanlage. Niemand konnte im Vorfeld sagen, ob Mettracks neue Technologien funktionieren würden.« Er hob den Zeigefinger. »Ich sage dir, Rochas, Chevallier und Leuthard sind hinter einen riesigen Schwindel gekommen.«
»Drei hochangesehene Wissenschaftler im Dienste des IPPC . Ihr Wort hätte einiges Gewicht gehabt.«
»Davon ist auszugehen. Projekt Morgenröte war zum Erfolg verdammt, Störenfriede konnte man nicht gebrauchen.«
»Haben wir Beweise dafür?«
»Machst du Witze?« Er tippte mehrmals mit dem Zeigefinger auf den aufgeschlagenen Aktenordner. »Das ist unser Beweis. Alles steht hier drin. Das Problem ist nur …«
»Ja?«
»Vieles ergibt für mich keinen Sinn. Ich bin noch immer nicht dahintergekommen, was genau die drei entdeckt haben.«
»Ohne diese Informationen stecken wir in einer Sackgasse«, stellte Emma nüchtern fest.
»So ist es«, knurrte Nick, trat neben sie und linste in die Töpfe, aus denen es verführerisch duftete. »Ich bin am Verhungern.«
Sie fischte eine Nudel aus dem kochenden Wasser, um den perfekten Al-dente-Moment nicht zu verpassen, probierte und verzog das Gesicht. Pfui Teufel!
»Was ist los?«
»Keine Ahnung. Schmeckt irgendwie komisch.«
»Verdorbene Zutaten?«
»Nein. Muss an was anderem liegen.« Vorsichtig probierte sie mit der Zungenspitze die Tomatensauce. »Bäh!«
»Darf ich mal?«
»Nur zu.« Sie hielt ihm den Löffel hin, den er gierig in den Mund steckte. Der Gute musste wirklich hungrig sein.
»Schmeckt ja grausig.« Er sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Was hast du da reingetan?«
»Nur was reingehört.«
»Hast du vielleicht was vergessen?«
»Nein.«
»Zu wenig Salz?«
»Bin ich blond?«
Er kratzte sich am Hinterkopf. »Ich konnte wenigstens zugeben, dass Kochen nicht zu meinen Stärken gehört.«
»An deiner Stelle würde ich meine nächsten Worte sehr sorgfältig abwägen …«
»O Mann, das Zeug ist ungenießbar.«
Zu wenig Salz? Eine Ahnung überkam Emma. Sie griff nach der mit Salz beschrifteten Tupperdose, schnupperte daran, steckte ihren kleinen Finger hinein, probierte und verkündete: »Das ist kein Salz, sondern Zucker. Jemand muss die Tupperdosen verwechselt haben.«
»Mutter!«, stöhnte Nick.
Na super. »Und jetzt?«
»Alternativen?«
»Keine.« Sie verzog den Mund. »Augen zu und durch, würde ich sagen.«
»Das ist dein Ernst,
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