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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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man sich nicht verstecken.«
    »Abwarten.« Er deutete nach vorne, wo sich eine Scheune aus der Dunkelheit schälte. Sie stand zu etwa einem Drittel unter Wasser, die Flügeltore waren weit geöffnet.
    Emmas Augen weiteten sich. »Du willst da hinein?«
    »Dort drin sind wir vor ihren Wärmebildbrillen geschützt.«
    »Nein.« Sie packte seinen Unterarm. »Dort drin sitzen wir in der Falle.«
    Er schüttelte ihre Hand ab. »Wir haben keine Alternativen. Zieh deinen Kopf ein.«
    Kaum dass sie in die Scheune hineinfuhren, schaltete Nick den Motor aus. Schwungvoll trieben sie in das längliche Gebäude, lautlos, begleitet nur vom leisen Rauschen ihrer Bugwelle. Im Innern war es stockfinster. Emma konnte kaum die Hand vor den Augen erkennen. Es roch nach modrigem Holz.
    »Ganz hinten ist eine Abtrennung«, sagte er. »Eine alte Pferdebox. Hinter zwei Holzwänden sollten wir vor ihren Wärmesensoren sicher sein.«
    »Pferdebox? Woher …?«
    »Hey, ich bin hier aufgewachsen.«
    Sie rumsten gegen die Wand, und das Schlauchboot prallte zurück wie ein Gummiball. Mit Hilfe ihrer Hände, die sie wie Paddel benutzten, manövrierten sie das Boot geräuschlos in die besagte Pferdebox. Emma bezweifelte, dass Nicks Idee aufging, aber für Alternativen war es längst zu spät.
    Das Summen des Luftkissenbootes erklang so plötzlich in ihrem Rücken, dass Emma erschrak. Ihre Verfolger kamen auf die Scheune zu. In der Hoffnung, die Gummischläuche würden ein zusätzliches Hindernis für die Wärmesensoren darstellen, pressten sie sich nebeneinander flach auf den Boden, die Gesichter einander zugewandt.
    Ihre Verfolger verlangsamten das Tempo. Dem Motorengeräusch nach zu urteilen, umrundeten sie die Scheune.
    Emma wagte kaum zu atmen. Auch Nick rührte sich nicht. Ihre Nasenspitzen trennten nur Zentimeter. Adrenalin durchströmte Emmas Körper. Irrsinnigerweise überkam sie mit einem Mal der Wunsch, Nick zu küssen. Schnappte sie jetzt total über? Keine zehn Meter entfernt kreisten Killer um die Scheune wie Geier um Aas, und sie dachte ans Küssen. Sie schob ihre Gefühlsaufwallung auf die extreme Stresssituation, die ihre Synapsen offensichtlich kräftig durcheinanderwirbelte, und der Impuls verschwand ebenso rasch, wie er aufgeflammt war.
    Ihre Verfolger umrundeten die Scheune einmal komplett und entfernten sich zu Emmas grenzenloser Erleichterung dann wieder in Richtung Dorf. Sie setzte sich auf. »Die werden zurückkommen.«
    »Ja.« Er rappelte sich ebenfalls hoch und hockte sich ihr gegenüber auf den Schlauch. »Irgendwelche Ideen?«
    Ihre Augen hatten sich der Dunkelheit inzwischen angepasst, und sie betrachtete nachdenklich den Rucksack. »Und wenn wir ihnen die Akte einfach geben? Würden sie uns laufen lassen?«
    »Nie im Leben.«
    »War nur laut gedacht.« Sie seufzte, legte den Kopf in den Nacken und betete stumm um einen Geistesblitz.
    Etwas über ihr fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie runzelte die Stirn, sah sich um, blickte erneut nach oben und blinzelte zweimal, um sich zu vergewissern, dass das, was sie sah, tatsächlich existierte. Ihr kam eine Idee. Zu ihrer Überraschung hatte Nick diesbezüglich keinen blöden Kommentar auf Lager.
    Keine Minute später explodierte über ihnen der Himmel.
    61
    Eine Detonation hoch über der Scheune durchbrach die Stille. Emma und Nick zuckten zusammen. Gleißend helles Licht flutete durch das Gerippe des Holzdachs und durchschnitt die Schwärze wie Laserstrahlen. Emma lugte durch ein Astloch ins Freie.
    Draußen war die Nacht zum Tage gemacht worden. Eine Leuchtrakete schwebte in großer Höhe wie eine Miniatursonne. Die Dächer der Häuser schimmerten weiß, und die Wellenkämme der Nordsee glitzerten silbern. Das Luftkissenboot mit den Killern dagegen war nirgendwo auszumachen.
    »Vielleicht haben wir uns getäuscht, und sie haben keine Nachtsichtgeräte«, sagte sie. »Weshalb sonst sollten sie Leuchtraketen abschießen?«
    »Keine Ahnung. Siehst du sie?«
    »Nein.«
    Die Leuchtrakete sank zu Boden, flackerte und brannte aus. Kurz bevor es dunkel wurde, flammte bereits eine weitere Rakete auf – diesmal fast senkrecht über der Scheune, gefolgt vom Donnerhall der Explosion, der einen Wimpernschlag verzögert an ihre Ohren drang.
    »Klingt näher als vorhin«, bemerkte Nick.
    »Sie kommen!«
    Sie waren zu viert. Emma erkannte Jason Collins, der am Bug des Bootes kniete und Ausschau hielt. An seiner rechten Schläfe reflektierte ein weißes Pflaster das Licht der Leuchtrakete.

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