Blow Out (German Edition)
Auskunft über Projekt Morgenröte und die Independence geben kann, dann er.«
»Ich soll über die Botschaft an Leuthards Adresse kommen«, riet Tom.
»Die haben wir längst«, winkte Emma ab. »War nicht schwer. Leuthard lebt seit mehr als sieben Jahren in Antarctic City. Gemeinsam mit seiner Tochter wohnt er in Hopetown, einem schäbigen Viertel im Süden der Stadt. Seit jenem Abend damals ist er vom Hals abwärts gelähmt. Seine Tochter pflegt ihn.« Sie nahm Toms Hand. »Nick und ich müssen nach Antarctic City. Wir müssen mit Leuthard reden. Er ist der Schlüssel. Noch gibt es zu viele Ungereimtheiten, die uns den Blick aufs Wesentliche verstellen. Leuthard ist der einzige Mensch auf der Welt, der unsere Fragen beantworten kann. Nur mit seiner Hilfe wird es uns gelingen, den Wahrheitsgehalt der Akte zu beweisen.«
»Und was willst du von mir?«, wollte Tom wissen.
»Kannst du dir das nicht denken?«
Tom kniff die Augen zusammen. »Für den Flug nach Antarctic City benötigt ihr neue Identitäten.«
»Wir brauchen mehr als das. Wir benötigen neue Identitäten inklusive abgesichertem Background. Der SCS überwacht alles. Glaub mir, ich weiß, wie so was läuft. Mit Sicherheit stehen wir längst auf sämtlichen Fahndungslisten. Sollten wir je versuchen, ein Flugzeug zu besteigen, würden sofort die Handschellen klicken.«
»Das kann nicht dein Ernst sein.« Tom Holyfield sah aus, als wünschte er sich, Emma und Nick niemals in seine Wohnung gelassen zu haben.
Emma nickte.
»Was ist ein abgesicherter Background?«, fragte Nick.
»Vorausgesetzt, Tom entschließt sich dazu, uns zu helfen, wird es folgendermaßen ablaufen«, erklärte sie ihm. »Sobald wir in der Sicherheitsschleuse des Flughafens in den Iris-Scanner sehen, wird das System einen Identifizierungskonflikt melden. Es wird uns gleichzeitig unter unseren echten wie auch den neuen Identitäten identifizieren.
Da bei einer biometrischen Identifizierung praktisch nie ein hundertprozentiger Abgleich zustande kommt, stellt dies zunächst mal kein größeres Problem dar.«
»Okay, hab’s kapiert. Was geschieht dann?«
»Jetzt folgt die Verifizierung. Dabei soll geklärt werden, ob du derjenige bist, für den du dich ausgibst. Die übliche Vorgehensweise ist ein DNA -Schnelltest. Man wird deine DNA mit der auf deinem falschen Ausweis hinterlegten DNA vergleichen. Da Tom dafür sorgt, dass es sich bei dieser DNA um deine DNA handelt, wird die Verifizierung positiv ausfallen, und man wird dich passieren lassen.« Sie schielte hinüber zu Tom, der mit ausdruckslosem Gesicht zum Fenster hinausstarrte. Was ging in seinem Kopf gerade vor? Hoffentlich ließ er sie nicht doch noch hängen.
»Was, wenn den Grenzbeamten dennoch etwas spanisch vorkommt?«, fragte Nick.
»Nun, genau für diesen Fall brauchen wir einen abgesicherten Background.«
»Tom, willst du es ihm vielleicht erklären?«
Zunächst schien Tom Holyfield überhaupt nicht zu begreifen, was man von ihm verlangte, dann jedoch sagte er mit monotoner Stimme: »Eine Identitätsfeststellung bei amerikanischen Staatsbürgern besteht in erster Linie aus der Überprüfung der Sozialversicherungsnummer, danach folgen Abgleiche mit Behörden wie Einwohnermeldeamt oder anderen staatlichen Meldestellen.«
Er verstummte wieder, und Emma ergänzte: »Deswegen benötigen wir echte Sozialversicherungsnummern, Geburtsurkunden sowie Wohnadressen mit entsprechenden Einträgen bei Meldeämtern. Alle Eintragungen müssen einer offiziellen Überprüfung standhalten. Sich irgendwo einzuhacken und einfach eine erfundene Sozialversicherungsnummer oder Wohnadresse anzugeben, würde sofort auffliegen.«
Nick schürzte die Lippen. »Klingt nach mächtig viel Arbeit.«
»Ist es auch. In der Konsularabteilung ist Tom aber mit allen dafür notwendigen technischen Möglichkeiten ausgestattet, und darüber hinaus besitzt er alle Vollmachten, die man dafür benötigt. Nicht wahr, Tom?«
In Toms Blick spiegelte sich das Elend der gesamten Welt wider. »Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?«
»Durchaus. Bitte glaub mir, ich wäre damit nie zu dir gekommen, wenn ich einen anderen Ausweg sehen würde.«
»Das kostet mich meinen Kopf.«
Sie sah ihm fest in die Augen. »Wenn wir auffliegen, ja. Und genau deswegen werde ich dich nicht dazu überreden. Du kennst jetzt die Hintergründe und die Risiken. Es ist allein deine Entscheidung.«
»Scheiße.« Er atmete tief durch und schüttelte den Kopf in einer
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