Blow Out (German Edition)
alles vorkommen muss.«
»Seltsam?« Nervös begann er, ein paar auf dem Tisch herumliegende Zeitschriften zu einem Stapel zu schichten. »Man munkelt, du hast streng geheime Regierungsakten gestohlen. Ein Special Agent hat mich deinetwegen verhört. Er behauptet, du seist eine Spionin. Ist das wahr? Bist du das? Hast du tatsächlich geheime Akten gestohlen?« Er zeigte auf Nick. »Und wer ist er?«
»Eins nach dem anderen. Wie ich schon sagte, das ist Nick. Ohne seine Hilfe wäre ich ganz schön aufgeschmissen.«
»Schön, Sie kennenzulernen.« Nick grinste übertrieben freundlich und winkte Tom lässig zu. Dieser fixierte ihn mit zusammengepressten Lippen.
Emma legte ihrem Kollegen eine Hand auf den Unterarm und bemühte sich um einen noch sanfteren Tonfall als sonst. »Bitte beruhige dich. Ich versichere dir, ich habe nichts verbrochen, und ich bin auch keine Spionin.«
Sie bemerkte seinen misstrauischen Blick und fügte hinzu: »Ich werde alle deine Fragen beantworten. Aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich möchte dich nicht zu weit in diese Sache hineinziehen.«
»He, du bist zu mir gekommen. Ich habe nicht darum gebeten. Menschenskind, in diesem Augenblick sucht man nach dir. Korrigiere mich, falls ich mich irre, aber du ziehst mich bereits ganz gewaltig in was auch immer mit rein.«
»Wenn du willst, hauen wir sofort wieder ab.«
Auf seiner Stirn bildeten sich die ersten Schweißperlen. »Dir ist klar, dass ich dich eigentlich sofort melden müsste.«
Nick lehnte sich vor. »Ihnen geht der Arsch schon auf Grundeis, nur weil Emma sich in Ihrer Wohnung aufhält? In dem Fall sollten wir vielleicht in beiderseitigem Interesse tatsächlich verschwinden.«
»In beiderseitigem Interesse?«, wiederholte Tom. »Von wessen Interessen reden Sie? Von Emmas oder Ihren?«
»Von unser beider Interessen.«
»Was soll das, Nick?«, fuhr Emma ihn an. »Warum bist du so aggressiv?«
»Sieh ihn dir doch an. Er hat jetzt schon die Hosen gestrichen voll, und dabei weiß er noch nicht einmal, worum es geht. Es wäre wirklich das Beste für alle, wenn wir wieder gehen.« Er stand auf. »Jetzt sofort. Dadurch bringen wir ihn nicht in die Zwickmühle, und wir müssen uns nicht andauernd fragen, wann er uns verrät.«
»So etwas muss ich mir in meinen eigenen vier Wänden nicht bieten lassen«, brauste Tom auf.
»Würdest du uns bitte für ein paar Minuten alleine lassen?«, zischte Emma und schoss einen tödlichen Blick auf Nick ab.
»Schon gut.« Er hob die Hände. »Ich warte in der Küche, aber überleg dir gut, was du tust.« Kopfschüttelnd verließ er das Wohnzimmer.
Sie seufzte. »Ich möchte mich für Nick entschuldigen. Er ist mit den Nerven am Ende. Genau wie ich.«
»Er ist ein arrogantes Arschloch und sieht aus wie ein Penner.« Toms Communicator piepste. Ohne auf das Display zu blicken, schob er sich einen Insulinkaugummi in den Mund.
»Sie haben Nicks Mutter umgebracht. Gestern. Er hat es erst vor wenigen Stunden erfahren. Sei also ein wenig nachsichtig mit ihm, okay?«
»Umgebracht? O mein Gott! Wen meinst du mit sie ?«
»Den Special Collection Service.«
Tom riss die Augen auf. »Der SCS ?« Er dachte nach. »Das könnte Sinn ergeben. Dieser Special Agent, der mich über dich ausgefragt hat, gab vor, für die NSA zu arbeiten. Ich fand es ausgesprochen seltsam, dass die NSA in einem Fall von Aktendiebstahl tätig wird. Aber der SCS … das erklärt natürlich einiges.«
»Hieß der Agent Donovan? Grauhaarig, muskulös, um die fünfzig?«
»Ja.«
»Was wollte er wissen?«
»Nun ja, er hat ziemlich viele Fragen gestellt.« Er senkte den Blick und verstummte.
»Tom, bitte, das ist sehr wichtig. Mein Leben könnte davon abhängen.« Und deines auch , fügte sie in Gedanken hinzu.
Er zog ein Seidentaschentuch aus der Hose und wischte sich damit über die Stirn. »Wirst du wirklich zu Unrecht verdächtigt? Ich muss das wissen, verstehst du das?«
Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Ich würde dich nie belügen, Tom. Ein Vorschlag: Ich erzähle dir alles, erst danach entscheidest du, ob du uns helfen willst oder nicht.«
»Wie könnte ich dir schon helfen?«
»Du bist genau der Mann, den ich jetzt brauche.«
»Tatsächlich?«
Sie lächelte. »Ja, und jetzt hör zu. Alles begann am Montag, als Franklin mich zu sich rief.«
Die nächste halbe Stunde berichtete sie vom Fund der Akte und was sich seitdem ereignet hatte. Sie verharmloste nichts, fügte nichts hinzu, ließ jedoch auch nichts
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