Blow Out (German Edition)
hier?«
Die Wohnung sah genauso aus wie noch vor einer guten Stunde.
»Niemand da«, stellte Nick fest, der mit einer Flasche Cola im Türrahmen auftauchte. »Dauert wohl doch länger als angenommen.«
»Sieht ganz so aus.« Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand und trank einen Schluck. »Warten wir.«
»Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache«, sagte Nick. »Bist du sicher, dass wir ihm vertrauen können?«
»Wie oft willst du mich das noch fragen?«
»Bis ich daran glaube.«
»Er hätte uns jederzeit fortschicken können.«
Demonstrativ sah Nick auf die Uhr. »Er müsste längst zurück sein.«
»Geben wir ihm noch eine Stunde.«
»Und wenn er bis dahin nicht auftaucht?«
»Dann schicken wir ihm eine unverfängliche Nachricht von seinem Home- PC auf seinen Communicator. Unwahrscheinlich, dass Tom überwacht wird.«
»Einverstanden.«
Sie fläzte sich aufs Sofa, zog ihre Cashcard aus der Seitentasche ihrer Jeans und spielte gedankenverloren damit herum. Soeben hatte sie Merediths Korallenkette bei einem Pfandleiher beliehen. Für die Fragmente der seit mehr als 25 Jahren ausgestorbenen roten Edelkoralle hatte sie eine erstaunlich hohe Summe erhalten. Mit ihrer Cashcard konnte Emma nun so viele Tickets nach Antarctic City buchen, wie sie wollte, und der ein oder andere Cheeseburger war auch noch drin. Trotzdem fühlte sie sich unwohl. Die Kette in der Obhut eines fremden Mannes zurückzulassen, gefiel ihr nicht. Auch wenn es hoffentlich nur für ein paar Tage sein würde.
»Was ist das?« Nick stand vor dem Esstisch, griff nach einem weißen DIN-A4 -Umschlag, warf einen Blick darauf und hielt ihn ihr hin. »Für dich.«
Überrascht griff sie danach. Es handelte sich um einen Umschlag, wie sie ihn in der Botschaft verwendeten. Er war zugeklebt. »Mach schon auf«, verlangte Nick ungeduldig.
Sie riss den Umschlag auf und schüttete den gesamten Inhalt auf dem Tisch aus. Mehrere amtlich aussehende Dokumente, zwei Ausweise sowie ein zusammengefalteter Zettel kamen zum Vorschein. Sie griff nach einem der Ausweise, auf dem sie ihr Gesicht erkannte. Rasch überflog sie die anderen Dokumente. Zwei Sozialversicherungsausweise, einer ausgestellt auf Meredith Angel, der andere auf Matthew Cox, sowie zwei tabellarische Lebensläufe, in denen Tom ihnen alles Relevante über ihre neuen Identitäten mitteilte. Wo sie wohnten, arbeiteten und in welchen Vereinen sie eine Mitgliedschaft besaßen. Meredith Angel war Mitglied in einem Fitnessclub und bei den Dallas Cowboys. Emma schmunzelte. Sogar an solche Details hatte Tom gedacht.
Grinsend zeigte Nick ihr seinen Ausweis. »Gestatten, Matthew Cox aus Washington, D. C.«, näselte er mit übertrieben falschem Akzent. »Mitglied im Förderverein des altehrwürdigen Smithsonian-Instituts und«, er verzog das Gesicht, »der Ponderosa-Beauty-Ranch.«
Sie lachte auf. »Wann ist denn Ihre nächste Botox-Behandlung fällig, Mr Cox?«
»Sehr witzig, Tommyboy.« Er rang sich ein gequältes Lächeln ab.
»Komm schon, das ist witzig.« Sie wurde ernst. »Siehst du, er hat es durchgezogen.«
»Ich weiß nicht recht.« Nick sah sich im Zimmer um, als erwarte er jeden Moment, dass ein Trupp bewaffneter Spezialagenten die Wohnung stürmte. »Wo ist er? Warum ist er nicht hier?«
»Keine Ahnung.« Sie nahm den Zettel in die Hand, faltete ihn auseinander und las die Nachricht vor, die ebenso wie ihr Name auf dem Umschlag handgeschrieben war: »Liebste Emma, hier habt ihr das, um was ihr mich gebeten habt. Ich hoffe, die Ausweise sind so geworden, wie ihr euch es vorgestellt habt. Leider habe ich euch nicht angetroffen und muss jetzt noch etwas Dringendes erledigen. Ich werde morgen Abend wieder zurück sein, aber ich nehme an, dann seid ihr längst unterwegs. Emma, ich glaube an dich und wünsche dir viel Glück. Bis bald, Tom.«
»Lass mal sehen«, verlangte Nick.
Sie drückte ihm die Notiz in die Hand und betrachtete ihren neuen Ausweis. Keine billige Fälschung. Tom hatte hervorragende Arbeit geleistet. Diese Ausweise waren so echt wie … Sie stutzte, durchwühlte sämtliche Dokumente auf dem Tisch, fand nicht, wonach sie suchte, und runzelte die Stirn.
»Was ist?«, fragte Nick, der sie beobachtete.
»Unsere Ausweise fehlen. Die echten Ausweise.« Sie sah sich suchend um. »Zumindest kann ich sie nirgendwo entdecken. Tom muss sie behalten haben.«
»Was?« Ungläubig sah er die Dokumente durch, nur um festzustellen, dass Emma recht hatte. »Was soll das
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