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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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gerettet werden konnte. Shackletons Selbstlosigkeit brachte ihm dabei Erfrierungen an mehreren Fingern ein.
    Während der vollautomatische Shuttlebus sie von der Landebahn hinüber zu Terminal 8 brachte, spukte Emma diese Geschichte im Kopf herum. Ein Paradebeispiel, wie bedingungsloser Einsatz, gepaart mit absolutem Willen und dem Glauben an eine Sache über ein aussichtslos scheinendes Schicksal zu triumphieren vermochte. Wie weit würde sie selbst gehen müssen? Welche persönlichen Verluste würde sie erleiden müssen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen? Die antarktische Halbinsel empfing sie mit angenehmen 18 Grad Celsius. Die eindrucksvolle Skyline von Antarctic City leuchtete in gut fünfzehn Kilometern Entfernung und bot einen Vorgeschmack auf die junge, pulsierende Hauptstadt der Antarktischen Halbinsel. Dank Toms Hilfe hatten sie es tatsächlich geschafft.
    Die Kontrollen vor dem Abflug in Berlin waren exakt so verlaufen, wie Emma es vorhergesagt hatte. Der erwartete Identitätskonflikt war aufgetreten, und Emma war von den Grenzbeamten zur DNA -Analyse gebeten worden. Sie war unglaublich nervös gewesen. Nachdem die Analyse für Meredith Angel positiv ausgefallen war, hatte sich plötzlich kein Schwein mehr für sie interessiert, und man hatte sie ohne weiteren Kommentar durchgewunken. Nick war es nicht anders ergangen. Trotzdem war die Anspannung erst von ihr abgefallen, nachdem die Eurofly endlich abgehoben hatte.
    In einem Shop in Terminal 8 kaufte sie einen kleinen Rucksack. Gleich nach dem Gespräch mit Leuthard wollte sie unbedingt einige Toilettenartikel, frische Unterwäsche und ein neues T-Shirt zum Wechseln besorgen. Kiras Klamotten, die Emma nun schon seit mehreren Tagen trug, starrten vor Schmutz und widerten sie an. Wenigstens hatten sie in Toms Wohnung noch rasch duschen können.
    Sie setzten sich in ein Taxi und nannten dem Fahrer die Adresse eines Hotels, nur wenige Blocks von Roman Leuthards Adresse entfernt. So spät in der Nacht konnten sie unmöglich an Leuthards Tür klopfen. Vielmehr wollten sie die Gelegenheit nutzen, um sich endlich einmal wieder richtig auszuschlafen. Emma wollte Leuthard mit klarem Kopf gegenübertreten.
    »Was für ein Typ dieser Leuthard wohl ist?«, brach Nick das Schweigen.
    »Das Einzige, was wir über ihn wissen, ist, er ist 92 Jahre alt, hat irgendwie einen Mordversuch überlebt, ist seitdem ein Pflegefall und lebt mit seiner Tochter zusammen. Alles Weitere werden wir hoffentlich von ihm selbst erfahren.«
    »Mir will es noch immer nicht einleuchten, weshalb man ihn am Leben gelassen hat. Das ergibt keinen Sinn. Weshalb hat man die Sache nicht zu Ende gebracht?«
    »Darüber denke ich andauernd nach. Nach dem Mordanschlag muss Leuthard monatelang in einem Krankenhaus gelegen haben. Eine bessere Möglichkeit hätte sich der CIA gar nicht bieten können.«
    »Vielleicht erfahren wir es morgen.«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein.«
    »Und wenn er nicht mit uns reden will?« Nick rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. »Nach allem, was wir bisher wissen, hat er sein Geheimnis all die Jahre für sich behalten. Weshalb sollte er ausgerechnet mit uns darüber reden?«
    Sie lächelte. »Weil wir die Akte haben.«
    »Die Akte, ja, unser einziges Argument, das wir in die Waagschale werfen können. Und wir haben sie nicht einmal dabei.«
    »Sie ist in Sicherheit. Bleib cool. Wir werden schon etwas aus Leuthard rauskitzeln.« Hoffentlich.
    Emma gab sich optimistischer, als sie tatsächlich war. Insgeheim teilte sie Nicks Befürchtungen. Für Leuthards eisernes Schweigen musste es einen verdammt guten Grund geben. Es würde eine Menge Überzeugungsarbeit vonnöten sein, um jemanden zum Reden zu bewegen, der ein Geheimnis vierzig Jahre lang für sich behalten hatte.
    Sie erreichten die ersten Wohnhäuser von Glacier Mountain, einer der wohlhabenderen Vorstädte von Antarctic City. Sie passierten moderne Einfamilienhäuser mit Rundumverglasungen aus getönten Sonnenschutzfenstern. Man sah ihnen an, dass darin Menschen lebten, die auf dem neuen Kontinent ihr Glück gefunden hatten. Der Name Glacier Mountain war eine Reminiszenz an längst vergangene Tage, als hier noch alles unter einer kilometerdicken Eisschicht begraben lag. Heute säumten Nadelbäume und perfekt getrimmte Hecken den Straßenrand. Von den sieben Bohrinseln, die alleine der Mettrack-Konzern rund um die zerklüftete Westantarktis betrieb, den Methanhydrat-Aufbereitungsanlagen und weiteren

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