Blow Out (German Edition)
zahlreichen Bergbauunternehmen, die über den gesamten Kontinent verteilt Titan-, Chrom-, Eisen-, Kupfer- sowie Uranerzlagerstätten ausbeuteten, war hier nichts zu sehen.
Sie verließen Glacier Mountain und umfuhren die Innenstadt weitläufig auf einem der fünf Autobahnringe, die Antarctic City wie konzentrische Kreise umgaben. Gut dreißig Minuten später erreichten sie das Zentrum von Hopetown, dem ärmsten Stadtviertel der wuchernden Metropole. Hopetown war ein gigantischer Moloch und setzte sich vorwiegend aus billigen Sozialsiedlungen und hässlichen Wohnblocks zusammen. Abgerissene Gestalten trieben sich vor Läden herum, deren Fenster und Türen mit massiven Eisengittern gesichert waren. Hämmernde Beats dröhnten aus Kneipen und aufgemotzten Autos. Hopetown war berüchtigt wegen seiner beängstigend hohen Kriminalitätsrate, und so war es nicht verwunderlich, dass man Touristen davon abriet, die Gegend nach Einbruch der Dunkelheit aufzusuchen.
»Hier also lebt Leuthard.« Emma konnte ihre Anspannung kaum unterdrücken.
Unvermittelt stoppte der Taxifahrer vor einer Bruchbude von Hotel.
»Das ist es?«, fragte Emma unnötigerweise.
Der Fahrer, dem Aussehen nach Chilene oder Peruaner, sah sie an, als wollte er sagen: Das war nicht meine Idee, sondern Ihre, Lady .
Sie hielt ihre Cashcard vor einen Sensor. Während des Bezahlvorgangs wandte sich Nick an den Fahrer. »Können Sie uns eventuell ein besseres Hotel empfehlen?«
Der Fahrer lächelte und zeigte dabei ein sanierungsbedürftiges Gebiss. »In dieser Gegend?«
Sie stiegen aus und betrachteten die blinkende Neonreklame des Hotels.
»Für eine Nacht wird es reichen«, meinte Nick.
»Das muss es wohl.«
71
In den Straßenschluchten eines der heruntergekommensten Stadtvierteln, die Donovan seit langem gesehen hatte, waren zu dieser späten Stunde ausnahmslos Männer unterwegs, dem Aussehen nach auf der Suche nach Drogen oder Nutten. Von den Straßenlampen funktionierte nur jede vierte, die anderen zuckten und flirrten unkontrolliert oder brannten gar nicht. Ausgerechnet die Lampe, unter der Donovan stand, strahlte heller als die Sonne. Seine von Amphetaminen geweiteten Pupillen zogen sich zusammen.
Sein Blick wanderte die verspiegelte Fassade des heruntergekommenen Hotels hinauf bis zu einem der Fenster im siebten Stock. Dort, genauer gesagt in Zimmer Nr. 707, warteten Fisher und Schäfer auf ihn, und mit ein wenig Glück als Zugabe obendrein die Akte. Die beiden hockten dort oben wie die Ratten in der Falle.
Donovan rieb seinen Fingerstumpf. Er juckte höllisch. Der Fehlschlag von Dörpling nagte noch immer an ihm, doch diesmal war der Zugriff besser geplant.
Ein Sportwagen mit schwarzen Scheiben und riesigem Heckspoiler rollte die Straße entlang. Wummernde Beats drangen aus seinem Inneren und brachten die Fensterscheiben des Hotels sowie der umliegenden Erdgeschosswohnungen zum Vibrieren. Donovan hatte genug gesehen und zog sich in den hinteren Bereich des Gebäudeeingangs zurück, wo Laymon und Foster auf ihn warteten.
»Was haben Sie für mich?«, fragte er.
Foster checkte seinen Communicator. »Status der Zielpersonen seit dem Check-in unverändert. Alles ruhig. Die beiden haben keine Ahnung, dass wir ihr kleines Spielchen durchschaut haben.«
»Zugriff vorbereiten!«
»Jawohl, Sir.«
Während Donovan seinen Funkknopf ins Ohr drückte und den Ladezustand des Tasers überprüfte, ging ihm Franklins Verhalten nicht aus dem Kopf. Zuerst hatte dieser gemauert und auf Zeit gespielt, bevor er schließlich umschwenkte und seitdem gemeinsam mit ihm an einem Strang zog. Leland Franklin besaß unzweifelhaft zwei Gesichter, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Auf der einen Seite spielte er die Rolle des weltgewandten, eloquenten Diplomaten mit erstaunlicher Bravour. Andererseits hielt er sich in vielen Belangen an keine Konventionen. Die Vergangenheit hatte dies nur allzu deutlich gezeigt. Donovan wusste, dass er sich Franklin noch einmal vorknöpfen musste, doch jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken.
Auf sein Nicken hin überquerten sie mit schnellen Schritten die Straße und betraten die menschenleere Hotellobby, die vermutlich irgendwann einmal modern gewesen war. Donovan bedeutete Laymon, die Treppe zu nehmen. Er selbst und Foster belegten jeweils einen Aufzug. Den dritten Aufzug blockierte Donovan mit einem abgewetzten Sessel aus der Lobby. Für den Augenblick sollte das genügen.
Im siebten Stock angekommen, warteten
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