Blow Out (German Edition)
bei Lena Schäfer zum Einsatz gekommen war.
»Wenn ich herausfinde, dass Sie mich verarschen, hänge ich Sie an den Eiern auf!«
»Würden Sie mir nicht die ganze Zeit über Vorhaltungen machen, hätte ich Ihnen die folgende Information bereits früher gegeben.«
Donovan verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ab.
Leland Franklin legte eine wohlbedachte Pause ein, bevor er antwortete. »Ich weiß, wo sich Miss Fisher und der Journalist aufhalten.«
»Und damit kommen Sie erst jetzt!«
»Die beiden haben einen Verbündeten«, fuhr Franklin ungerührt fort, »jemand aus unseren eigenen Reihen, der ihnen bei der Flucht behilflich war.«
»Wer?«
»Tom Holyfield aus der Konsularabteilung. Kennen Sie ihn?«
»Flüchtig. Ich habe ihn gestern befragt. Er war ein wenig nervös, machte auf mich aber nicht den Eindruck, als hätte er etwas zu verbergen.« Donovan legte die Stirn in Falten. »Was das betrifft, liege ich selten daneben.«
»Er und Miss Fisher sind eng befreundet.« Franklin seufzte. »Ich hätte es mir denken können.«
»Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Ich habe Holyfield überrascht, als er versuchte, den beiden falsche Identitäten zu verpassen.«
»Wann?«
»Heute Vormittag.«
»Wo ist Holyfield jetzt? Ich nehme an, Sie haben ihn festgesetzt.«
»Selbstverständlich. Er befindet sich in der Arrestzelle im Westtrakt.«
»Den Kerl knöpfe ich mir vor!«
»Haben Sie nicht zugehört?«, fragte Franklin ärgerlich. »Ich bin bereits über alles im Bilde. Wir kennen Emma Fishers Pläne und ihre nächsten Schritte. Wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren! Die beiden planen, das Land zu verlassen. Holyfield läuft Ihnen nicht davon, Miss Fisher und die Akte hingegen schon.«
Donovan lief rot an vor Wut. »Warum wurde ich nicht unverzüglich über die neue Sachlage informiert?«
»Als Holyfield die Beichte abgelegt hat, befanden Sie sich gerade auf einem manövrierunfähigen Luftkissenboot mitten auf der Nordsee.« Franklin grinste schief.
Wie schon zu Beginn ihres Gespräches, knallte Donovan beide Hände auf Franklins Schreibtisch und brachte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter vor das des Botschafters. »Was haben Sie unternommen, nachdem Holyfield gesungen hat?«
»Ich habe für ein kleines Ablenkungsmanöver gesorgt und dafür, dass Fisher und Schäfer keinen Schritt mehr tun können, ohne dass wir davon erfahren.«
»Wie?«
»Ich ließ Holyfield einen Brief schreiben, der erklärt, weshalb er nicht mehr auftaucht. Zudem habe ich Fisher und Schäfer die neuen Ausweise zukommen lassen, um sie in Sicherheit zu wiegen. Somit haben wir sie unter Kontrolle.«
Donovans Augen verengten sich. »Wenn Sie wussten, wo sich die beiden aufhielten, weshalb haben Sie sie nicht sofort festgenommen?«
»Holyfield hat ausgesagt, dass sie die Akte nicht bei sich haben. Wo sie sich befindet, weiß er nicht. Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe, Special Agent.« Der alte Mann hielt Donovans Blick stand. Erst aus nächster Nähe fiel Donovan auf, wie ausgemergelt Franklin wirklich aussah. Seine rot unterlaufenen Augen blickten zornig, aber auch müde. »Ich serviere Ihnen die beiden auf dem Silbertablett, Donovan, und jetzt tun Sie mir den Gefallen und schaffen Sie Ihre hässliche Visage aus meinem Büro. Erledigen Sie endlich Ihre Arbeit.«
Donovans Kiefer mahlten. Der Drang, Franklin die Kehle aufzuschlitzen, war überwältigend. Das Schlimmste aber war die Erkenntnis, dass der nach Alkohol stinkende Hurensohn recht hatte. Die Wiederbeschaffung der Akte besaß oberste Priorität, und die Zeit lief gegen den SCS . Holyfield konnte warten, und Franklin selbst würde die Quittung für seine Arroganz erhalten, wenn diese Krise erst einmal bereinigt war. Er höchstpersönlich würde sich darum kümmern.
Donovan strich sein Jackett glatt. Diesmal war der Vorteil auf seiner Seite. Diesmal würde es keine Pannen geben. Aber vorher gab es noch einiges zu besprechen.
70
Kaum merklich setzte die Eurofly-Mach4-Interkontinental auf der Landebahn des 2042 errichteten Shackleton-International-Airports auf, dessen Namenspatron, Sir Ernest Henry Shackleton, als Leiter einer britischen Antarktis-Expedition Berühmtheit erlangt hatte. Shackletons Schiff, die Endurance , war im Jahre 1915 vom Packeis eingeschlossen und zerdrückt worden, und es war nur Shackletons heroischem Einsatz und unbedingtem Lebenswillen zu verdanken gewesen, dass die gesamte Besatzung nach einem viele Monate dauernden Martyrium lebend
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