Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Baby Jeans dünnes Stimmchen noch immer ängstlich quengelt. Aber nicht mehr lange.
Setzt sich nieder auf mein' Fuß
A zula López hatte den größten Teil des Tages damit verbracht, auf der Couch im Wohnzimmers herum zu sitzen und in die Leere vor ihren Augen zu starren. Gegen Abend war sie auf die Idee gekommen, die Kaffeemaschine anzustellen. Nach drei Tassen hatte sei einen weiteren Versuch unternommen, die Küche zu putzen. Das hatte sie bleiben lassen, als sie feststellte, dass sie sich noch nicht einmal auf diese einfache Tätigkeit konzentrieren konnte.
Es war nicht das erste Mal, dass sie bereute, das Geld angenommen zu haben. Sie hätte wissen müssen, von wem es stammte. Nur stammen konnte.
Hätte sie es allerdings nicht angenommen, wäre das Haus jetzt bereits Eigentum der Bank und sie säße mit Enrique auf der Straße. Der Bank wäre das herzlich egal. Aber sie sollte ihm eine Mutter sein, und zu was war sie denn nütze, wenn sie ihm nicht mal ein Dach über dem Kopf bieten konnte?
Nur würde das Haus bald ohnehin der Bank gehören, allerdings mit dem Unterschied, dass sie jetzt obendrein dem Duke noch eine ganze Stange Geld schuldete. Genaugenommen war die Rückzahlung schon seit zwei Wochen überfällig und der einzige Grund, warum der Duke davon noch nichts wusste, war vor ein paar Stunden boshaft grinsend zu ihrer Tür hinausmarschiert. Nächsten Dienstag. Und alles davon. Azula barg ihr Gesicht in den Händen und weinte ein bisschen, nicht dass das irgendwem genützt hätte. Es war nur so, dass sie beim besten Willen nicht wusste, was sie stattdessen hätte tun sollen.
Irgendwann war es draußen dunkel geworden und sie hatte sich aufgerafft, dem Jungen wenigstens ein Abendbrot zu bereiten. Sie selbst verspürte keinen Hunger und so wurden die Nudeln, welche, nebenbei bemerkt, die Qualität der Pasta im Hause Bracciolini an diesem Samstag Abend um ein Vielfaches übertrafen, kalt. Der Junge hatte wohl beschlossen, heute nicht nach Hause zu kommen, wieder mal. Gegen zehn packte Azula die Nudeln in eine Plastikbox, stellte sie in den Kühlschrank und pappte einen Zettel für Ricky an die Tür:
Nudeln sint in Külschrank, fals du hunger hast. Hab dich Lieb, deine Ma.
Dann nahm sie ein paar Melatonin , die sie mit dem Rest kalten Kaffees hinunterspülte und ging zu Bett. Verblüffenderweise döste sie sogar irgendwann ein.
Als das Telefon gegen Mitternacht zu schrillen begann, riss sie das Geräusch aus einem reichlich verworrenen Traum. Es war um Ricky gegangen. Der Junge war auf dem Fahrrad unterwegs und er strampelte aus Leibeskräften, während er ihr über seine Schulter panische Blicke zuwarf. Aber dann hatte sie gemerkt, dass er gar nicht vor ihr davonfuhr, sondern vor dem riesigen, blauen Vogel, welcher über ihnen kreiste, bereit sich auf seine Opfer zu stürzen und sie zu zerfleischen. In dem Moment, als der riesige, blaue Raubvogel zum Sturzflug angesetzt hatte, war das Geräusch in ihren Traum eingedrungen. Benommen angelte sie nach dem Hörer auf dem Nachttisch, während sie noch damit beschäftigt war, aufzuwachen.
In dem Moment, da sie den Hörer ergriff, zog sich ihr Herz angstvoll zusammen. Etwas war passiert, etwas Furchtbares. Etwas mit …
»Enrique?« hauchte sie unsicher ins Telefon. Johnny Eton hätte diese Stimme vermutlich ziemlich sexy gefunden.
»Mrs. López? Hier ist Schwester Mary vom Saint Michaels Hospital . Es geht um ihren Sohn, Enrique...«
»Oh mein Gott, mein Gott! Ist ihm,...« sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten, aber natürlich verlor sie den Kampf auch dieses Mal, sie schossen förmlich hervor. »Ist ihm was passiert?«
»Ich fürchte, ja, Mrs. López. Er hatte heute morgen einen Unfall.«
»Heute morgen?«
»Ja, Mr. López, und es tut mir wirklich
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