Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
leid, dass wir uns nicht früher bei Ihnen gemeldet haben, aber er hatte keine Papiere bei sich und ...«
»Oh mein Gott!« schluchzte Azula.
»Beruhigen Sie sich bitte, Mrs. López. Ricky geht es soweit gut. Vorhin ist er aufgewacht und hat uns gesagt, wer er ist. Enrique Miguel López. Und wie wir Sie erreichen können.«
»Aufgewacht?« hauchte Azula. Wer brachte diesen Krankenschwestern bloß bei, wie man solche Anrufe machte? Stephen King?
»Ja, Mrs. López. Enrique war fast den gesamten Tag bewusstlos, schweres Schädelhirntrauma. Aber jetzt geht es ihm gut, sagt Dr. Skolnick.«
»Schädelhirn … Oh, mein Gott, ich muss ... kann ich ihn sehen?«
»Aber natürlich Mrs. López, Sie können sogar mit ihm sprechen. Möchten Sie heute Abend noch vorbeikommen?« Es klang nicht besonders begeistert.
»Ja, möchte ich.« sagte Azula mit aller Bestimmtheit, zu der sie fähig war. Besonders viel war es nicht. »Ich bin schon unterwegs.«
»Oh, und Mrs. López, bitte bringen Sie die Karte von Rickys Krankenversicherung mit.«
DIENSTAG
Suzy Q. Oh, Baby, I love you.
N achdem sie zwei Tage lang versucht hatte, Violet zu erreichen, gab Suzanne Sarkisian schließlich das Telefonieren auf und fuhr rüber zum Haus der Bracciolinis, um nach dem Rechten zu sehen. Und Violet gegebenenfalls zu sagen, dass mit ihrem Telefonanschluss etwas nicht stimmte. Sie hatte auch versucht, Violet auf dem Handy zu erreichen, aber das war ausgeschaltet gewesen, wie meistens. Eigentlich hatte sie sich mit Violet nur über den Ausgang der letzten America's Got Talent-Show unterhalten und ein paar lokale Neuigkeiten austauschen wollen – Suzannes Neffe hatte endlich einen Job in Innswitch bekommen, Angus Meyer hatte seine Frau verlassen, sich einfach mit Sack und Pack aus dem Staub gemacht, der alte Angus und ein Unbekannter hatte den Jungen der López-Witwe angefahren und war anschließend getürmt – der übliche Smalltalk eben. Aber allmählich machte sie sich Sorgen, denn die Bracciolinis waren eigentlich immer daheim, und wenn Violet mal außer Haus war, um etwas in der Stadt zu besorgen oder so, dann doch wenigstens ihr Neandertaler von einem Ehemann, nicht dass Suzanne besonders großen Wert drauf gelegt hätte, mit dem zu sprechen. Jedenfalls fuhr sie am Nachmittag hin, denn schließlich war Violet so etwas wie eine Freundin für sie.
Als sie am Haus der Bracciolinis ankam, fand Suzanne die Haustür nur angelehnt und so ging sie einfach rein, als niemand auf ihr Klopfen reagierte. Das bereute sie allerdings für den Rest ihres Lebens.
Als sie die Leichen in der Küche fand, musste sie sich fast augenblicklich übergeben, weil ihr in diesem Moment schlagartig klar wurde, worin der Ursprung des seltsamen Geruchs lag, der ihr bereits im Wohnzimmer aufgefallen war und sie letztlich hierher geführt hatte. Sie presste die Hand vor den Mund und erbrach sich zwischen ihren Fingern hindurch auf ihre Jeans und ihr T-Shirt, aber hauptsächlich auf den Küchenboden. Sie bemerkte es nicht einmal. Stattdessen starrte sie einfach nur hin, konnte den Blick nicht abwenden von dem, das da vor ihr mitten auf dem Küchenboden lag. Am Schlimmsten aber waren die Unmengen von fetten, blau schillernden Fliegen, die sich bereits über die verstümmelten, blutüberströmten Körper hermachten. Es mussten Tausende sein.
Jemand hatte Violet und die Kinder auf den Dielen des Küchenbodens festgenagelt, in einer Art Dreiecksformation, Violet in der Mitte und die beiden Kinder in einem Winkel von etwa dreißig Grad links und rechts von ihr, sodass es aussah, als hielte sie die Kleinen im Arm. Dabei hatte ihr Peiniger mit Nägeln nicht gespart, die er durch ihre Körper getrieben hatte, hauptsächlich durch Arme und Beine.
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