Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Diele auf die große Ledercouch gelegt hatten, kniete sich Alice neben ihren Bruder, betastete seine Stirn und tätschelte an seiner Hand herum, kritisch beäugt von Donald, der mit verschränkten Armen hinter der Lehne der Couch Aufstellung nahm, nachdem er die Flinte zurück an die Wand gehängt hatte. Nichts, noch nicht einmal erhöhte Temperatur, stellte Alice fest. Johnny war so kalt wie die Nacht draußen.
»Daddy?«
»Was?« zischte Donald Foreman zurück.
»Wir ... also ich meine, wir sollten ihn vielleicht ins Krankenhaus bringen.«
Na klar. A uf diesen Vorschlag seiner Frau antwortete Donald Foreman nicht einmal. Es war auch gar nicht nötig. Alice lebte bereits lange genug mit ihm zusammen, um zu wissen, dass es im Moment das Klügste war, keine Widerworte zu erheben.
Donald drehte sich um und ging nach oben. »Keine Zeit, meinen Schlaf für einen Junkie zu vergeuden.« murmelte er, und dann, mit strengem Blick in Richtung Alice »Hab' nen langen Tag vor mir, morgen. Immerhin gehe ich einer richtigen Arbeit nach und muss ... Oh, Scheiße.« Donald griff sich an die Brust. Diese verdammten Treppen.
Alice nickte und wandt sich wieder ihrem Bruder zu.
Als Donald fast oben war, hörte er sie »Daddy!« rufen. Alices Stimme war leise, fast weinerlich.
Was war denn jetzt noch?, dachte Donald Foreman, gefolgt von: Ah, dieses verflixte Ziehen in der Brust. Morgen schaue ich bei Dr. Skolnick vorbei, ich schwöre es!
»Daddy, er hat etwas in der Hand, glaube ich. Vielleicht ... vielleicht solltest du kommen und es dir anschauen, es sieht aus wie ... oh mein Gott!« Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und wurde bleich. Starrte ihn aus großen Augen an.
»Was?!« rief er, »Was denn jetzt, verdammt noch mal?« Donald quälte sich die Treppe ein weiteres Mal schnaufend herunter und lief um die Couch, wobei er sich auf ihrer Lehne abstützen musste. Alice hielt ihm Johnnys Hand hin, die zu einer Faust verkrampft war, so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Unglaublich , dachte Donald, welche Kraft diese Junkies manchmal entwickeln. Doch dann sah er die Kette, die von Johnnys Hand herabhing und vergaß augenblicklich die Schmerzen in seiner Brust.
Donald tastete nach seinem eigenen Hals, wo die Kette eigentlich hätte hängen müssen. Nichts. Er warf sich neben seiner Frau vor der Couch auf die Knie und fummelte nun ebenfalls an Johnnys Hand herum. Egal, wie stark der Kerl festhielt, er würde seine Hand aufstemmen, notfalls mit einem Brecheisen. Nachdem er sich ein paar Minuten an der Hand verausgabt hatte, bekam er den Gegenstand endlich heraus, den Johnny so krampfhaft umschlossen gehalten hatte. Alice brach augenblicklich in Tränen aus.
Donald starrte unterdessen auf das Ding an der Kette und murmelte unablässig »Scheißescheißescheiße...«, während sich auf seinen Wangen rote Flecken bildeten. Sein Herz raste, als er sich an der Lehne der Couch hochstemmte. Er stand auf ziemlich wackligen Beinen und musste einen Moment gegen die Schwärze an den Rändern seines Sichtfelds ankämpfen. Ungläubig starrte er auf den Gegenstand in seiner Hand.
»Was hat dieses verdammte Arschloch sich bloß dabei gedacht, zum Teufel nochmal?« flüsterte Donald Foreman in den Raum hinein. »Womit hab' ich bloß so einen dummen Wichser von einem Schwager verdient?« Das war eine durchaus berechtigte Frage, und sie würde ihn sein restliches Leben beschäftigen. Was in Donald Foremans Fall noch ungefähr eine halbe Stunde bedeutete.
Alice breitete die Decke, welche sonst über der Lehne der Couch lag, über ihren Bruder, setzte sich neben ihn und betastete erneut seine Stirn. Unverändert. Sie streichelte die Hand ihres Bruders und schluchzte dabei leise vor sich hin.
»Vielleicht morgen...« schlug sie vor,
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