Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
halbwegs in Erwartung einer weiteren herausgebrüllten Schimpftirade ihres Ehegatten. Aber der nickte nur und sagte: »Ja, morgen. Komm jetzt, schlafen.« Seine Stimme, fand Alice, hatte noch nie so kraftlos geklungen.
Als sie im Bett lagen, starrte Donald noch lange an die Zimmerdecke, unfähig, ein Auge zu schließen. Ihm war abwechselnd heiß und kalt, während er ein paar Möglichkeiten durchging, die ihnen jetzt noch blieben. Keines der Szenarien war sonderlich optimistisch. Einmal dachte er sogar daran,in Windeseile ein paar Sachen zu packen und einfach zu verschwinden. Aus Port, aus dem Land. Oder besser noch von dem verdammten Planeten. Aber das würde nicht funktionieren, nichts davon. Sie würden ihn am Ende ja doch kriegen.
Als sich das Ziehen in seiner linken Brust erneut bemerkbar machte, dachte er kurz daran, Alice zu wecken, welche sich seit ein paar Minuten im Tiefschlaf befand, unbegreiflicher Weise. Aber er verwarf den Plan wieder. Er war nach einem bestimmten Codex erzogen worden. Und nach diesem Codex war der starke Mann für seine schwache Frau verantwortlich. Niemals umgekehrt. Und ein richtiger Mann zeigte unter keinen Umständen Gefühle oder Schwäche. Ein richtiger Mann jammerte nicht. Also blieb er einfach liegen, und massierte stumm und mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Brust, während die Panik auf ihn hinab fiel wie die sprichwörtliche Zimmerdecke.
Während sich auf Donald Foremans Stirn dicke Schweißperlen bildeten, erwachte Johnny Eton unten im Wohnzimmer, schlug die Decke beiseite, fuhr in seine Schuhe und machte sich auf die Socken. Inzwischen war ihm wieder eingefallen, was er getan hatte, bevor er auf der Veranda seines Schwagers gelandet war und er war zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich höchste Zeit war, aus Port zu verduften. Leise, still und heimlich. Und vor allem sofort.
Er hätte sich keine große Mühe geben müssen, denn Alice schlief immer noch fest und was Donald Foreman betraf, so hörte der ebenfalls nicht, wie sein nächtlicher Gast das Haus wieder verließ. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, an einem Herzinfarkt zu sterben.
In den Schatten
N achdem er mein Gesicht im Schein der Campinglampe ein paar Mal hin und her gedreht hat, lässt er mich wieder los, steckt die Kippe in seinen Mundwinkel und beginnt, sie zu rauchen. Mir bietet er keine an. Dann beugt er sich plötzlich vor und ich denke mal wieder, dass es das jetzt war. Dass er einen von diesen Kung-Fu-Tricks macht und mir mit 'nem einzigen Schlag den Kehlkopf zertrümmert oder so. Dann hast du noch genau sieben Sekunden, bis du stirbst! Aber der Typ hat sich nur meinen Anhänger gegriffen, hält ihn in der Hand und plötzlich schießt mir sowas wie 'ne Erkenntnis durch den Kopf. Ich kenne diesen Typen. Aber ich komme nicht drauf, woher. Ist wie eins von diesen Dasher-Views , wo es dir auf der Zunge liegt, aber du bringst es nicht raus.
Er hält den Anhänger 'ne Weile in der Hand, schaut mir noch mal ins Gesicht und dann sagt er:
»Du bist nicht der Junge.«
Und als ich ihn verständnislos angucke, denn ein Junge bin ich ja nun wirklich nicht, man muss kein Genie sein, um das zu erkennen, da beugt er sich zu mir rüber und flüstert, als ob's ein Geheimnis wär:
»Jacob Singer. Du bist nicht Jacob Singer.«
Also doch, jetzt hat er mich am Arsch. Ich werde in nichts als Unterhosen und in eine alte Decke gewickelt sterben. Spart ihm vermutlich den Teppich, wenn er meine Leiche zum Hafenbecken schleppt. Ich wusste es, ich hätte das Ding nie vom Hals des Jungen nehmen sollen. Wahrscheinlich ist der Anhänger eins von diesen Vuhduh -Fetischen oder wie die Dinger heißen.
Der Unauffällige stößt 'ne Rauchwolke aus, nicht direkt in mein Gesicht, aber ich kann den süßlichen Geruch trotzdem riechen. Was der Typ da raucht, ist ein Joint, heilige Scheiße!
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