Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
regnet es inzwischen dicke, graue Tropfen, die an der Scheibe zerplatzen und ein Muster kleiner Sturzbäche darauf bilden. Sloburn hält einen Joint in seiner Hand, wobei er aussieht, als sei er unschlüssig, ob er ihn anstecken oder es bleiben lassen soll. Schließlich packt er ihn weg und dreht sich zu mir um.
»Sie ist tot, Sam. Man hat sie im Keller ihres Hauses gefunden.«
»Äh - wer ist tot, Mr. Sloburn?«
»Azula López. Die Mutter des Jungen.« Er deutet mit dem Daumen auf die Tür zu meinem Zimmer, wo der Junge, Ricky, schläft.
»Oh, Mann.« sage ich und muss mich setzen. Der arme Junge. »Aber wieso, Mr. Sloburn? Seine Mutter hatte doch nichts mit diesem Blauen zu tun?«
Sloburn schüttelt den Kopf.
»Hat der Junge sie etwa ... ?«
»Was? Oh, Nein.« sagt Mr. Sloburn, »das glaube ich nicht. Man hat die ... « Er scheint einen Moment nach dem richtigen Wort zu suchen. »Man hat die Spuren von drei Männern gefunden. Die Polizei vermutet Einbrecher.«
»Oh Scheiße. Dann vielleicht wegen dem Geld?« rate ich. Nur hatten wir ja das Geld von Azula López die ganze Zeit über im Tresor. Jetzt wird mir ganz schön mulmig. Sloburn nickt nachdenklich.
»Keine Einbrecher«, sagt eine matte Stimme hinter mir. »Die Leute vom Duke. Schweine. Aber die sind jetzt tot. Ich habe sie alle umgebracht. Ich ... « Dann fängt die Stimme an zu schluchzen.
»Komm doch rein, Ricky.« sagte Mr. Sloburn. »Setz' dich zu uns.«
Der Junge sieht schläfrig aus, und immer noch ziemlich schwach. Er hat sich in die Decke gehüllt, die auf meinem Bett lag. Ich kann Tränen sehen, die seine Wangen hinab rinnen, es sind 'ne ganze Menge Tränen. Er schlurft hinüber zu dem Ledersofa, setzt sich und zieht die Decke um die Schultern. Dann starrt er vor sich ins Leere und weint noch ein bisschen. Er tut mir leid, jetzt, da der blaue Dämon aus ihm raus ist und er wieder ein ganz normaler Junge ist.
»Mom...« sagt er dann, leise. »Mom ist tot?«
Sloburn nickt.
Der Junge scheint das eine Weile verdauen zu müssen. Kann ich ihm nicht verdenken.
Dann sagt er: »Wer sind Sie eigentlich? Ich meine, Sie waren nicht wirklich hinter Ersatzteilen her auf dem Schrottplatz, oder?«
Berechtigte Frage, finde ich, also erklärt Mr. Sloburn es ihm. Und dann den ganzen Rest. Der Junge sitzt nur auf der Couch und hört zu. Ich bin mir nicht sicher, dass er auch wirklich jedes Detail der Story versteht. Aber er ist tapfer, weint nicht mehr.
Dann seh' ich, dass er seine Nägel in seine Handflächen gekrallt hat, 's kommt sogar ein bisschen Blut aus seiner Hand. Zäher, kleiner Bursche, aber das sollte er sich schleunigst abgewöhnen. Als Mr. Sloburn fertig mit der Erzählung ist, steht der Junge auf und sagt:
»Ich habe mitbekommen, dass sie Ärger hatte. Mom.« Er schluckt. »Da war so ein Typ, ein Johnny Irgendwas. Ich glaube, dem hat sie Geld geschuldet.«
Das erscheint mir recht seltsam, wo sie doch gestern noch hier hereinspaziert ist und einen Batzen Scheine auf den Tisch gelegt hat. Mr. Sloburn offenbar auch, aber er wirft mir einen Blick zu, den Jungen nicht zu unterbrechen. Also halte ich die Klappe und höre weiter zu.
»Also dieser Johnny, ich habe gesehen, wie er meine Mom herum geschubst hat und sowas.«
»Und dann hast du ihn...« schlägt Mr. Sloburn vor.
Ricky schaut unsicher zwischen uns hin und her.
»Wir wissen von den Fähigkeiten, die du gehabt hast, Ricky. Fähigkeiten, andere Leute zu beeinflussen. Zum Beispiel hast du den guten Sam hier losgeschickt, mir mit einer Eisenstange den Schädel einzuschlagen.«
Ich versuche, beleidigt zu gucken. »Lag nicht in meiner Absicht.« murmle ich. Es ist mir trotzdem peinlich.
Der Junge starrt Sloburn aus großen Augen an, dann mich. »Oh Gott, ja.« stammelt er dann, »das war ich nicht ... ich wollte nicht ... Es tut mir ... «
»Schon gut, ist ja nichts passiert.« Sloburn klopft sich mit den Knöcheln an die Stirn, und gleichzeitig mit der anderen Hand von
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