Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
unten an die Tischplatte, damit es wirkt, als hätte er einen Schädel aus massivem Eichenholz. »Dickschädel.« sagt er und grinst. Es funktioniert, der Junge muss sogar kurz lächeln.
»Und mit diesem Johnny. Was hast du mit dem gemacht? Etwas Schlimmes, nicht wahr?«
Der Junge schaut zu Boden. »Ich hatte so eine Wut auf ihn. Vor allem deswegen, wie er meine Ma behandelt hat. Und sie hat mir gesagt, dass wir Geld brauchen würden, um das Haus nicht zu verlieren. Viel Geld.« Er schluckt, senkt den Kopf und die Tränen rollen wieder. Er wischt sie nicht weg.
Nach einer Weile sieht er wieder hoch. »Ich habe mir gedacht, wenn er uns das Geld besorgt, würde das unsere Probleme lösen, und ihm gleichzeitig ein paar einbrocken, für das, was er mit Mama gemacht hat.« Der Junge tut mir leid und seine Idee hatte was für sich, muss ich sagen. Vielleicht stehe ich ja auf ausgleichende Gerechtigkeit. »Das war falsch. Hätte ich nicht tun sollen.« flüstert er. Da bin ich allerdings anderer Meinung, was ich natürlich für mich behalte.
»Also hast du ihn losgeschickt, etwas Geld zu besorgen. Mit deinen Fähigkeiten.« sage ich.
Der Junge und Sloburn nicken gleichzeitig. So war das also. Nur hatte der Junge nicht bedacht, mit wem er sich da anlegte, und dass sie natürlich nach dem Geld suchen würden. Und dass sie die Spur über Johnny (der sich vermutlich an gar nichts erinnern konnte) zwangsläufig zu seiner Mutter führen würde. Und jetzt, da sie tot war, suchten sie vermutlich schon nach ihm.
»Du musst aus der Stadt verschwinden, das ist dir klar oder?« Der Junge schaut auf, wie um etwas zu erwidern, aber dann lässt er es sein. Mr. Sloburn hat recht, und das weiß er. Die Typen, die seine Mutter auf dem Gewissen haben, werden nicht aufhören, nach ihm und dem Geld zu suchen.
»Hast du jemanden, zu dem du gehen kannst? Möglichst weit weg von hier?«
Der Junge überlegt. »Tante Maria«, sagt er dann. »Tante Maria in New York.« Jake Sloburn schaut mich fragend an. Dann kapiere ich. Der große Detektiv hat noch nie von einer Stadt namens New York gehört.
»Das ist gut, New York ist gut. Weit weg.« sage ich. Vielleicht ja wirklich weit genug , ich wünsche es dem Jungen jedenfalls.
»Gut.« sagt Sloburn und steht auf. »Du musst noch heute fahren. Hast du die Nummer von Tante Maria?« Der Junge nickt. »Ich kann sie für dich anrufen und ihr die Sache mit deiner Mutter erklären … «
»Schon gut.« sagt der Junge. Er hatte ganz sicher keinen leichten Start und er hat ganz schönes Unheil angerichtet. Aber er hat Eier. Ich mag ihn.
»Oh!« sagt Jake Sloburn und schnellt aus seinem Stuhl hoch. »Ich habe da noch etwas für dich.« Dann geht er rüber zum Tresor, öffnet ihn und holt zwei Dinge heraus, die er vor dem Jungen auf den Tisch legt.
»Oh Scheiße!« sagt der Junge ehrfürchtig, als er er das blaue Stoffbündel auseinander faltet, dann ist er stumm vor Ehrfurcht.
»Es ist das neue Logo, die mit dem alten drauf waren leider schon vergriffen.« sagt Jake Sloburn grinsend, als der Junge strahlend das blaue Sweatshirt der New York Giants überzieht. Ist mir schleierhaft, wieso Jake Sloburn ein Giants-Shirt in seinem Tresor aufbewahrt, aber dem Jungen gefällt es jedenfalls.
»Das neue Logo ist tausend Mal besser, Mr. Sloburn. Vielen Dank!« Der Junge sieht bewundernd an sich herab. Und ich muss zugeben, Mr. Sloburn hat einen erstaunlich guten Geschmack, was die Klamotten anderer Leute angeht. Und falls er so etwas wie ein Herz hat, hat er es genau am rechten Fleck, wie man so sagt.
Dann macht der Junge den braunen Umschlag auf. Besonders glücklich sieht er dabei allerdings nicht aus. Er schaut kurz rein, dann legt er ihn wieder auf den Tisch. Als sein Blick auf den Namen fällt, der auf dem Umschlag steht, sieht er schnell woanders hin.
»Du wirst es brauchen, in New York.« sagt Mr. Sloburn. »Tante Maria soll dich ja nicht von ihrem Ersparten durchfüttern,
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