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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Alber
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erzählt?“ Svea zuckte hilflos mit den Schultern. „Pauline
war das irgendwie peinlich. Wie sie so ausgerastet ist und so. Ich musste ihr
versprechen, Stillschweigen zu bewahren. Egal was passiert.“ Der Kommissar
schüttelte mit dem Kopf. „Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Am
besten, Sie bringen mir ein aktuelles Foto Ihrer Schwester. Ich werde es dann
in unsere Datenbank einspeisen, sodass alle Reviere die Vermisstenanzeige
erhalten und nach ihr Ausschau halten können. Aber zuerst brauche ich Ihre
Personalien und eine Telefonnummer, unter der ich Sie tagsüber erreichen kann.
Und bitte, geben Sie mir die Autoschlüssel für den Wagen sowie die Schlüssel
zur Wohnung Ihrer Schwester.“
    „Die
Autoschlüssel? Wie kommen Sie darauf, dass ich die habe?“, fragte Svea verdutzt
und mit brüchiger Stimme.
    „Na
ja, ich dachte ja nur… Kein Problem. Wir bekommen den Wagen auch so auf.“
Schnell beendete Tom das Gespräch. Er wollte verhindern, dass Svea hier in
seinem Büro zusammenbrach. Weinende Frauen verunsicherten ihn. Ja, er würde
fast sagen, sie machten ihm Angst. Er wusste einfach nie, wie er mit ihnen
umgehen sollte. Sein Kollege Frank hatte damit schon weniger Probleme. Den
konnte nichts erschüttern. Wo steckte der eigentlich schon wieder? Abrupt
sprang er auf und streckte Svea die Hand zum Abschied hin.
    Doch
Svea erhob sich nur widerstrebend. Sie wollte noch nicht gehen, denn sie wusste
nicht, wohin. Die Anwesenheit des Kommissars vermittelte ihr eine Sicherheit,
die sie da draußen nicht haben würde. Schweren Herzens ergriff sie schließlich
doch noch seine ausgestreckte Hand und verabschiedete sich. Tom schickte ein
stilles Dankgebet zum Himmel. Er wartete noch, bis Svea draußen war, dann griff
er zum Hörer und rief seinen langjährigen Kollegen Frank Stein auf seinem
Mobiltelefon an. Er musste ihm unbedingt die Neuigkeit über Pfeifer mitteilen.

9
     
    Svea eilte zu ihrem Auto.
Ihre mühsam aufrechterhaltene Fassade bröckelte und zum ersten Mal seit dem Tod
ihrer Mutter vor sechs Jahren weinte sie echte Tränen. Sie flossen in Strömen
ihre Wangen hinab und rissen Make-up und Wimperntusche gnadenlos mit sich. Sie
bildeten eine braun-schwarze Straße, die sie mit dem Handrücken über das ganze
Gesicht verteilt hatte. Doch im Moment interessierte es sie nicht, wie sie
aussah. Verzweiflung und Angst hatten von ihr Besitz ergriffen und erdrückten
sie buchstäblich. Als sie endlich in ihrem Wagen saß, rief sie Rafael an:
„Rafi, können wir uns treffen? Jetzt, sofort? Im Starbucks? Bitte, ich halte
das alles nicht mehr aus. Ich brauche dich jetzt.“ Sie legte auf. Mist, nur die
Mailbox. Rafi war doch hoffentlich nicht noch sauer auf sie wegen Samstagnacht?
Sie hatten seitdem nicht mehr miteinander gesprochen. Es war völlig untypisch
für ihn, so nachtragend zu sein. Er war eigentlich ein Mensch, der seine
Freiheit liebte und seine Eigenarten pflegte. Sie verstand immer noch nicht,
warum er in letzter Zeit so empfindlich war und heute war es ihr auch egal. Sie
brauchte jemanden zum Reden und da kam nur Rafi infrage.
    Sie fuhr zu dem Café am
Martinstor. Wie immer war es schwierig, einen Parkplatz zu finden, also
beschloss sie, die paar Meter zu Starbucks zu Fuß zu gehen und suchte sich einen
Parkplatz in der Tiefgarage eines nahe gelegenen Kaufhauses. Svea liebte die
Freiburger Innenstadt. Normalerweise sprang sie gut gelaunt über die Bächle
hinweg und genoss das studentische Flair, welches diese wunderbare Stadt
verströmte. Sie und ihre Freundinnen hatten sich zu Studienzeiten mit den
auswärtigen Studenten oft einen Scherz erlaubt und sie in die Bächle geschubst.
Denn der Volksmund sagt, wer da hineinfällt, muss bleiben und eine Freiburgerin
heiraten. Doch heute hatte sie kein Auge für die Schönheiten dieser Stadt.
Schnell schlug sie, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern, die Richtung
des amerikanischen Coffee Shops ein.
    Tuschelnd drehten sich die Leute nach Svea um. Einige lachten sie auch
offen aus und sie verstand die Welt nicht mehr. Schnellen Schrittes hielt sie
auf das Café zu. Sie hatte das große, grüne Schild mit der schwarz-weißen
Sirene in der Mitte schon fast erreicht. Endlich angekommen, begab sie sich
schnurstracks zu den Toiletten. Sie wollte selbst sehen, was es zu lachen gab.
Als sie schließlich ihr Spiegelbild in dem großen, gut beleuchteten Wandspiegel
der Damentoilette betrachtete, erschrak sie. Diese Erscheinung hatte nichts

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